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BWagrar-Webinar zum Thema Applikationste

Umweltschonend spritzen

Gute Applikationstechnik heißt: Vermeiden, dass Pflanzenschutzmittel abdriften oder in die Umwelt eingetragen werden. Dass sich da in der Technik viel verbessert hat, sieht man auch daran, dass der obligatorische Spritzen-TÜV jetzt nur noch alle drei Jahre vorgeschrieben ist, leitete Hans-Joachim Duch von Bayer CropScience seinen Vortrag beim BWagrar-Online-Seminar am 20.11.2014 ein.
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Meistens ist das Gestänge bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln zu hoch eingestellt. Die Folge ist eine höhere Gefahr von Abdrift, zeigte Duch anschaulich auf mehreren Fotos. Durch die Sensorsteuerung wurde die Gestängeführung wesentlich verbessert. Das ermöglicht, das Gestänge tiefer zu stellen und so die Abdrift zu reduzieren.
„Wenn wir tiefer gehen wollen, muss der Abstand der Düsen auf dem Spritzbalken von 50 cm auf 25 cm verkürzt werden“, erklärte Duch. Voraussetzung dafür ist eine perfekte Gestängeführung. Möglich ist dann auch eine Kombination von 1-Strahl- und Twin-Düsen. „Dadurch erreichen wir eine gute Bestandesdurchdringung und eine enorme Abdriftminimierung“, so der Pflanzenschutzexperte. Aufpassen muss man allerdings beim Anschlussfahren, hier „fehlt“ jetzt bei dem geringeren Düsenabstand sozusagen eine Düse.
Ein wichtiges Thema ist die Randbehandlung. „Einen schmalen Bereich neben der landwirtschaftlich genutzten Fläche ungewollt oder zwangsläufig mit zu behandeln“ ist verboten. Abhilfe schaffen hier Randdüsen, die nach innen im normalen 60-Grad-Winkel spritzen, nach außen aber nur 20 Grad haben. Am besten arbeitet man hier mit einem Doppel-Düsen-Stock oder mit einer automatischen Umschaltung vom Schleppersitz aus, empfiehlt Duch. Randdüsen bringen weniger Spritzbrühe aus. Bei einigen Firmen, etwa Agrotop, nimmt man dann eine kleinere Düse (andere Farbe), andere Firmen wie Lechler bieten eine „passende“ Randdüse in der gleichen Größe (gleiche Düsenfarbe) an.
„Falsche“ Dosierungen gibt es auch in Kurvenfahrten. Durch den Kreis, den das Gestänge in der Kurve beschreibt, werden außen nur 40 Prozent der vorgesehenen Spritzbrühmenge ausgebracht, innen sind es dagegen 160 Prozent, zeigte Duch. Die Probleme liegen auf der Hand: Gefahr von Rückständen in den Pflanzen und von Resistenzbildung bei den Wirkstoffen. Die von Dammann auf der Agritechnica vorgestellte C-C-A (Curves-Control-Application) wirkt dem durch entsprechende Düsenansteuerung entgegen.
Düsen wählen, Teilbreiten schalten
Es gibt über 1000 Düsenmodelle. Die Düsenwahl hängt ab von der Anwendung. Die „alten“ Standarddüsen produzieren kleine Tropfen. Die sind abdriftgefährdet, deshalb kommt dieser Düsentyp nur noch selten zum Einsatz. Anfang der 90er-Jahre kam die lange Injektordüse, die grobe Tropfen produziert, aber viel Druck braucht wegen der langen Wirbelkammer, etwa 4 – 7 bar. Die Weiterentwicklung ist die kompakte Injektordüse mit kleinerer Wirbelkammer, die mit 2 – 4 bar gefahren wird.
Die Tropfengröße beeinflusst natürlich die Anlagerung der Spritzbrühe am Wirkort. Die Auswertung der bei Bayer durchgeführten Versuche zeigte, dass in einem Drittel der Versuche die Wirkung des groben Tropfens so gut war wie die eines feineren. In einem Drittel der Versuche war die Wirksamkeit der groben Tropfen besser. Das ist wichtig für Anwendungen zum Beispiel gegen Sclerotinia oder Phytophthora oder bei der Blütenspritzung im Raps. Hier durchdringen die größeren Tropfen den Bestand besser.
In einem weiteren Drittel der Versuche war die Wirkung mit größeren Tropfen schlechter. Das ist ganz fatal bei der Bekämpfung von Unkräutern und Ungräsern, weil durch unvollständige Benetzung Resistenzen entstehen können. Hier sind die feineren Tropfen besser. Wenn dann noch Doppelflachstrahldüsen zum Einsatz kommen, die nach vorn und nach hinten spritzen, ist die Benetzung optimal für Ährenbehandlungen und Unkrautbekämpfung. Als wichtiges Handwerkszeug verwies Duch auf die Düsentabelle des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums, die auch im Agrarberater von Bayer enthalten ist.
Auf einige Neuerungen bei der Düsentechnik, die auf der Agritechnica vorgestellt wurden, ging Duch kurz ein. Als Beispiele erwähnte er die ID3 von Lechler, die mit einem sehr flexiblen Druckbereich zwischen 2 und 8 bar gefahren werden kann, und die TurboDrop VR Mk.II von Agrotop, eine Injektordüse mit variablem Durchfluss für flexible Fahrgeschwindigkeiten. Teejet arbeitet mit größeren Düsen und einer alternierenden Düsenschaltung, wenn weniger Wasser gebraucht wird, werden Düsen durch Impulsschaltung mit 10 Hz an- und abgeschaltet.
Beim Spritzen in nasse Bestände gelten besondere Bedingungen. Durch Tau können 1000 bis 5000 Liter Wasser auf den Blättern lagern, betonte Duch. Der Spritztropfen verbindet sich mit dem Tautropfen und rollt ab. „Die Blattwirkung des Pflanzenschutzmittels können Sie dann vergessen“, betont Duch ganz drastisch. Bei der Ausbringung von Bodenherbiziden kann die Ausbringung bei Tau dagegen sogar vorteilhaft sein. Auch die Tropfengröße spielt eine Rolle. Große Tropfen haben mehr Energie und fliegen sehr schnell. Sie erschüttern die Pflanzen, die Tropfen fließen zusammen und rollen ab. Kleine Tropfen kommen langsam an und verbinden sich mit den Tautropfen, sodass diese in die Belagsbildung mit einbezogen werden können.

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