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BayWa

Besonnen und lieferfähig

Die Münchner BayWa bewertet die Folgen des Russland-Ukraine-Kriegs für das eigene Unternehmen besonnen. Der Agrar- und Solarkonzern rechnet mit keinen wesentlichen Auswirkungen. Bei landwirtschaftlichen Betriebsmitteln bleibt die Firma lieferfähig.
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Am 24. März hatte die BayWa zur virtuellen Bilanzpressekonferenz eingeladen. Gut 50 Journalistinnen und Journalisten hatten sich am Morgen zugeschaltet als Vorstandschef Klaus Josef Lutz berichtete, dass der Start ins neue Geschäftsjahr bisher gut verlaufen sei. Nach derzeitiger Einschätzung erwarte das Unternehmen keine wesentlichen Auswirkungen auf ihre Aktivitäten aufgrund des Krieges in der Ukraine. Die Ukraine und Russland seien für das Unternehmen keine wesentlichen Absatzmärkte.

Vorstandschef Klaus Josef Lutz bestätigte dann die bereits vor dreieinhalb Wochen mitgeteilten, damals noch vorläufigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2021: Der Umsatz war um mehr als 20 Prozent auf 19,8 (Vorjahr: 16,5) Mrd. Euro geklettert. Den sprunghaften Umsatzanstieg wollte Lutz nicht besonders hervorheben, weil die Kennzahl vor allem preisgetrieben sei, sagte er. Die Aufmerksamkeit lenkte der im März 2023 ausscheidende Vorstandschef vielmehr auf das Vorsteuerergebnis Ebit, das noch kräftiger zugelegt hatte als der Umsatz. Mit einem Ergebnissprung von 26 Prozent gelang eigenen Angaben zufolge die neue Rekordmarke von 266,6 (211,6) Mio. Euro vor Zinsen und Steuern. Die Dividende für 2021 soll um 0,05 Euro auf 1,05 Euro je Aktie steigen.

Mehr als die Hälfte des Konzernergebnisses erzielte erneut die BayWa r.e., die seit März 2021 als AG innerhalb der BayWa Gruppe firmiert, sagte Lutz. „Ich bin stolz, dass die BayWa r.e. im Bereich Regenerative Energien als europäischer Marktführer beim Thema Energiewende erfolgreich vorangeht. Und es zeigt sich, wie richtig 2009 der Einstieg in diesen Sektor für den wirtschaftlichen Erfolg der BayWa gewesen ist“, sagte der Vorstandsvorsitzende selbstbewusst. Auch die internationalen Segmente Cefetra Group für den Agrarhandel und Global Produce für das Obstgeschäft wuchsen in Produktivität und Profitabilität.

Zum deutschen Geschäft sagte Lutz: „Als Grundversorger in den Bereichen Ernährung, Energie und Bau haben wir trotz der Lockdown-Phasen und der schwierigen globalen Lieferketten unsere Betriebe stets offen gehalten und waren von Agrar über Bau bis zu Energie praktisch immer lieferfähig.“ Speziell im deutschen Agrargeschäft hätten die 2019 eingeleiteten Veränderungen laut Lutz bereits im Jahr 2021 positive Auswirkungen auf das Ergebnis gezeigt. Dazu zähle die Neuordnung des Geschäfts in Ostdeutschland sowie die neue Aufstellung von Logistik, Agrar- und Technikvertrieb.

Sieben Geschäftssegmente im Blick

Das Segment Regenerative Energien wuchs nach Umsatz auf 3,6 (2,29) Mrd. Euro, das EBIT auf 135,0 (110,9) Mio. Euro zu. Für das laufende Jahr rechnet die BayWa mit weiterem Wachstum mit regenerativen Energien einschließlich Wind- und Solarenergie, unter anderem durch den Verkauf bereits fertiggestellter Projekte. Begünstigt durch politische Ausbauziele werde im Solarhandel ein weiter steigender Absatz an PV-Komponenten erwartet. Im Handel mit Solarmodulen sieht sich die BayWa als europäischer Marktführer.

