Heftige Reaktionen an den Terminbörsen
Die Futureskurse für Getreide und Ölsaaten an der Pariser Terminbörse sind als Reaktion auf Russlands Angriff auf die Ukraine nach oben geschossen und haben dabei neue Allzeithochs markiert. Das französische Agrarconsultingunternehmen Agritel berichtete von einer „Marktpanik“. Der Handel mit Futures auf Weizen und Mais in Chicago wurden ausgesetzt, weil mit den Kurssprüngen die zulässigen Limits ausgeschöpft wurden. Die Futures im Sojakomplex legten ebenfalls kräftig zu. Das meldet die Agrarzeitung über den Pressedienst AgraEurope noch am ersten Tag des Angriffs am 24. Februar.
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Der DAX ist am Donnerstagmorgen um 500 Punkte unter 14.000 Punkte gesunken, der Ölpreis auf über 100 Dollar gestiegen. An der Euronext verteuerte sich der vordere Weizenkontrakt mit Fälligkeit im März 2021 heute Vormittag in der Spitze auf 344 Euro/t, gab bis gegen 16.45 Uhr wieder auf 319,25 Euro/t nach. Das waren aber noch 11,2 Prozent mehr als der Abrechnungskurs von gestern. Der Maisfuture derselben Fälligkeit legte zwischenzeitlich bis auf 304 Euro/t zu und kostete am Nachmittag 293 Euro/t; das bedeutete ein Plus von 9,4 Prozent. Für den Kontrakt auf Raps zur Lieferung im Mai 2022 verzeichnete die Matif im Verlauf des Vormittags einen Höchstpreis von 835,75 Euro/t. Anschließend gab der Future auf 775,50 Euro/t nach, was im Vergleich zum gestrigen Abrechnungskurs aber immer noch einer Verteuerung 4,8 Prozent entsprach.
Russland und die Ukraine wichtige Player im Weltgetreidehandel
Russland hatte am 24. Februar schon morgens eine Reihe von Raketen-, Artillerie- und Luftangriffen gestartet und damit die schlimmste Sicherheitskrise ausgelöst, die Europa seit Jahrzehnten erlebt hat. Wie die russische Nachrichtenagentur „Tass“ berichtete, hat Moskau bereits die Schifffahrt im Asowschen Meer ausgesetzt, über das ein kleiner Teil der ukrainischen Ernten exportiert wird. Der Betrieb in den Häfen am Schwarzen Meer gehe allerdings weiter. Auf die Ukraine und Russland sollten nach aktuellen Prognosen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) im Wirtschaftsjahr 2021/22 insgesamt 28,7 Prozent des Welthandelsvolumens an Weizen sowie 19,5 Prozent des globalen Maishandels und 78,9 Prozent der weltweiten Sonnenblumenausfuhren entfallen.
Preisschock an den Märkten
Am Tag nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, am 25. Februar, sind die Preise an den Rohstoffmärkten nach oben geschossen. Dabei handelt es sich nicht nur um eine technische Reaktion, denn egal wie sich die Lage weiterentwickelt: Die Warenströme aus dem Schwarzmeerraum werden erheblich gestört sein, selbst wenn sich die Lage schnell beruhigen sollte – mit einer normalen Ernte in der Ukraine ist nicht zu rechnen, und es bleibt abzuwarten, wie stark die Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen wird. So die Einschätzung von Johann Meierhöfer, Referatsleiter Ackerbau beim Deutschen Bauernverband. Das habe nicht nur Auswirkungen beim Weizen, sondern besonders auf die Sonnenblumensaat und damit auch auf den Raps.
Preisniveau dürfte jetzt weiter steigen
Die Auswirkungen von Sanktionen hingegen sollten zumindest beim Brotgetreide nicht überschätzt werden. Die Abnehmer aus dem Nahen und Mittleren Osten und auch die nordafrikanischen Staaten können sich einen Kaufboykott innenpolitisch nicht leisten, denn wird das Brot teurer, murrt das Volk, so Meierhöfer. Nichtsdestotrotz ist auch beim Weizen auf längere Sicht mit hohen Preisen zu rechnen. Das gelte leider auch für den Dünger, denn mit der Eskalation habe sich die Hoffnung auf eine schnelle Normalisierung des Preisniveaus gänzlich zerschlagen.
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