Mischfutter 2019 stabil - Versorgung ist gesichert
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Im Kalenderjahr 2019 wurden in Deutschland nach vorläufigen Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft insgesamt 24 Mio. Tonnen (t) Mischfutter hergestellt. Das sind marginale 0,34 Prozent mehr als im Vorjahr. Seit dem letzten Quartal 2019 allerdings geht es abwärts, weil die Branche die Auswirkungen reduzierter Tierzahlen und den Strukturwandel zunehmend zu spüren bekommt, meinte Dr. Hermann-Josef Baaken, Sprecher der DVT-Geschäftsführung.
Weniger Schweine, Rinder stabil
Die Anzahl der schweinehaltenden Betriebe geht beispielsweise in Niedersachsen zurück, während zugleich die Anzahl der Mastschweine über 50 kg mit 4,1 Millionen noch weitgehend stabil ist. Die Ferkelerzeugung ist weiterhin rückläufig. Der Rinderfutterbereich sei weiterhin stabil. Es gebe eine weiter leicht steigende Milchleistung auf hohem Niveau. Die Milchleistungsfutter seien heute zu einem großen Teil GVO-frei.
Weniger Futterzukauf 2019
Die Ausgaben der Landwirtschaft für zugekaufte Futtermittel lagen 2019 bei 8,36 Mrd. Euro, davon für Mischfutter 6,56 Mrd. Euro. Das waren rund eine halbe Milliarde weniger als im Vorjahr. Grund für diesen Rückgang dürfte die bessere Rohstoffverfügbarkeit in der Landwirtschaft 2019 gegenüber dem Dürrejahr 2018 gewesen sein. Größter und stabilster Bereich bei den Tierarten ist das Schweinefutter mit 9,6 Mio. t, gefolgt von Rinderfutter mit 7,1 Mio. t, Mastgeflügel mit 4,1 Mio. t und Legehennenfutter mit 2,2 Mio. t.
Tierernährung wird ständig weiter verbessert
„Uns geht es darum, eine optimale Tierernährung für den Klimaschutz zu gewährleisten und die Landwirte bei ihrem Bestreben zu unterstützen, die Stickstoff- und Phosphorbelastung auf dem Acker zu reduzieren“, betont Baaken. Mit optimierten Futterrationen leisten die Tiernahrungshersteller auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Ziel ist eine höhere Futterverwertung.
Preise steigen derzeit an
Laut Peter Radewahn, DVT-Geschäftsführer, steigen derzeit die Preise für Futtermittel, gerade auch die der stark proteinhaltigen Futtermittel wie Rapsschrot und Soja. Grund dafür seien Logistikprobleme und geringere Transportkapazitäten.Solange Hersteller nicht im Tagesgeschäft Rohstoffe nachkaufen müssten, sei die Versorgung auf dem normalem Preisniveau gesichert. Die meisten Lieferungen seien über Kontrakte gut abgesichert.
Warenströme müssen sicherer werden
Schwachstellen in den globalen Lieferketten mache derzeit die Corona-Krise deutlich. Dabei ist für den DVT klar: „Die globale Vernetzung ist nicht mehr rückgängig zu machen. „Wir müssen aber resilienter werden, damit das System nicht anfällig für biologische Krisen wird, von denen die Lebensmittelversorgung zweifellos elementar betroffen sein kann“, fordert Baaken. Bei Vitaminen und anderen Futterzusatzstoffen habe man die Produktion ins Ausland verlagert. „Hier müssen wir schauen, wie wir die Warenstörme sicher machen“, so Baaken. Nach der Krise werde man in Sachen Lieferketten die Koordinaten neu setzen müssen, mit Blick darauf, welche Dinge für das Überleben der Menschen essentiell sind (Grundbedürfnisse). „Ich mag das Wort ‚systemrelevant‘ nicht, aber man muss darüber nachdenken, was ist tatsächlich erforderlich,“ meinte Dr. Hermann Josef Baaken.
Eigenversorgung stärken
Die Tierernährung als einen wichtigen Bestandteil der Lebensmittelwirtschaft und letztlich auch der Kreislaufwirtschaft zu positionieren, sei eine der Aufgaben des Verbands, so beispielsweise auch im Rahmen der „Farm to fork“-Strategie von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen als Teilbereich des Green Deals. Der DVT habe schon früh Risiken erkannt und auf europäischem Parkett an Vorschlägen zur Definition von nachhaltigen Lieferketten gearbeitet. Nachhaltiges Soja soll auf Dauer nur noch aus entwaldungsfreien Regionen kommen. 47 Prozent des Mischfutters enthält Getreide, weitere 7 Prozent kommen aus Mühlennachprodukten hinzu. Allein diese Anteile zeigen den hohen Anteil des heimischen Futters, ganz zu schweigen von dem, was in den Betrieben an Gras und Gras- und Maissilagen eingesetzt wird. „Das werden wir bei einer europäischen Proteinstrategie mit dem Ziel einer hohen Eigenversorgung mit einbringen“, so Baaken.