Trotz höherer Umsätze blieb das Ergebnis im Segment Energie erwartungsgemäß hinter dem Vorjahr zurück. Der Umsatz stieg preisbedingt auf 2,1 (1,7) Mrd. Euro, das EBIT sank auf 17,4 (31,8) Mio. Euro. Vor allem bei Heizöl kühlte sich preisbedingt die Nachfrage ab, der Heizölabsatz sank 2021 um rund ein Fünftel. Einen Teilausgleich brachten Holzpellets, LNG (Liquefied Natural Gas) und Elektromobilität. Im laufenden Jahr soll die CO2-optimierte Mobilität ausgebaut werden, unter anderem mit Holzpellets, Flüssiggastankstellen (LNG) und Ladeparks. Bei Heizöl und Kraftstoff dürfte die Nachfrage hingegen weiterhin unter den hohen Energiepreisen leiden.

Die internationalen Agrarhandelsaktivitäten im Segment Cefetra Group verzeichneten im Berichtsjahr einen Umsatz von 5,0 (4,2) Mrd. Euro. Das EBIT erhöhte sich auf 38,8 (21,6) Mio. Euro. Im laufenden Jahr dürften die Preisschwankungen anhalten. Für die Cefetra Group sieht die BayWa dadurch Vermarktungschancen, auch im Falle möglicher globaler Versorgungsengpässe. Nach der Erweiterung des Portfolios 2021 um Molkereiprodukte, Milchalternativen, Nüsse und Hülsenfrüchte aus afrikanischem Anbau erwartet das Handelsunternehmen auch im Spezialitätenhandel einen stabilen Jahresverlauf.

Das Segment Global Produce hatte vor allem in Neuseeland mit dem Wetter, fehlenden Erntehelfern und Containern zu kämpfen, dennoch wuchs der Umsatz preisbedingt auf 0,96 ( 0,94) Mrd. Euro, das EBIT auf 42,6 (41,8) Mio. Euro. Aktuell hat sich zur aktuell laufenden neuen Ernte die Situation in Neuseeland entspannt. Die BayWa erwartet eine höhere Exportquote. In Deutschland düften die Preisrückgänge bei Kernobst anhalten. Im Handel mit exotischen Früchten werden steigende Vermarktungsmengen erwartet.

Die laufende Neustrukturierung im Segment Agrar wurde im Geschäftsjahr 2021 von höheren Getreide- und Betriebsmittelpreisen gestützt. Der Umsatz stieg auf 4,2 (3,6) Mrd. Euro, das EBIT sank auf 12,3 (14,3) Mio. Euro. Beim Dünger profitierte die BayWa von der frühzeitigen Einlagerung der Ware zu günstigen Preisen, die sie später teurer verkaufen konnte. Bei den steigenden Preisen für Agrarrohstoffen verhielt es sich ähnlich. Das Unternehmen erwartet, dass die Preise für Getreide und Ölsaaten mindestens auf dem bisherigen Niveau bleiben. Der wachsende Öko-Landbau drückt auf die Absatzmengen bei Dünger und Pflanzenschutz. Im Düngerbereich wird die Nachfrage durch strengere Umweltauflagen und das derzeit hohe Preisniveau zusätzlich gedämpft. Dagegen gewinnt das Geschäft mit alternativen Betriebsmitteln und Saatgut sowie der Handel mit Bio-Erzeugnissen stärker an Gewicht. 2022 sollen in Ostbayern und Ostdeutschland zwei neue BayWa Standorte für die Erfassung von Ökogetreide entstehen.

Das Segment Technik erreichte einen Umsatz von 1,9 (1,87) Mrd. Euro, das EBIT war mit 48,6 (54,4) Mio. Euro rückläufig. Auch für 2022 rechnet die BayWa mit einem überdurchschnittlich hohen Absatz an Traktoren und Maschinen in Deutschland. Neben dem Förderprogramm „Bauernmilliarde“ ist die Inflation ein treibender Faktor, der Landwirte verstärkt in Sachgüter investieren lässt. Davon profitieren auch die Werkstätten, deren Auslastung im Berichtsjahr weiter zugenommen hat.

Ein starkes Jahr verzeichnete der Handelskonzern im Segment Bau mit einem Umsatz von 2,1 (1,9) Mrd. Euro und einem EBIT von 73,2 (46,9) Mio. Euro. Das Segment profitierte von einer anhaltend hohen Nachfrage in allen Bereichen einschließlich Werkzeugen. Zusätzlich etabliert sich das Unternehmen als Projektierer im Wohn- und Gewerbebau.
 

 

 

 

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