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Landessortenversuche 2021

Ergebnisse für die Öko-Wintergerste

Lager und Halmknicken gehörten 2021 zu den Problemen in der Wintergerste. Doch das Ausmaß der Schäden variierte mit der Sorte. Wie die 14 geprüften Sorten in den LSV Baden-Württemberg 2021 abschnitten und was von den sechs Neuzugängen zu halten ist, erklärt Annette Haak.
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In den Öko-LSV Baden-Württemberg wurden 2021 sechs neue Wintergerste-Sorten geprüft.
In den Öko-LSV Baden-Württemberg wurden 2021 sechs neue Wintergerste-Sorten geprüft. J. Klein
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In Baden-Württemberg wird auf etwa 4.000 Hektar ökologische Gerste angebaut. Dabei entfällt etwa die gleiche Fläche auf Winter- wie auf Sommergerste (GA-Auswertung 2020, Quelle: MLR). Damit steht Gerste im ökologischen Getreidebau in Baden-Württemberg an vierter Stelle nach Weizen, Dinkel und Hafer.

Die baden-württembergischen Sortenprüfungen von Wintergerste im ökologischen Landbau finden seit 2015 an den Standorten Karlsruhe-Grötzingen (Betreuung: LTZ Au­gustenberg) und Stuttgart-Hohenheim (Betreuung: Universität Hohenheim) statt. 2021 wurden 14 Sorten geprüft, davon fünf zweizeilige und neun mehrzeilige. Sechs Sorten waren dieses Jahr das erste Mal im Sortiment.

Bei der Sorte auf Ramulariaanfälligkeit achten

Bei der Sortenwahl sind neben dem Ertrag und der Pflanzengesundheit auch der Marktwareanteil und das Hektolitergewicht entscheidend. Besonderes Augenmerk sollte auf der Anfälligkeit gegenüber dem Blattbefall mit Ramularia collo-cygni liegen, einem Pilz, der zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Neigung zu Halmknicken kann den Ertrag empfindlich reduzieren und sollte bei der Sortenwahl beachtet werden – insbesondere auf wüchsigen Standorten.

Mäßige Erträge trotz üppigen Beständen

Ausgesät wurden die beiden Wintergerstenversuche bei guten Bedingungen zwischen Anfang und Mitte Oktober 2020. Im feuchten und kühlen Frühjahr entwickelten sich die Bestände besonders in Grötzingen sehr üppig mit einer Bestandesdichte von durchschnittlich 640 Pflanzen je Quadratmeter. Die Bestände waren an beiden Standorten im Mittel etwa 20 Zentimeter höher als im Durchschnitt der letzten drei Jahre. Bereits drei Wochen vor der Ernte gingen in Grötzingen einzelne Sorten ins Lager, zur Ernte am 10. Juli 2021 lag der komplette Versuch. In Hohenheim trat sortenabhängig vermehrt Halmknicken auf (siehe Tab.). An beiden Standorten gab es ab Mitte Juni einen mittleren Befall mit Ramularia-Blattflecken (siehe Grafik).

Wie üblich waren die Erträge in Karlsruhe-Grötzingen deutlich höher als in Hohenheim. Dennoch lagen sie mit 63,6 dt/ha unter dem dreijährigen Mittel des Standorts (Mittel 2019 bis 2021: 67,8 dt/ha) und fielen damit nicht so gut aus, wie die Bestände es im Frühjahr noch erwarten ließen. Die Erträge in Hohenheim lagen mit 40 dt/ha im dreijährigen Durchschnitt (Mittel 2019 bis 2021: 40,6 dt/ha), wie in der Tabelle zu sehen ist.

Große Unterschiede bei den Qualitäten 

Die Qualität am Standort Karlsruhe-Grötzingen war – anders als in Hohenheim – unbefriedigend. Vermutlich hat nicht nur die Hitzeperiode in der Rheinebene mit Temperaturen über 30 °C Mitte Juni, sondern auch das ab Ende Juni auftretende Lager die Kornfüllung empfindlich beeinträchtigt. Das für die Vermarktung in der Regel erforderliche Hektolitergewicht von 64 kg/hl hat in Grötzingen keine Sorte erreicht. In Hohenheim erzielten alle Sorten gute bis sehr gute Ergebnisse zwischen 64,6 und 69,7 kg/hl.

