Geflügelpest breitet sich in Küstenregionen aus
In den letzten beiden Tagen wurden gleich zwei Fälle der Geflügelpest in den teils küstennahen Provinzen der Niederlande gemeldet. Auch unter den Meeresvögeln grassiert die Vogelgrippe mit besorgniserregenden Fundzahlen in den Niederlanden seit längerem.
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In Schore (Gemeinde Kapelle, Provinz Zeeland) wurden, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, rund 76.000 Legehennen am 14. August 2022 von der niederländischen Behörde für Lebensmittel- und Verbraucherproduktsicherheit (NVWA) gekeult. In Lunteren (Gemeinde Ede, Provinz Gelderland) ein Tag später rund 5.000 Hennen.
Schon im Frühjahr 2022 gab es mehrere Geflügelpestfälle in der Region. In den sieben weiteren Geflügelfarmen um die Ein-Kilometer-Restriktionszone des Betriebs in Lunteren wurden weitere präventive Keulungen durchgeführt.
Vogelpopulationen am Meer besonders betroffen
Die Vogelgrippe grassiert weiterhin unter zahlreichen Meeresvögeln. Bereits im Mai waren in Deutschland die ersten Verdachtsfälle des Hochpathogenen Aviären Influenza-Virus (HPAIV) vom Typ H5N1 außerhalb der sonst üblichen Jahreszeit gemeldet worden. 35 tote Brandseeschwalben wurden auf der Insel Trischen in Schleswig-Holstein gefunden. Zuvor gab es besorgniserregende Fundzahlen aus den Niederlanden und Großbritannien.
In diesem Jahr ist es besonders auffällig, dass die Erkrankung mitten in der Brutzeit auftritt und sehr hohe Verluste verursacht, wo die Seevögel in Kolonien dicht beieinander brüten. In der einzigen deutschen Basstölpelkolonie auf Helgoland wurden beispielsweise Ende Juli bereits über 170 tote Jungvögel gefunden.
Der Virustyp könnte möglicherweise endemisch werden, also zukünftig ganzjährig auftreten. Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) fordert daher Maßnahmen zum Schutz der Wildvögel, da die Lebensgemeinschaften der Nord- und Ostsee bereits durch Eingriffe des Menschen an ihren Belastungsgrenzen seien, warnt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Dirk Miller.
Ein nationaler Reaktionsplan für HPAIV-Varianten wie H5N1 bei Wildvögeln solle für alle Bundesländer ausgearbeitet werden - mit einem anschließenden Informationsaustausch. „Wir brauchen wirksame Monitoring-, Überwachungs-, Forschungs- und Meldesysteme, um ein Echtzeitwissen über das Virus und seine Entwicklung bei Wildvögeln aufzubauen. Nicht zuletzt müssen potenziell hochriskante Faktoren zur Übertragung aus der Geflügelhaltung eliminiert werden”, fordert NABU-Vogelschutzexperte Martin Rümmler.