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Grünland und Biodiversität

Grünland-Mosaik schaffen

Sind Grünlandnutzung und Biodiversität ein Widerspruch? Prof. Dr. Elsäßer hat auf dem Hochschultag der Universität Hohenheim im Juli 2018 Mythen aufgeklärt und zeigte eine Perspektive für ein artenreiches Grünland-Mosaik.
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J. Klein
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Immerhin 52 Prozent der 3900 Pflanzenaten in Baden-Württemberg kommen im Grünland vor. Biologische Vielfalt bedeutet laut Prof. Dr. Martin Elsäßer aber nicht nur, dass überall möglichst viele Arten wachsen, sondern das jede Region eine spezifische Flora hat.

Biodiversität hat Vor- und Nachteile für die Landwirtschaft

Artenreiche Extensivwiesen haben einen besonderen Wert: Sie sind reich an Blüten, zudem sind die Blühphasen im Vergleich zu Intensivgrünland verlängert. Solche Flächen sind zudem von der Bevölkerung stark akzeptiert und erfordern meist nur wenige Dünger, von denen Überschüssen in die Umwelt gelangen können. Artenreiche Flächen sind aber blatt- und stängelreich, haben daher hohe mechanische Verluste beim Abwelken. Da sie wenig Zucker enthalten, sind sie schwer silierbar und enthalten oft Giftpflanzen.

Zuerst einmal muss man bedenken: Die Grünlandfläche nimmt ab. Durch Aufgabe von Landwirtschaftsbetrieben, Vegetarier und Veganer reduzieren den Fleischbedarf und damit auch den Bedarf nach Grünland. Milch wird vermehrt in Maisgebieten erzeugt. "Aus ökonomischen Gründen haben wir zudem aus vielen Grünlandflächen Einheitsgrün gemacht, um eine höhere Schlagkraft und mehr Fanzjahressilage zu gewinnen", sagt er.

Fragen zur Biodiversität auf dem Grünland geklärt

Auf dem Hochschultag in Hohenheim klärte der Grünlandexperte einige häufige Fragen, die zum Thema Biodiversität gestellt werden:

Mit steigender Artenzahl steigt der Ertrag. Stimmt das? Eine Studie aus Jena hat beobachtet, dass der Ertrag in Trockenmasse mit der Artenzahl auf extensivem Grünlan steigt. "Der reine Bestand ist nicht so ertragreich wie ein Mischbestand, beispielsweise aus Gräsern und Klee", merkt Elsäßer an.

Steigt mit reduzierter Intensität die Biodiversität an? Ein Langzeitversuch hat gezeigt, dass Nutzung die Artenzahl gegenüber der Nicht-Nutzung erhöht. Eine Übernutzung kann jedoch der Artenvielfalt schaden, da Pflanzen aus dem Bestand verschwinden, die häufige Schnitte oder intensives Beweiden nicht vertragen.

Höhere Biodiversität erhöht prinzipiell den Wert von Grünland - stimmt das? Dieses Thema werde kontrovers diskutiert: Kräuter enthalten mehr Mineralstoffe als Gräser, auch pharmakologisch wirksame Stoffe. Kräuter verschlechtern aber die Konservierbarkeit, jedoch können Kräuter den Ertrag bei extensiv geführtem Grünland steigern. Dann können sich jedoch auch Giftpflanzen wie die Herbstzeitlose im Bestand breit machen. Helfen tut dann frühes mulchen und mähen - "Dann macht man aber genau das, was Imker sich nicht wünschen!", gibt Elsäßer zu Bedenken.

Steigert eine Kombination unterschiedlich tief wurzelnder Pflanzen die Nährstoffaufnahme? Ja, bei nicht stickstoff-fixierenden Pflanzen um 17 Prozent, bei stickstoff-fixierenden Pflanzen um immerhin 12 Prozent. Das zeigte eine von Elsäßer zitierte Studie.

Biodiversität muss aktiv verfolgt werden

Problem: Viele Flächen sind nicht mechanisch nutzbar. Beweidung formt den Bewuchs durch Selektivität der Tiere bei der Futteruafnahmen, Tritte und Exkremente verändern den Bewuchs ebenfalls. "Artenreiche Bestände müssen also aktiv erhalten werden, der Erhalt der Biodiversität geht nicht nebenher", erklärt Elsäßer.

"Soll Biodiversität im Grünland erhalten werden, muss in erster Linie Grünland erhalten werden", erklärt er. Dazu brauche es den Link zwischen der Region, Nutzung und dem Produkt. Mit einigen Produkten verbinde der Verbraucher eine bestimmte Wirtschaftsweise (Beispiel: Iberico Schinken von spanischen Dehesas verknüpfe der Verbraucher mit Waldweiden).

Refugien wie Spätmahdstreifen fördern zudem die Biodiversität, ohne die Population von Mäusen und Maulwürfen zu steigern. Waldweide mit Bäumen auf den Flächen steigern ebenfalls die Biodiverstität. Zudem brauche es eine Agrar- und Umweltpolitik, die die entsprechenden Produktionsformen unterstützt.

Fazit

  • Hochleistungskühe können Futter artenreicher Wiesen nur teilweise gewinnbringend verwerten;
  • Extensive und blattreiche Aufwüchse sind schwierig zu konservieren;
  • Giftpflanzenfreies Futter kann die Fütterung aber bereichern;

Nutzungs-Mosaik auf dem eigenen Betrieb

"Wir brauchen Betriebe, die unterchiedliche Nutzungen in ihrer gesamten Struktur vereinigen. Die Kombination verschiedener Nutzungsformen auf dem gleichen Betrieb: Baumwiesen, intensivflächen, FFH-Mähwiesen, Intensive Futterwiese", erklärt Elsäßer, "Ein Mosaik in der Landschaft kann die Biodiversität erhalten", sagt Elsässer zusammenfassend.

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