Atemschutzmasken dringend benötigt
Die Corona-Krise nimmt die Futtermittelindustrie sehr ernst. Es wird alles getan, damit Mitarbeiter so gut es geht geschützt werden. Um genügend Futter zur Verfügung zu stellen, müssen die Unternehmen jetzt unbedingt weiter produzieren können. Hierfür benötigen sie jetzt chnellstmöglich Nachschub von Atemschutzmasken, nicht nur wegen der Infektionsgewahr, sondern allein schon wegen der übermäßigen Staubbelastung. Zum anderen brauchen die Firmen zum Schutz der Mitarbeiter genügend Desinfektionsmittel.
Nachschub an Rohware gesichert
Für die Mischfutterwerke gilt der Nachschub an Rohwaren als weitestgehend gesichert. „Es sind generell genügend Einzelfuttermittel auf dem Markt verfügbar, um über die kommenden Wochen und Monate bis zum Sommer zu kommen“, versicherte Peter Radewahn. Allerdings könne nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden, welche Störungen sich in der Versorgung noch auftun werden. In der Logistik jedenfalls gibt es derzeit erhebliche Probleme. Freie inländische Transportkapazitäten seien nur sehr schwer zu finden, Probleme im internationalen Schiffsverkehr seien zwar keine bekannt, aber an den innereuropäischen Grenzen läuft der Verkehr noch nicht reibungslos, wenngleich sich die Lage bereits verbessert habe. Die Versorgung mit den wichtigen Zusatzstoffen konnte trotz des teilweisen Shut-downs der chinesischen Produktion gesichert werden. Mittlerweile laufen die Transporte aus China in Richtung Europa wieder an. Eine Versorgungslücke konnte dank umsichtiger Einkäufe der europäischen und der deutschen Importeure vermieden werden.
Danke an Kooperationspartner und Behörden
In der jetzigen Situation sei es sehr wichtig, dass die Futtermittel- und Lebensmittelkette gemeinsam handelt. „Unsere Kooperation mit dem Deutschen Raiffeisenverband bewährt sich in diesen Tagen, und wir werden auch weiterhin zusammen für die Interessen unserer Mitglieder arbeiten“, so Radewahn. Auch die Zusammenarbeit mit den Behörden und Überwachungsstellen klappt reibungslos.
Vorausschauender Einkauf angesagt
Mit Blick auf den Futtermitteleinkauf für landwirtschaftliche Betriebe, meinte Radewahn: „Ich kann nur dringend davon abraten jetzt irgendein Flachlager über dem Stall plötzlich zu reaktivieren, wo das Futter dann mehr oder weniger ungeschützt herumliegt.“ Dieser zusätzliche Vorrat käme dann Monate später erst zur Verfütterung, was große Risiken in Sachen Qualitä, Haltbarkeit und Hygiene mit sich bringen würde. Hamsterkäufe, ähnlich wie sie in diesen teilweise in Supermärkten zu beobachten waren, gab es in der Landwirtschaft keine, was auch absolut kontraproduktiv gewesen wäre. Was allerdings zu beobachten ist, ist eine verstärkte Bestelltätigkeit, um früher und schneller die vorhandenen Lagekapazitäten wieder aufzufüllen. Nach dem Motto: „Man wartet nicht bis zum Schluss, bis der Tank leer ist. Sondern man hält den Tank möglichst immer voll, denn man weiß nicht was noch alles kommt.“
Hintergrund: Der Deutsche Verband Tiernahrung e. V. (DVT) vertritt die Interessen der Unternehmen, die Futtermittel (Tiernahrung wie Mischfutter, Mineralfutter, Einzelfutter etc.), Vormischungen und Zusatzstoffe für Nutz- und Heimtiere herstellen, lagern und damit handeln. Der DVT finanziert sich ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen seiner 280 Mitgliedsunternehmen, die im deutschen Futtermittelmarkt tätig sind und knapp 80 Prozent des deutschen Futtermittelmarktes abdecken.
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