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Management

Biberacher Milchviehtag

Unter dem Motto „Der Erfolg liegt im Detail“ referierten am Biberacher Milchviehtag am 17. November 2017 verschiedene Milchviehexperten. Im Mittelpunkt des Milchviehtags stand das Management von effizienten und langlebigen Kühen. Hilmar Zarwel von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt erläuterte seine Routinetätigkeiten als Herdenmanager, angefangen von der Kälberaufzucht bis hin zur Rationsgestaltung der einzelnen Fütterungsgruppen.
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Unter dem Motto „Der Erfolg liegt im Detail“ referierten am Biberacher Milchviehtag verschiedene Milchviehexperten. Im Mittelpunkt des Milchviehtags stand das Management von effizienten und langlebigen Kühen.
Unter dem Motto „Der Erfolg liegt im Detail“ referierten am Biberacher Milchviehtag verschiedene Milchviehexperten. Im Mittelpunkt des Milchviehtags stand das Management von effizienten und langlebigen Kühen.Borlinghaus
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„Wir wollen mit Kühen Geld verdienen“, sagt Hilmar Zarwel. Grundlage für effiziente und langlebige Kühe ist die Kälberaufzucht. Bereits bei der Gabe der ersten Mahlzeit muss darauf geachtet werden, dass das Kolostrum absolut sauber ermolken wird. Zarwel rät zudem zu einer „Kolostrumbank“. Hier sollte Kolostrum mit hoher Immunglobulindichte zur Verwendung kommen. Der Herdenmanager hält den Kauf einer Kolostrumspindel für absolut sinnvoll. Die ideale Temperatur für die Kolostrumspindel sind 20°C. In Iden wird Kolostrum mit Industriesäure auf einen pH-Wert von zirka 5,5 angesäuert und in einem Kühlschrank bei 1 °C gekühlt. Bei Verwendung von Industriesäure komme es nicht zur Ausflockung.

Zusätzliche Energie für die Kälber

Der Pansen liefert in den ersten Wochen noch sehr wenig Wärmeenergie. Der thermoneutrale Temperaturbereich eines Kalbes liegt etwa bei 20 °C. Das Kalb benötigt deshalb bei niedrigeren Temperaturen zusätzlich Energie, um seinen Wärmehaushalt aufrechtzuerhalten. Um auch in der kalten Jahreszeit hohe Ta-geszunahmen zu generieren rät der Kuhexperte aus Iden zu einer Milchaustau-scherdosierung von 160 Gramm MAT/Liter Tränke im Winter und 150 Gramm MAT/Liter Tränke im Sommer. In den Sommermonaten ist zudem auf ausreichende Beschattung der Kälber zu achten, da sich Iglus bei hohen Temperaturen stark aufheizen. Grundsätzlich sollten nur hochwertige Milchaustauscher mit entsprechendem Anteil an Magermilchpulver zum Einsatz kommen.

Auf gute Futteraufnahme achten

Bei den Kühen ist Hilmar Zarwel eine konstant hohe Futteraufnahme in allen Ab-schnitten der Laktation, sowie in der Trockenstehphase wichtig. „Schlechte Fres-ser sind Risikotiere, daher muss alles dafür getan werden, um die Kühe zum Fressen zu animieren“, so Zarwel. Die Futteraufnahme der Kühe wird täglich mittels Restfutterschätzung im Trog, über das Fressverhalten und über die Anzahl der Wiederkauschläge kontrolliert. Monatlich erfolgt eine Beurteilung der Körperkondition, um damit Folgeerkrankungen im ersten Drittel der Laktation vorzubeugen. „Die Trockenstehphase der Kuh ist wie ein Urlaub“, so Hilmar Zarwel. Hier spielt die Haltung eine zentrale Rolle. Viel Stroh und viel Platz sind die Schlagworte. In diesem Bereich sieht der Herdenmanager bundesweit noch den größten Nachholbedarf auf den Betrieben.

Tierbeobachtung nach der Kalbung

Auch in der ersten Woche nach der Kalbung werden die Kühe in Iden in einer separaten Gruppe auf Stroh gehalten, um die Tierbeobachtung sicherzustellen. Wenn man die „Historie“ der Einzelkuh kennt, kann man mögliche Risiken schon vor der Kalbung abschätzen und entsprechend reagieren.

Wenige Zusatzfuttermittel, hohe Panseneffizienz

Zu Laktationsbeginn kommt der Idener Herdenmanager mit sehr wenigen Zusatzfuttermitteln aus. Das Detail liegt seiner Meinung nach in einer hohen Futteraufnahme, die konsequent über die gesamte Laktationsperiode trainiert werden muss. Bei Verdacht auf Ketose kommt ein Kombiprodukt aus Glycerin und Propylenglycol zum Einsatz. Außerdem achtet Hilmar Zarwel auf niedrige Harnstoffwerte in der Milch, die seiner Erfahrung nach ausschlaggebend für eine gute Panseneffizienz sind.

Viele Kühe auch in Altgebäuden

Sein Erfolg als Herdenmanager spricht für sich. Aktuell stehen über 90 Kühe des 420 köpfigen Kuhbestandes mit über 100.000 Kilogramm Lebensleistung in über 40 Jahre alten Stallgebäuden. Trotz der alten Gebäude legt Zarwel hohen Wert auf Kuhkomfort, um hohe Leistungen und gute Tiergesundheit miteinander zu vereinbaren. Durch einfache und kostengünstige Umbaumaßnahmen wurde in den letzten Jahren das Stallklima verbessert, was sich vor allem in puncto Fruchtbarkeit sehr positiv bemerkbar gemacht hat. Eine weitere Rolle spielt auch die Festlegung der Zuchtziele, die je nach Betriebsphilosophie klar definiert werden sollen und zirka 20 Prozent des Erfolges ausmachen.

