Giftige Gefahr für Weidetiere
Auf nicht genutzten beziehungsweise nicht gepflegten Flächen entlang von Straßen, Wegrändern, Zäunen und anderen ungenutzten Bereichen sowie auf schlecht gepflegten Wiesen und Weiden ist jetzt das gelb blühende Jakobskreuzkraut zu sehen. Das Wasserkreuzkraut kommt auf feuchten Flächen (Nass- und Moorwiesen) auch bei intensiver Nutzung vor.
von Dr. Jonathan Mühleisen, Pflanzenschutzdienst am Regierungspräsidium Stuttgart erschienen am 23.06.2025Alle Pflanzenteile der Kreuzkräuter sind im frischen und konservierten Zustand sehr giftig für Pferde und Kühe. Der Grund sind die in Kreuzkräutern enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide, bei deren Abbau in der Leber giftige Stoffwechselprodukte gebildet werden. Schafe und Ziegen sind weniger gefährdet. Auf der Weide werden die Pflanzen vom Tier aufgrund der Bitterstoffe meist gemieden, in Heu und Silage werden sie aber mitgefressen.
Die Kreuzkräuter können sich durch überreiche Samenbildung schnell ausbreiten. Beim Jakobskreuzkraut sind bis zu 150.000 gut flugfähige Samen je Pflanze und Jahr möglich, die im Boden bis zu 20 Jahre keimfähig bleiben. Deshalb ist eine Null-Toleranz-Strategie im Wirtschaftsgrünland sowie bei angrenzenden Flächen sinnvoll. Einzelne Jakobskreuzkraut-Pflanzen sollten konsequent vor der Samenbildung mit der Wurzel ausgerissen oder ausgestochen und entsorgt werden, zum Beispiel über eine Biogasanlage. Samen verlieren durch die Vergärung bei mindestens 37 Grad Celsius und einem Tag Verweilzeit ihre Keimfähigkeit. Der Unkrautstecher der Firma Fiskars gilt hinsichtlich der Arbeitsleistung und geringerer Narbenverletzung als vorteilhafter als der Ampferstecher. Da der Kontakt mit der Pflanze Hautreizungen hervorrufen kann, ist empfindlichen Personen das Tragen von langer Kleidung und Handschuhen zu empfehlen. Zu beachten ist die Verwechslungsmöglichkeit mit weiteren zurzeit gelb blühenden Pflanzen, wie zum Beispiel Rainfarn, Johanniskraut und Wiesenpippau.
Auf Wirtschaftsgrünland sollten die entstehenden Lücken umgehend mit Gras nachgesät werden, damit es nicht zum Neuaustrieb von Samen der Kreuzkräuter kommen kann.
Maßnahmen zur Bekämpfung von Jakobskreuzkraut
Bei stärkerem Befall kann man das Jakobskreuzkraut durch zweimaliges Mähen pro Jahr, wenn jeweils mehr als die Hälfte der Pflanzen erste offene Blüten haben, zurückdrängen. Das anfallende Schnittgut darf nicht verfüttert werden.
Das Wasser-Kreuzkraut kann durch einen späten Schnitt im Herbst und Abräumen des Schnittguts unterdrückt werden. Zudem hilft bei der Regulierung auch die wiederholte Mahd zur Blüte durch Schnitte im Juli, August und Oktober mit anschließendem Abräumen. Herbizideinsatz bei Massenauftreten
Bei Massenauftreten auf Wiesen (nach dem letzten Schnitt) und Weiden kann ein selektives Herbizid eingesetzt werden. Zum Zeitpunkt des Rosettenstadiums, kurz bevor der Stängel geschoben wird, ist zum Beispiel mit dem Mittel Simplex ein guter Bekämpfungserfolg möglich. Eine Indikation gegen zweikeimblättrige Unkräuter in Wiesen und Weiden ist vorhanden. Bei einem Einsatz dieses Mittels müssen aber viele Auflagen beachtet werden, zum Beispiel hinsichtlich der Verwendung von Gärresten und Gülle, wie in der Broschüre „Integrierter Pflanzenschutz 2025“, Seite 119, beschrieben.
Auch Glyphosat-haltige Totalherbizide haben teilweise eine Zulassung gegen zweikeimblättrige Unkräuter in Wiesen und Weiden und können – sofern rechtliche Einschränkungen und Anwendungsverbote wie zum Beispiel in Wasserschutzgebieten sowie in Kern- und Pflegezonen von Biosphärenreservaten nicht entgegenstehen – sowohl zur Einzelpflanzenbekämpfung als auch zur Grünlanderneuerung von stark befallenen Teilflächen genutzt werden. Es wird empfohlen, bei Bedarf amtliche Beratung anzufordern, um Ärger im Nachgang zu vermeiden.
In jedem Fall sind auch bei einer chemischen Bekämpfung Lücken beziehungsweise bewuchsfreie Bereiche umgehend durch Nachsaat zu schließen. Nur so kann verhindert werden, dass sich die Bereiche durch neu keimende Kreuzkräuter wieder füllen.
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