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Tafeläpfel

Teilausgleich für fehlende Menge über den Preis

Die neue Apfelsaison steht in Baden-Württemberg, aber auch deutschland- und EU-weit mengenbedingt unter einem ungünstigen Stern. Die Frühjahrsfröste haben erhebliche Ertragseinbußen zur Folge. Höhere Preise als im Vorjahr könnten einen Teil der Einbußen wettmachen, aber eben nur einen Teil und das auch nur für Ware der Handelsklasse 1, wie die LEL Schwäbisch Gmünd in ihrem Marktbericht für September berichtet.
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EU-weit droht mit 9,3 Mio. t (-21 Prozent zum Vorjahr) die kleinste Apfelernte seit zehn Jahren. Für Deutschland wird mit 555.000 t (-46 Prozent zum Vorjahr) der geringste Ertrag seit der Wiedervereinigung prognostiziert. Während die Niederelbe dank Frostberegnungsanlagen mit Verlusten von geschätzt 35 Prozent noch glimpflich davongekommen ist, wurde besonders der Süden schwer getroffen. So sollen in Baden-Württemberg zwei Drittel einer Durchschnittsernte vernichtet worden sein. Für einen Teil dieser bislang nicht versicherbaren Schäden wird das Land Baden-Württemberg im Rahmen der Frosthilfe 2017 aufkommen.

Besonders hohe Einbeußen bei der Jonagold-Gruppe

Besonders gravierend werden sich die Ausfälle bei der Jonagold-Gruppe auswirken. Am Bodensee erlitten diese besonders lange haltbaren Apfelsorten Verluste von 90 Prozent. Hinzu kommt, dass aufgrund des geringen Behangs an den betroffenen Bäumen vermehrt mit Übergrößen zu rechnen ist, sodass auch die verbleibenden zehn Prozent Jonagold-Äpfel nur bedingt für den Frischmarkt geeignet sein werden.
Da andere Sorten wie Elstar und Gala, je nach Haltbarkeit der Ware, bis April beziehungsweise Mai vermarktet sein müssen, wird im Lauf des Frühjahrs 2018 am Bodensee kaum mehr Lagerware für den Verkauf bereitstehen. Baden-Württemberg, das ansonsten über einen Selbstversorgungsgrad bei Äpfeln von rund 150 Prozent verfügt, wird dadurch in der zweiten Saisonhälfte auf Importe angewiesen sein. Bei einem Verbrauch von rund 150.000 t Tafeläpfel jährlich wird man ein Versorgungsdefizit von 50.000 t ausgleichen oder auf andere Obstarten ausweichen müssen.

Gute Preise für Topware – Abstriche bei Äpfeln zweiter Klasse

In der ersten Saisonhälfte versuchen die Erzeugerorganisationen nun zunächst, Einkommenseinbußen für ihre Mitglieder über den Preis zu begrenzen. Zum Teil gelingt das auch. So erzielte neuerntige Tafelware der Handelsklasse 1 im Schnitt fast 100 Euro/dt und damit 50 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Aufgrund der Auswirkungen von Frost- und Hagelschäden wird vermutet, dass der Anteil an zweitklassiger Ware überdurchschnittlich groß ausfallen wird. Entsprechend niedriger fallen hier die Preisaufschläge aus, bislang wurden 50 Euro/dt erzielt (+35 Prozent zum Vorjahr). Es bleibt abzuwarten, ob die Endverbraucher auch über längere Zeiträume bereit sind, Äpfel mit optischen Mängeln einzukaufen, oder ob sie auf makellose Importware ausweichen.
Diese Unsicherheit über die Vermarktungschancen könnte dazu führen, dass ein Teil der zweitklassigen Ware gleich nach der Ernte an die Verwertungsindustrie abgegeben wird. Denn dort werden gerade rekordverdächtige Preise in einer Spanne von 20 bis 25 Euro/dt erzielt, ein Aufschlag von 185 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als nur 7,50 Euro/dt bezahlt wurden. Für manchen Erzeuger könnte sich das lohnen, da er sich so Kosten für Sortierung, Lagerung und Vermarktung spart und kein Preisrisiko eingeht.
Gerade im Bereich der Direktsafterzeugung zeigt sich der Mangel an Äpfeln in Süddeutschland sehr deutlich. Ein Transport von Mostäpfeln aus anderen Anbauregionen über längere Strecken lohnt sich meist kaum, der geringe Kilopreis für Mostäpfel würde mit steigender Entfernung sehr schnell unverhältnismäßig zunehmen. Entsprechend sind die Verarbeitungsbetriebe eher bereit, den Erzeugern preislich entgegenzukommen, um ihre Anlagen auszulasten.

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