Der Anteil vermarktungsfähiger Körner, ausgedrückt in der Siebsortierung (Prozentanteil der Körner > 2,2 mm), schwankte in Karlsruhe-Grötzingen sortenabhängig recht stark. In Hohenheim gab es keine großen Unterschiede zwischen den Sorten bei einem sehr hohen Marktwareanteil von 98,7 Prozent Körnern größer als 2,2 mm.

Die Sorten im Detail

Sorten mit der Fußnote „1“ wurde an sechs Prüfstandorten in Baden-Württemberg (Hohenheim, Karlsruhe-Grötzingen), Bayern (Neuhof, Berglern) und Hessen (Alsfeld, Bad-Vilbel) getestet. Nicht jede Sorte wurde jedes Jahr an allen Standorten geprüft.

Bianca (zweizeilig): Neu im Sortiment. Mittellange Sorte. Durchschnittliche Erträge über vier Versuche1 2021 (Relativertrag: 100,3). In Grötzingen (62 dt/ha) und in Hohenheim (39,3 dt/ha) im Jahr 2021 leicht unterdurchschnittliche Erträge sowie leicht unterdurchschnittliches Hektolitergewicht. Guter Marktwareanteil. An beiden Standorten in Baden-Württemberg erhöhter Ramulariabefall. In Hohenheim 2021 Neigung zum Ährenknicken (Note 5,5). Züchter/Vertrieb: SZ Streng/IGP.

Esprit (mehrzeilig): Neu im Sortiment. Lange Sorte. Bester Ertrag über vier Versuche1 im Jahr 2021 (Relativertag 110,1). In Karlsruhe-Grötzingen (68 dt/ha) und in Hohenheim (43,1 dt/ha) im Jahr 2021 überdurchschnittlich. Hektolitergewicht in Grötzingen (59,4 kg/hl) und Hohenheim (65 kg/hl) im Jahr 2021 im unteren Bereich. Guter Marktwareanteil. In Grötzingen stärkerer Ramulariabefall (Note 6,8). In Hohenheim 2021 deutliche Neigung zum Ährenknicken (Note 5,5). Züchter/Vertrieb: DSV.

Hedwig (mehrzeilig): Mittellange Sorte mit mittlerer bis hoher Standfestigkeit. Ertrag leicht über dem Durchschnitt in insgesamt 15 Versuchen seit 20181. Ertraglich 2021 in Grötzingen (65,2 dt/ha) leicht und in Hohenheim (38,4 dt/ha) deutlich unterdurchschnittlich. 2021 in Karlsruhe-Grötzingen und Hohenheim unterdurchschnittliches Hektolitergewicht. Sorte mit niedrigstem Ramulariabefall im Jahr 2021 an den beiden Standorten Karlsruhe-Grötzingen und Hohenheim. Züchter/Vertrieb: DSV.

KWS Flemming (mehrzeilig): Mittlere Reife und Länge. Sehr ertragsstark (Relativertrag 105,3 über 11 Versuche seit 20191). In Grötzingen 2021 ertraglich an zweiter Stelle (71,1 dt/ha), in Hohenheim 2021 im mittleren Bereich (38 dt/ha). In Grötzingen unterdurchschnittliches, in Hohenheim überdurchschnittliches Hektolitergewicht. Züchter/Vertrieb: KWS Lochow.

KWS Wallace (mehrzeilig): Neu im Sortiment. Mittellange Sorte. Ertrag über vier Standorte1 im Jahr 2021 unterdurchschnittlich. In Grötzingen 2021 ertragsschwächste Sorte. Hektolitergewicht im Jahr 2021 in Grötzingen und Hohenheim unterdurchschnittlich. In Grötzingen starker Ramulariabefall (Note 7). Züchter/Vertrieb: KWS Lochow.

Newton (zweizeilig): Mittlere Reife, mittellang, mittlere bis hohe Standfestigkeit. Über acht Versuche seit 20201 leicht überdurchschnittliche Erträge. Ertraglich in Grötzingen mit 64,4 dt/ha leicht unter dem Durchschnitt, in Hohenheim mit 44,2 dt/ha deutlich überdurchschnittlich. Hektolitergewicht an beiden Standorten 2021 leicht überdurchschnittlich. Ramulariabefall an beiden Standorten 2021 erhöht. (Note 5,5). In Hohenheim 2021 deutliche Neigung zum Ährenknicken (Note 5,8). Züchter/Vertrieb DSV.

