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ISN-Schlachthofranking

Müller auf Platz 5

Auch 2022 stand die deutsche Schweinefleischbranche vor großen Herausforderungen. Die Schlachtbetriebe müssen weiterhin mit weniger Schlachtschweinen am Markt auskommen. Die Schlachzahlen sanken im Vorjahresvergleich um 9,2 Prozent. Auf den deutlichen Rückgang reagieren die Firmen mit Umstrukturierungen.
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Mit 47,1 Mio. Schweinen wurden 2022 in Deutschland 9,2 Prozent weniger Tiere geschlachtet als im Vorjahr. Einen solchen Einbruch der Schlachtzahlen gab es seit Beginn der Aufzeichnungen des Statistischen Bundesamt im Jahr 1993 nicht, stellt die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) in ihrem aktuellen ISN-Schlachthofranking fest. Der Schrumpfungsprozess hält seit sechs Jahren an und dürfte noch nicht zu Ende sein. Im Jahr 2016 kamen noch 59,5 Mio. Schweine in Deutschland an die Haken.

Regional betrachtet, gab es große Rückgänge in Niedersachsen, wo die Schlachtzahlen um 10,8 Prozent auf 15,1 Mio. Schweine sanken. Nordrhein-Westfalen verlor 5,7 Prozent auf 16,1 Mio. In Baden-Württemberg fielen die Zahlen um 7,2 Prozent auf 3,95 Mio. Schlachttiere. Steigerungen gab es lediglich in Hessen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. ISN-Marktanalyst Klaus Kessing kommentiert die Zahlen: Nachdem die Schlachtstatistiken im Jahr 2021 noch durch den Schweinestau 2020/2021 verzerrt waren, zeigen die Zahlen für 2022 nun das volle Ausmaß der Krise in der Schweinebranche. Die Anpassungsreaktionen der Schweinehalter auf die Krise, die in den vergangenen Jahren immer dramatischere Ausmaße angenommen hat, waren heftig. Ebenso müssen sich Schlachtunternehmen auf die neue Lage einstellen.

Einige Schlachtunternehmen reagierten auf das geringere Angebot mit höheren Einfuhren. Das zeigt sich in der Statistik: Der Schlachtschweine-Import hatte 2022 um 6,6 Prozent zugenommen. Die Schlachtschweineimporte waren in den Jahren zuvor und insbesondere während des Schweinestaus allerdings massiv gesunken von 3,32 Mio. im Jahr 2019 auf 1,16 Mio. im Jahr 2021.

Rangfolge in den Top 10

Die zehn größten Schweineschlachtbetriebe mussten im vergangenen Jahr teilsl erhebliche Rückgänge bei den Schlachtungen hinnehmen. In der Summe betrug das Minus bei den Top-10-Betrieben 8,2 Prozent, während die übrigen Betriebe ein Minus von 13,4 Prozent verzeichneten. Somit stieg der Anteil der Top-10-Betriebe am Gesamtmarkt um 0,9 Prozentpunkte auf 82,0 Prozent an. Bemerkenswert ist, dass es trotz der hohen Marktdynamik kaum Positionsveränderungen im Top-10-Ranking gab.

An der Spitze des Rankings bleibt Tönnies mit 14,79 Mio. Schweineschlachtungen. Obwohl das etwa 1,2 Mio. Schlachtungen weniger als im Vorjahr waren, konnte Tönnies seinen Anteil am Gesamtmarkt steigern und liegt mittlerweile bei einem Marktanteil von 31,4. Auf Platz zwei folgt Westfleisch mit 6,51 Mio. Schlachtungen im Jahr 2022. Das waren 10,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Marktanteil erreicht etwa 13,8 Prozent. Die deutlichsten Rückgänge bei den Schlachtzahlen unter den Top-10 verzeichnete die niederländische Vion auf dem dritten Platz im Ranking. Das Minus zum Vorjahr 17,1 Prozent. Der Marktanteil schrumpfte auf 12,3 Prozent. Anfang 2023 gab das Unternehmen bekannt, seine Zerlegung in Holdorf (Niedersachsen) zu schließen.

Danish Crown als Viertplatzierter steigerte seine Schlachtzahlen um 2,9 Prozent. Anfang 2023 gab der dänische Konzern bekannt, einen Standort zu schließen beziehungsweise die Schlachtung teilweise zu reduzieren.
Im weiteren Verlauf des Rankings konnte der Schlachtbetrieb Manten die Schlachtungen um 4,1 Prozent steigern und in die Top-10 aufrücken. Insgesamt konnten sich die Unternehmen auf den Plätzen 5 bis 10 unter den schwierigen Marktbedingungen behaupten. Böseler Goldschmaus (Platz 6), Steinemann (8.) und Simon-Fleisch (10.) hatten allesamt nur Rückgänge von weniger als 6 Prozent zu verzeichnen und lagen damit besser als die Entwicklung des Gesamtmarktes. Tummel (7.) konnte nach eigenen Angaben seine Schlachtzahlen aus dem Vorjahr halten. Bei Müller Fleisch (5.) aus Birkenfeld im Enzkreis entwickelten sich die Schlachtzahlen mit einem Minus von etwa 10 Prozent ähnlich wie der Gesamtmarkt.

Für ISN-Marktanalyst Klaus Kessing scheint eine weitere Konsolidierung in der Schlacht- und Verarbeitungsbranche unausweichlich. Die drastische Veränderung der Absatzmärkte – vor allem durch die Corona-Pandemie, die Afrikanische Schweinepest und die hohe Inflation infolge des Ukraine-Krieges, hat mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung mittlerweile den Anfang der Wertschöpfungskette, nämlich die Schweinehaltung, stark verändert.

Auch in der Schlachtbranche ist der Transformationsprozess in vollem Gange, weitere Anpassungen an die neuen Marktgegebenheiten dürften noch folgen. Die Viehbestandsentwicklungen deuten darauf hin, dass die Gesamtzahl der Schlachthaken noch weiter verringert werden dürfte. Abzuwarten bleibt, ob einige Schlachtunternehmen die Veränderungen am deutschen Markt zu ihren Gunsten nutzen können. Die ISN nimmt durchaus eine zunehmende Wettbewerbsrelevanz von Markenfleischprogrammen mit Schweinen aus höheren Haltungsformstufen wahr. Ob das allerdings bei hoher Inflation und sinkender Kaufkraft der Verbraucher auch Optionen für die breite Masse sein können, wird sich zeigen müssen.
 

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