Hintergrundarbeit ist so wichtig wie eine Demo
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Guckert mahnte die Teilnehmenden an den Bildschirmen, sich als Gruppe von Landwirten in Baden-Württemberg „nicht auseinanderdividieren zu lassen“. Dabei sprach der Nordbadener das ehrenamtliche Engagement an. Es sei leicht, Mitglieder für eine schlagzeilenträchtige Demo mit Traktoren zu begeistern. Aber genauso wichtig wie eine PS-strotzende Sternfahrt sei es, politische Entscheider für die Interessen der Landwirtschaft zu gewinnen. Diese in der Verbandsöffentlichkeit häufig kaum gewürdigte Hintergrundarbeit eines Bauernverbandes führe indes häufig zu entscheidenden Weichenstellungen. Guckert beklagte etwa, dass in privaten Chatrunden selbst engagierte, namhafte Verbandsvertreter immer wieder durch den Kakao gezogen würden: „Das tut schon weh“, bedauerte er.
Konsumwandel mit den Bauern
Am Beispiel des sich ändernden Fleischkonsum erklärte er, dass sich die Landwirtschaft nicht gegen gesellschaftliche Interessen zu mehr Klimaschutz stellen würde. Diesen Konsumwandel mit einer Wertsteigerung für Fleisch zu verbinden, sei auch im Sinne der Landwirtinnen und Landwirte im Südwesten. Allerdings bleibt Wolfgang Guckert skeptisch. „Wenn ich am Donnerstag die Wochenendprospekte des Lebensmitteleinzelhandels im Briefkasten habe und sehe, wie dort Fleisch verramscht wird“, sagte er, dann werde deutlich, wo die Defizite von Handel und Verbrauchern lägen. Folgerichtig will der Kreisvorsitzende mit den Verbrauchern noch besser ins Gespräch kommen. Als Guckert in die Lehre ging, gaben die Deutschen 30 Prozent ihres Haushaltseinkommens für Lebensmittel aus, heute sind es noch 10 Prozent. „Wir wollen nicht zurück zu 30 Prozent, uns würden schon zwei bis drei Prozent mehr reichen, um wieder Geld zu verdienen“, erinnerte Guckert.
Unter den Gästen des Bauerntages war Marco Eberle, der Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes. Eberle ging unter anderem auf das Insektenschutzpaket der Bundesregierung ein. Darüber hatte BWagrar in der Ausgabe 6/2021 ausführlich auf den Seiten 9 bis 11 berichtet. Weiterer Gast war Herman Frey von der Karlsruher ZG Raiffeisen, der Märkte und Preise für Getreide und Raps erläuterte. Dessen Bericht bringt BWagrar voraussichtlich in der Ausgabe 8/2021.
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