Normandy (zweizeilig): Neu im Sortiment. Mittellang. Durchschnittlicher Ertrag über vier Versuche im Jahr 20211. In Grötzingen und Hohenheim ertraglich unter dem Durchschnitt. Hektolitergewicht an beiden Standorten 2021 im Durchschnitt. In Hohenheim 2021 Neigung zum Ährenknicken (Note 5). Züchter/Vertrieb: Nordic Seed.

Quadriga (mehrzeilig): Relativ lange Sorte mit mäßiger Standfestigkeit und mittlerer Reife. Ertraglich über elf Versuche seit 20151 unter dem Durchschnitt. Auch in Grötzingen (57,1 dt/ha) und Hohenheim (36,2 dt/ha) im Jahr 2021 unterdurchschnittliche Erträge. Schlechtes Hektolitergewicht in Grötzingen mit 55,6 kg/hl. Gutes, aber unterdurchschnittliches Hektolitergewicht in Hohenheim mit 65,9 kg/hl. In Grötzingen im Jahr 2021 erhöhter Befall mit Ramularia (Note 6,5). Züchter/Vertrieb: Secobra.

Rubino (mehrzeilig): Lange Sorte. Ertraglich über zehn Versuche seit 20191 drittstärkste Sorte. Am Standort Grötzingen 2021 ertragsstärkste Sorte (74,3 dt/ha), in Hohenheim ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt (44,2dt/ha). An beiden Standorten 2021 sehr gutes Hektolitergewicht mit 62,4 kg/hl und 68,7 kg/hl. Züchter/Vertrieb: Hauptsaaten.

Sandra (zweizeilig): Mittlere Reife, mittellang. Insgesamt leicht unterdurchschnittliche Erträge über 16 Standorte seit 20151. Im Jahr 2021 in Grötzingen(62,2 dt/ha) und Hohenheim (36,7 dt/ha) ebenfalls ertraglich unter dem Durchschnitt. Etwas erhöhter Ramulariabefall. Bestes Hektolitergewicht in Grötzingen, in Hohenheim ebenfalls im oberen Bereich (67,9 kg/hl). Sehr guter Marktwareanteil. Züchter/Vertrieb: Saatzucht Bauer/IG Pflanzenzucht.

Semper (mehrzeilig): Mittellange bis lange Sorte. Ertrag über 25 Standorte seit 20151 leicht unterdurchschnittlich. Im Jahr 2021 in Grötzingen (62,6 dt/ha) und Hohenheim (36,7 dt/ha) ebenfalls unterdurchschnittliche Erträge. In Hohenheim leicht überdurchschnittliches Hektolitergewicht. 2021 sehr niedriger Ramulariabefall in Hohenheim. Vertrieb: KWS Lochow.

Teuto (mehrzeilig): Neu im Sortiment. Lange Sorte. Bester Ertrag über vier Versuche im Jahr 20211 (Relativertrag 107,8). In Grötzingen und Hohenheim 2021 jeweils zweitbeste Sorte (69,3 dt/ha beziehungsweise 43,3 dt/ha). Leicht unterdurchschnittliches Hektolitergewicht. Züchter/Vertrieb: Secobra.

Titus (mehrzeilig): Lange Sorte. Ertraglich über 24 Versuche seit 2015 im Durchschnitt1. In Grötzingen 2021 ertraglich über dem Versuchsmittel (64,9 dt/ha), in Hohenheim deutlich darunter (37,7 dt/ha). Hektolitergewicht in Grötzingen leicht über dem Durchschnitt. In Hohenheim bestes Hektolitergewicht (69,7 kg/hl) und höchster Marktwareanteil. Züchter/Vertrieb: Saaten-Union.

Valerie (zweizeilig): Kurzstrohig. Trotzdem schlechte Standfestigkeit. Ertrag über acht Standorte seit 20201 deutlich unter dem Durchschnitt (Relativertrag 95,6). Auch in Grötzingen und Hohenheim 2021 deutlich unterdurchschnittlich. Durchschnittliches Hektolitergewicht. Starke Neigung zum Ährenknicken in Hohenheim 2021 (Note 7,3). Züchter/Vertrieb: RAGT.

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