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Folgen der Unwetterschäden

Boden abgeschwemmt, Futter verschmutzt

Anhaltende Niederschläge und immer wieder Starkregen: Die Spuren auf Acker und Grünland und in den Sonderkulturen werden noch eine Weile zu sehen sein, die Schäden sind in ihrem ganzen Ausmaß noch nicht zu erfassen. BWagrar befragte Berater bei den Landwirtschaftsämtern, welche Schäden aufgetreten sind und wie es auf den geschädigten Flächen weitergeht.
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 Maisfeld nach Starkregen
Maisfeld nach StarkregenMayer
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Noch immer steht das Wasser auf einem Teil der Felder, andere Flächen wurden neu überflutet, berichtet Paul Haid vom Landwirtschaftsamt Biberach. Schwerpunktmäßig betroffen sind das nördliche Risstal und die Region südlich von Laupheim. Nach vorläufigen Erhebungen gibt es im Kreisgebiet auf knapp 1000 Hektar Totalschäden mit einer Schadenssumme von 1,15 Millionen Euro. Betroffen sind über 200 Betriebe.

Ackerflächen unter Wasser

„Die Summe zum jetzigen Zeitpunkt exakt zu beziffern, ist schwer, denn erst allmählich zeigen sich die ganzen Auswirkungen der massiven Niederschläge der vergangenen zwei Wochen“, meint Pflanzenbauberater Haid. Mais und Getreide, die mehrere Tage im Wasser gestanden haben, werden gelb. „Jetzt sofort wäre noch ein Umbruch mit anschließender Maissaat möglich, doch die Flächen sind nur teilweise betroffen und nicht befahrbar. In dem einen oder anderen Fall könnte Kleegras eine Alternative sein.“

Im Vergleich zu guten Jahren hinkt die Vegetation zwar rund eine Woche hinterher, doch das wäre laut Haid noch aufzuholen, sofern es endlich trocken und warm wird. Auf überschwemmten Flächen könnte jetzt auch der Stickstoff fehlen, der verlagert oder ausgewaschen wurde. Ob auf den Maisflächen nachgedüngt werden kann, gilt es anhand des einzelnen Schlages zu beurteilen. Eng wird es auch für die zeitgebundene Fusariumbekämpfung im Weizen. „Ich hoffe auf kurze Schönwetterperioden“, gibt sich Haid optimistisch.

Das Hauptproblem bei den Unwettern der vergangenen Wochen waren neben den starken Niederschlägen – etwa 180 mm Regen wurden im Hohenlohekreis punktuell gemessen – auch die Schlammmassen, die von den Seitenbächen von Jagst und Kocher auf die Flächen gelangt sind, berichtet Bernd Weger, Berater für pflanzliche Produktion, Pflanzenschutz am Landwirtschaftsamt Hohenlohekreis in Öhringen. Dadurch sind jetzt auch Äcker betroffen, die sonst nicht im Überflutungsgebiet liegen. Etwa 40 Hektar Ackerland wurde überflutet, zum Teil wurde der Boden abgeschwemmt. Für den Mais und Soja kommt jetzt im gesamten Hohenlohekreis noch dazu, dass ihm nicht nur die Wärme fehlt, sondern in den wassergesättigten und den verschlämmten Böden auch die Nährstoffaufnahme erschwert ist.

In den stark betroffenen Gemeinden des Landratsamtes Schwäbisch Hall (Braunsbach, Kirchberg, Ilshofen, Wolpertshausen, Langenburg, Gerabronn) werden rund 2000 Hektar Mais angebaut. Davon wurden ein Teil durch Bodenerosion geschädigt. Ein geringer Teil der Flächen muss nachgesät werden. Die leichteren Böden sollten gegebenenfalls aufgelockert und nachgedüngt werden, etwa mit einer Hackmaschine mit Reihendüngung.

Grünlandaufwuchs verschmutzt

Unbedingt abwarten, bis die Wiesen wieder befahrbar sind, selbst bei überständigem Futter – der Rat von Prof. Dr. Martin Elsäßer vom LAZBW Aulendorf fällt eindringlich aus. Wer Flächen jetzt zur Unzeit befährt, müsse mit extremen Bodenschäden rechnen, die noch lange Zeit nachwirkten. Wenn unter trockenen Bedingungen dann siliert werden kann, rät er kurz zu häckseln, mit hohem Anpressdruck zu verdichten und gegebenfalls chemische Siliermittel einzusetzen, um Gärschädlinge zu unterdrücken. Generell sollte der Aufwuchs von überfluteten Flächen geprüft werden, ob er für die Verfütterung taugt oder zu sehr verschmutzt ist. Weniger Kopfzerbrechen bereiten Extensivstandorte, auf denen der erste Schnitt zur Heubereitung ansteht.

Auch auf den Grünlandflächen in den Überflutungsgebieten im Hohenlohekreis machen Geröll und Steine erhebliche Probleme. Auf über der Hälfte der Grünlandflächen war vor den Unwettern der erste Schnitt bereits eingebracht. Auf diesen Flächen könnte man bei trockenem Wetter noch versuchen, Öhmd zu machen, vor dem zweiten Schnitt müssen aber noch die Steine abgelesen werden. Das noch stehende, überflutete Heugras wird kaum zu nutzen sein und muss zusätzlich noch von der Fläche abgefahren werden.

Im Landkreis Schwäbisch Hall wurden entlang von Kocher und Jagst mit deren Seitentälern die Wiesen überschwemmt. Der Aufwuchs wurde mit Erde und Unrat verunreinigt. In den meisten Fällen handelt es sich um den zweiten Aufwuchs. Von etwa 400 bis 500 Hektar kann der Aufwuchs nicht mehr verfüttert werden, er sollte zügig gemäht, abgeräumt und gegebenenfalls kompostiert werden.

Obst und Wein

Im Obstbau leiden die Erdbeeren unter den extremen Niederschlagsmengen: Die Pflanzen trocknen nicht mehr ab, die Früchte werden weich, der Abfall häuft sich. „Der Sortieraufwand ist immens, damit die Qualität in der Schale stimmt“, berichtet Helmut Jäger, Vorsitzender der Obstregion Bodensee. Strichweise sind auch Hagelschäden bei Kernobst zu beklagen. Stärker betroffen sind einzelne Betriebe im Raum Obermeckenbeuren und Tettnang. Dort haben ältere Hagelnetze dem Gewicht der Hagelkörner teils nicht mehr standgehalten, wie Obstregions-Geschäftsführer Eugen Setz erklärt.

Die andauernden Regenfälle führen im Weinbau verstärkt zu Infektionen mit Peronospora. Gleichzeigt erschweren die nassen Böden die Pflanzenschutzmaßnahmen. In einzelnen Lagen im Taubertal und im Kochertal – hier geht man im Landwirtschaftsamt Öhringen von Schäden in Höhe von 500.000 Euro aus – sind zudem ganze Rebhänge abgerutscht und auch Hagel sorgte in einigen Lagen für vereinzelte Schäden.

Die Vereinigte Hagel meldete bis Freitag der vergangenen Woche 1282 Schäden in BadenWürttemberg und 14.205 beschädigte Hektar.

 

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