Beifuß-Ambrosie: Bestände melden und weitere Ausbreitung verhindern
Die Beifuß-Ambrosie breitet sich immer weiter aus. Sie hat hochallergene Pollen und Pflanzensaft und kann bei sensiblen Personen ernsthafte allergene Reaktionen hervorrufen. Vor allem bei Sommerkulturen kann sie auch zu hohen Ertragsverlusten führen, denn sie ist sehr konkurrenzstark. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, wird die Bevölkerung aufgerufen, Vorkommen von Pflanzen zu melden.
- Veröffentlicht am
Margareta Barth, Präsidentin der LUBW Landesanstalt für Umwelt,
Messungen und Naturschutz, warnt zu Beginn der Blütezeit der Beifuß-
Ambrosie vor einer weiteren Ausbreitung der aus Nordamerika
eingeschleppten Pflanze, die sich bereits in Süd- und Südost-Europa stark
etablieren konnte. „Die Beifuß-Ambrosie findet aufgrund des Klimawandels
auch hierzulande immer günstigere Bedingungen vor und besiedelt immer mehr
Gebiete. Blühende Bestände im Siedlungsbereich gelten unter Allergologen
deshalb als besonders problematisch“, so LUBW-Präsidentin Barth. Pollen
und Saft der Pflanze werden als hochallergen eingestuft und können bei
sensibilisierten Personen Bindehautentzündung, Heuschnupfen oder gar
Asthma bzw. Hautreaktionen auslösen. Bei weiterer Ausbreitung der Pflanze
befürchten Allergologen einen Anstieg der Allergikerzahl im Land.
Die negativen Auswirkungen der Beifuß-Ambrosie sind nicht ausschließlich
gesundheitlicher Art. Darüber hinaus kann sie als Konkurrenzpflanze auf
landwirtschaftlich genutzten Flächen zu hohen Ertragsverlusten führen.
Besonders konkurrenzkräftig ist sie in Kulturen, die im Frühjahr ausgesät
werden, wie Mais, Sonnenblumen, Lupinen, Erbsen, Ackerbohnen, Soja,
Gemüsekulturen, Zuckerrüben und Hafer.
Vorkommen in Baden-Württemberg
Nach Angaben der Ambrosia-Landesmeldestelle bei der LUBW haben die
Fundnachweise allein bei den Großbeständen auf Freiflächen mit 100 und
mehr Pflanzen im Zeitraum 2006 bis 2015 von 13 auf 166 zugenommen.
Darunter befinden sich Bestände mit mehreren tausend Pflanzen.
Neben den Großvorkommen hat sich auch die Anzahl der Kleinvorkommen auf
Freiflächen mit weniger als 100 Pflanzen im gleichen Zeitraum von 27 auf
310 auffällig erhöht. Schließlich nahmen auch die Nachweise in Gärten von
183 im Jahr 2006 auf 584 in 2015 zu.
Entlang von Straßen breiten sich die Ambrosia-Samen besonders gut aus, da
sie durch die Luftwirbel der Kraftfahrzeuge leicht verfrachtet und von
Mähmaschinen verschleppt werden.
Am häufigsten ist die allergene Pflanze auf Ruderalflächen (24,3 %) und
Agrarflächen (22,2 %) sowie an Straßen (16 %) und Grünflächen (12 %)
vertreten. Darüber hinaus besiedelt die Beifuß-Ambrosie relativ häufig
Erddeponien, Baustellengelände, Wildäcker, Waldwege und Waldränder sowie
Gärten. Auch in Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten wurde die
Pflanze schon nachgewiesen.
Fundstellen weiten sich aus
Die Verbreitungsschwerpunkte der Beifuß-Ambrosie liegen in
Baden-Württemberg derzeit in Höhenlagen bis 500 m ü. NN. Zu nennen sind
das Oberrhein-Tiefland mit den Räumen Freiburg, Kehl, Rastatt und zwischen
Karlsruhe und Mannheim sowie mit den Regionen um Stuttgart, Tübingen und
Reutlingen. Nachweishäufungen ergaben sich unter anderem in den Regionen
Hochrhein-Bodensee (Kreis Konstanz) und Bodensee-Oberschwaben (Kreis
Ravensburg).
„Die Zahlen der LUBW belegen, dass trotz nachweislicher Bekämpfungserfolge
konsequentere Eindämmungsmaßnahmen erforderlich sind. Die bisher
getroffenen Maßnahmen reichen nicht aus. Jetzt, Anfang August, hat die
Blütezeit der Ambrosia-Pflanze begonnen. Spätestens jetzt muss eine
Bekämpfung erfolgen, wenn die Samenbildung und eine weitere Ausbreitung
der Beifuß-Ambrosie verhindert werden sollen“, so Präsidentin Barth.
Mithilfe der Bevölkerung erwünscht
An die Bevölkerung appelliert Barth deshalb, dabei mitzuhelfen, die
weitere Ausbreitung der Pflanze einzudämmen. Gartenbesitzer sollen vor
allem Vogelfütterungsstellen im Auge behalten, da mit dem Vogelfutter
eingeschleppte Ambrosia-Samen auch noch nach vielen Jahren keimen können.
Es wird empfohlen, aufgefundene Pflanzen mit der Wurzel auszureißen. Dabei
müsse ein direkter Hautkontakt durch Anlegen von Handschuhen und
gegebenenfalls von Schutzkleidung unbedingt vermieden werden. Bei der
Entfernung blühender Pflanzen wird Augen- und Atemschutz dringend
empfohlen. Allergiker sollten nicht selbst Hand anlegen. Die Entsorgung
der Pflanze muss über die Restmülltonne und nicht über den Kompost oder
Biomüll erfolgen, da die Samen ansonsten nicht zerstört werden.
Das Auftreten des Gewächses sollte außerdem der LUBW (E-Mail:
Ambrosia@lubw.bwl.de) gemeldet werden. Da die Beifuß-Ambrosie oft mit
anderen Pflanzen verwechselt wird, ist die Übermittlung eines Fotos
wichtig. Darüber hinaus benötigt die LUBW Größe und Anzahl der Pflanzen
sowie genaue Fundortangaben. Ein Meldeformular kann über die LUBW-Webseite „Bestände melden“ heruntergeladen werden.
Das unkomplizierte Melden von vor Ort ist mit einer Funktion der
kostenlosen „Meine Umwelt“-App möglich (www.umwelt-bw.de/meine-umwelt).
Mit dem Smartphone oder Tablet kann das Vorkommen fotografiert, das Foto
hochgeladen und mit Angaben zum Standort an die LUBW gemeldet werden.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.