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OGA Nordbaden

Spargel schrumpft - Kiwibeere kommt

Überangebot, Niedrigpreise und fehlende Arbeitskräfte machen deutschen Obst- und Gemüseerzeugern zu schaffen. Der Erdbeer- und Spargelanbau schrumpft, hieß es bei der Generalversammlung der OGA Nordbaden am 20. November 2018 in Bruchsal.

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Rund 150 Beschäftigte arbeiten während der Saison im Neubau der OGA / OGV Nordbaden e. G. in Bruchsal. Von hier aus wird das Bundesgebiet und angrenzende Ausland mit frischem Obst und Gemüse beliefert.
Rund 150 Beschäftigte arbeiten während der Saison im Neubau der OGA / OGV Nordbaden e. G. in Bruchsal. Von hier aus wird das Bundesgebiet und angrenzende Ausland mit frischem Obst und Gemüse beliefert.OGA
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Nach drei schwierigen Geschäftsjahren ist die Stimmung bei den Obst- und Gemüseproduzenten der Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft Nordbaden e. G. (OGA) in Bruchsal getrübt. Nach witterungsbedingten
Ernteausfällen durch extreme Nässe und Frost in den Jahren 2016 und 2017 und einer schwierigen Vermarktung 2018 ist ist die Unternehmensleitung mit dem Geschäftsverlauf nicht zufrieden, teilt die Erzeugerorganisation anlässlich der Generalversammlung am 20. November in Bruchsal mit. Themen waren die Geschäftsergebnisse der Jahre 2017 und 2018, Aktuelles aus der Obst- und Gemüsebranche swie neue Geschäftsfelder. 

Namhafter Kunde des Lebensmitteleinzelhandels

Im Geschäftsjahr 2017 reduzierte sich der OGA-Umsatz durch erhebliche Frostschäden auf 41,1 (2016: 43,4) Mio. Euro. Zusammen mit der angeschlossenen Vertriebsorganisation OGV Nordbaden e. G. wurde im Geschäftsjahr 2017 ein nahezu stabiler Gesamtumsatz von 62,4 (62,5) Mio. Euro erzielt. Aufgrund großer Erntemengen und der unbefriedigenden Preissituation in der Saison 2018 rechnet die Geschäftsführung im Geschäftsjahr 2018 erneut mit einem Umsatzrückgang.

Das Unternehmen verfügt über zwei Standorte in Bruchsal und Heidelberg, 116 Mitgliedsbetriebe in Baden-Württemberg, Hessen und anderen Bundesländern und zählt zu den bedeutendsten Lieferanten des Lebensmitteleinzelhandels mit deutschem Obst und Gemüse. Schwerpunkte im Sortiment sind Spargel, Erdbeeren und Beerenobst, Zwetschgen, Äpfel, Zuckermais, Kürbisprodukte und zahlreiche Kulturen aus dem gärtnerischen Gemüseanbau.

Anbaurückgang durch unzureichende Erlöse

Die Anbauausweitung und Rekordernte 2017 bei Spargel in Deutschland mit 131.000 Tonnen sowie die ähnlich große Ernte in diesem Jahr haben den Produzenten bundesweit die Grenzen der Spargelvermarktung aufgezeigt, teilt die OGA mit. „Der anhaltende Kostendruck, die unbefriedigende Erlössituation im Lebensmitteleinzelhandel sowie zunehmende Probleme in der Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften zwingen viele Erzeugerbetriebe zur Reduzierung ihrer Anbauflächen“, berichtete Hans Lehar, geschäftsführender Vorstand der OGA und OGV Nordbaden e. G.

Auch beim Erdbeerenanbau in Deutschland stehen Veränderungen an. Die Anbaufläche ist bereits rückläufig und die Inlandsproduktion auf rund 120.000 Tonnen gesunken. Alternativen sehen die Badener im geschützten Tunnelanbau, der sich auch für andere Beerenfrüchte eignet und von der OGA gefördert wird. Dieser ermöglicht eine frühzeitige, sichere und kontinuierliche Ernte sowie eine umweltschonendere Produktion. Diese kostenintensive Produktionsform hat jedoch ihren Preis und erfordert eine Unterstützung durch den Handel und Verbraucher.

Billigste Lebensmittel in Deutschland

Innerhalb der Europäischen Union gilt Deutschland als das Land mit den billigsten Preisen für Lebensmittel, beklagte Lehar. Dabei genießen Produkte aus deutscher Landwirtschaft oder der deutschen Lebensmittelindustrie aufgrund ihres hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards weltweit ein hohes Ansehen. Aus Sicht der Produzenten und Landwirte ist beim Verbraucher und in der Gesellschaft laut Lehar ein verändertes Werteverständnis für Lebensmittel erforderlich. „Höchste Qualität zum günstigsten Preis ist auf Dauer nicht zu haben“, mahnte der Geschäftsführer.

Die Bruchsaler Vermarktungsexperten bemängeln die häufigen Werbeaktivitäten des Einzelhandels, die durch permanente Sonderangebote bei Lebensmitteln ein „billiges Lebensmittelimage“ vermitteln. Wenn auch in Zukunft ein landwirtschaftliches Produkt aus deutscher Herstellung gewünscht wird, müsse sich die grundsätzliche Einstellung zu Lebensmitteln in der Gesellschaft ändern. Für Medien, Unterhaltung oder Freizeit werde weitaus weniger gespart, als bei Lebensmitteln.

Erfolgreiche Kooperation mit französischer Primland-Gruppe

Erfolgreich verlief das zweite Jahr der Zusammenarbeit mit der französischen Primland-Gruppe, berichtete Hans Lehar. Primland ist ein genossenschaftlicher Verbund in Südfrankreich, Portugal und Italien und bedeutendster
Produzent und Vermarkter von französischen Kiwi-Früchten. Die Franzosen nutzen die Logistik-Plattform der OGA und OGV in Bruchsal für die Einführung ihres neuen Produktes Kiwibeeren auf dem deutschen Markt.

In Bruchsal werden die frisch geernteten Früchte im Zeitraum August bis November zwischengelagert, im Auftrag von Primland aufbereitet und an deren Kunden im Bundesgebiet ausgeliefert. Der im Jahr 2015 bezogene OGA-Neubau im Bruchsaler Industriegebiet mit hochmoderner Technik und umfangreichen logistischen Möglichkeiten war für die französischen Kiwi-Spezialisten ein willkommener Ausgangspunkt für diese Produkteinführung
in Deutschland. Denkbar ist eine weitere Zusammenarbeit auf Produktionsebene, teilte der Geschäftsführer mit.

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