Erfolgreicher Fleckviehzuchtbetrieb

Diese Erfahrung bestätigte auch Georg Kraus, der in Gessertshausen bei Augsburg mit seiner Familie einen Fleckviehzuchtbetrieb bewirtschaftet. Der Betrieb umfasst neben 240 Milchkühen, 250 Stück weibliches Jungvieh, 15 Zuchtbullen, 180 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und eine 180 Kilowatt Biogasanlage. Neben Kraus und seiner Frau sind die beiden Söhne bereits in den Betrieb eingestiegen, die Tochter hat ebenfalls Interesse. Außerdem sind regelmäßig Azubis und Praktikanten auf dem Zuchtbetrieb. Dass seine Kinder alle in der Landwirtschaft tätig sind ist seiner Meinung nach auf das positive Vorleben und die erfolgreiche Unternehmensführung zurückzuführen.

Hohe Milchleistung und gutes Futter

Familie Kraus setzt neben der Milchproduktion auf Zuchtviehvermarktung und hohe Nebenerlöse über gute Vermarktung der Bullenkälber und Altkühe. Bei entsprechendem Management und speziellen Zuchtzielen gelingen ihm auf sei-nem Betrieb konstant hohe Milchleistungen von 11.000 kg/Kuh/Jahr. Kraus be-tonte unter anderem die Wichtigkeit der mehrmaligen Grünlandnachsaat, um ho-he Grundfutterqualitäten zu generieren. Auch bei der Wahl des Leistungsfutters setzt der Landwirt auf Qualität. Das Leistungsfutter das zusätzlich zur Trogration je nach Milchleistung über die insgesamt vier Automatischen Melksysteme gege-ben wird setzt sich zusammen aus: 40 Prozent Gerste, 25 Prozent Milchleis-tungsfutter, 25 Prozent Körnermais und 10 Prozent Trockenschnitzel.

Konsequente Kuhbeobachtung

Einer seiner beiden Söhne ist ausschließlich für das Management im Stall ver-antwortlich und kontrolliert täglich die Futteraufnahme sowie die Stoffwechsella-ge seiner Kühe. „Jede Kuh die der Betriebsleiter nicht kennt, ist eine Kuh zu viel“, resümiert Kraus die konsequente Kuhbeobachtung. Die Kälber erhalten Vollmilch ad libitum und erreichen während der Tränkephase im Durchschnitt 1.400 Gramm Tageszunahmen. Außerdem erhalten die Kälber eine selbsthergestellte Heu-TMR.

Betriebsanalyse über RindCash

Dass neben guter Produktionstechnik auch die Datenkontrolle zum unternehme-rischen Handwerkszeug gehört, berichtete Alfons Matzenmiller aus Wilhelmsdorf bei Ravensburg. Der Betriebsleiter bewirtschaftet mit seiner Familie einen Milchviehbetrieb mit 150 Holsteinkühen, 150 Stück weiblichem Jungvieh und 140 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Gemeinsam mit dem Beratungsdienst Ravensburg führt der Betrieb seit über zehn Jahren eine Betriebsanalyse über RindCash durch. Der Betriebsleiter betonte die Wichtigkeit des eigenen Control-lings, welches man durch alltägliche Arbeiten zu oft aus den Augen verliert. Durch den Vergleich mit anderen Betrieben hat sich Familie Matzenmiller jedes Jahr neue Ziele gesteckt. Nach zehn Jahren Betriebszweigauswertung zog der Betriebsleiter ein positives Fazit.

Mehr Milch und höhere Grundfutterleistung

Durch den Einbau von zwei Melkrobotern im Wirtschaftsjahr 2012/13 erhöhte sich die abgelieferte Milchmenge auf heute über 10.000 kg/Kuh/Jahr bei eben-falls gestiegener Grundfutterleistung von über 5.000 kg/Kuh/Jahr und einer Kraftfuttereffizienz von 245 Gramm Kraftfutter pro Kilogramm Milch. Beim Einsatz sämtlicher Zukauffuttermittel setzt der Betriebsleiter auf Kontinuität. Er passt sein Milchleistungsfutter konsequent seiner Grundration an und lässt es nach seinen Vorstellungen mischen. Von häufigem Wechsel der Zukauffuttermittel rät er ab, ebenso versucht er auch im Grundfutter gute Qualitäten zu erzeugen, um größe-re Futterumstellungen im Jahresverlauf zu vermeiden.

Tierarztkosten dank Roboter halbiert

Erstaunlich waren für den Landwirt die deutlich gesunkenen Tierarztkosten seit der Inbetriebnahme der Roboter. „Die Kosten haben sich in diesem Punkt in etwa halbiert, obwohl die Milchleistung gestiegen ist“, so Matzenmiller. Maximal vier Prozent der Kühe verlassen innerhalb der kritischen 60 Tage nach der Kalbung aufgrund von Stoffwechsel- und daraus resultierenden Fruchtbarkeitsproblemen seinen Stall. Matzenmiller sieht eine enge Wechselbeziehung zwischen Grund-futterleistung und Tiergesundheit. Je höher die Grundfutteraufnahme desto besser ist die Tiergesundheit. Neben konsequenter Tierbeobachtung sind auch Aspekte des Tierwohls und ein guter Umgang mit den Tieren wichtige Details für den Erfolg. „Unsere Kühe zeigen uns alles, wir müssen es nur verstehen“, sagt Matzenmiller.

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