Antibiotikaresistenzen: Reduzierter Antibiotikaeinsatz zeigt erste Erfolge
Beim Kampf gegen Antibiotikaresistenzen konnten einige Länder in Europa erste Erfolge erzielen. Forscher sehen einen deutlichen Zusammenhang mit dem Rückgang der Vergabe von Antibiotika – auch in der Nutztierhaltung.
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Jährlich verlieren über 35.000 Menschen in den Ländern der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) ihr Leben aufgrund von durch Antibiotikaresistenzen (AMR) erschwerten Infektionen. Antibiotikaresistenzen stellen jedoch nicht nur für die öffentliche Gesundheit eine Gefahr dar, sondern gefährden auch die Gesundheit der Nutztiere.
Der kürzlich veröffentlichte vierte gemeinsame Bericht über die integrierte Analyse des Verbrauchs von antimikrobiellen Wirkstoffen und das Auftreten von AMR in Bakterien von Menschen und Nutztieren (JIACRA IV), herausgegeben von der Europäischen Agentur für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC), der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), betont erneut, wie wichtig es sei, den Gebrauch von Antibiotika zu reduzieren.
Für den Bericht analysierten Forscher zwischen 2019 und 2021 gesammelte Daten über den Antibiotikaverbrauch und AMR in Europa. Ein wichtiges Ergebnis: In Ländern, die den Verbrauch von Antibiotika bei Tieren und Menschen reduziert hatten, konnte auch eine Abnahme antibiotikaresistenter Bakterien nachgewiesen werden. Die statistischen Daten wurden öffentlich zur Verfügung gestellt, um eine weitere Analyse durch Forscher und Experten zu ermöglichen.
Daten zeigen rückläufige AMR in E. coli
Die Forscher untersuchten zum ersten Mal, wie sich die Verwendung von antimikrobiellen Wirkstoffen (wie Antibiotika) und das Auftauchen von AMR in dem Bakterium Escherichia coli (E. coli) im Laufe der Zeit sowohl bei Menschen als auch bei Nutztieren verändert hatte. Die Analyse der Daten brachte hervor, dass eine Verringerung des Gesamtantibiotikaverbrauchs mit weniger resistenten E. coli-Bakterien bei Menschen und Tieren einhergehe. Demnach könne der besorgniserregende Trend der Antibiotikaresistenzen umgekehrt werden, so die Schlussfolgerung der Forscher.
One-Health-Ansatz richtungsweisend bei AMR
Laut Bericht zahle es sich auch aus, wenn weniger Antibiotika in der Nutztierhaltung eingesetzt werde, und verweist in dem Zusammenhang auf den One-Health-Ansatz. Der One-Health-Ansatz ist ein Konzept, das von einer engen Verbindung zwischen der Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt ausgeht. Demnach würden Maßnahmen in einem Bereich direkte Auswirkungen auf die anderen Bereiche haben. So würde sich eine Verringerung des Einsatzes von Antibiotika in der Nutztierhaltung auch positiv auf die öffentliche Gesundheit auswirken.
Der Bericht hebt die Aufgabe der EU hervor, den One-Health-Ansatz weiter voranzubringen. Außerdem werden weitere Maßnahmen auf nationaler, EU- und globaler Ebene sowie einheitliche Standards in der Überwachung des Antibiotikaverbrauchs und gezielte Studien zur Ausbreitung von AMR gefordert.