Wintergerste im Check
Wintergerste bleibt 2023 die zweitwichtigste Kultur im Bundesland. Die Vermehrungen der Wintergerste haben bundes- und landesweit erneut eingebüßt.
- Veröffentlicht am

Wintergerste bleibt 2023 in Baden-Württemberg mit 89.400 ha Anbaufläche die zweitwichtigste Kultur hinter Winterweizen. Das entspricht einer Flächenzunahme von geschätzten neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. die Vermehrungsfläche liegt in Baden-Württemberg 2023 bei 930 ha und damit etwa zehn Prozent unter 2022. Davon entfallen auf die zweizeiligen Sorten etwa 90 Prozent (bundesweit etwa 25 Prozent). Die wichtigsten Sorten sind nach wie vor California, Bordeaux und Sandra. Auch die „Güllegerste“ SU Vireni spielt weiterhin eine bedeutende Rolle. Nur knapp 90 ha mehrzeilige Gerste werden in BW vermehrt, darunter die Sorten SY Dakoota und Esprit. Die neue Prüfsorte Julia - Ertragseinstufung in der BSL (Beschreibende Sortenliste 2023) mit den Höchstnoten 9/9 beim Kornertrag (reduzierte/integrierte Variante) - liegt mit über 2.200 ha Vermehrung bundesweit deutlich vor den anderen Sorten. Aktuell spielt Julia in BW noch keine Rolle. Die zwei (zz)- und mehrzeiligen (mz) Wintergerstensorten werden in Baden-Württemberg parallel an acht Standorten geprüft. Mit St. Johann kam erstmals ein weiterer Prüfstandort bei den Zweizeilern dazu.
Die LSV sind zweifaktoriell aufgestellt: in der reduzierten Variante V1 wird auf Fungizide und Wachstumsregler verzichtet, in der integrierten Variante V2 wird ortsüblich nach Bekämpfungsrichtwerten behandelt. Die LSV Wintergerste wurden Ende September bis Anfang Oktober 2022 bei passablen Bedingungen gesät. Der Herbst war warm und feucht und der überwiegende Teil der Prüfsorten ging in gutem Zustand in die kalte Jahreszeit. Deutlich zu mild und zu trocken war der Winter, Frost und Schnee gab es kaum. Der feuchte und warme Frühling und die zeitige Andüngung begünstigten die Entwicklung, und die Gerste konnte überdurchschnittlich gut bestocken. Das nasskalte Wetter im April bremste das Wachstum kurzfristig aus. Die Frühjahrsfeuchte reichte der Gerste für die Kornfüllungsphase, so dass die nachfolgende Hitzewelle und Trockenheit keinen erkennbaren Einfluss auf den Ertrag hatten.
Druck bei Netzflecken und Rhynchosporium
Aufgrund der feuchten Witterung von März bis Mitte Mai kam es zu einem höheren Krankheitsdruck mit Rhynchosporium und Netzflecken als in den Vorjahren. Ramularia trat in diesem Jahr spät und verhalten auf und hatte angesichts der anhaltenden Trockenheit keine nennenswerte Bedeutung. In Döggingen wurde in einigen Parzellen Typhula festgestellt. Nachtfröste Mitte Mai verursachten zum Teil Schäden an Ähren. Zu Vegetationsende wurde vermehrt Halm- und Ährenknicken verzeichnet. Zur Ernte waren fast alle Parzellen im Lager, auch in der behandelten Variante.
In diesem Jahr sind die zum Teil hohen Varianzen der Einzelorte beim Kornertrag vor allem in der reduzierten Variante auffällig. Der mehrzeilige Versuch am Standort Boxberg wurde nach längerer Abwägung trotz hoher Streuung einzelner Versuchsergebnisse in die Auswertung mit einbezogen. Hier sind die diesjährigen Standort- und Witterungseffekte bei einzelnen Sorten besonders ausgeprägt. Der Vegetationsverlauf 2022/23 und die LSV-Ergebnisse zeigen eindrücklich, wie wichtig langjährige Prüfungen sind, um einer Sorte gerecht zu werden. Bei einjährig geprüften Sorten können abgesicherte Aussagen zu Sortenleistung und -eigenschaft noch nicht getroffen werden, allenfalls erste Tendenzen. In mehrjährigen Verrechnungen dagegen können verschiedene Jahres- und Standorteffekte einfließen und das Leistungspotenzial einer Prüfsorte genauer eingeschätzt werden.
Insgesamt sehr gutes Ertragsniveau
Das Ertragsniveau ist 2023 insgesamt trotz der extremen Wetterverhältnisse sehr gut und deutlich über Vorjahresniveau. Über die acht Standorte liegt der Durchschnitt bei den Mehrzeilern in V2 bei 116 dt/ha (103 dt/ha V1). Ertragsstärkster Versuchsstandort 2023 ist Krauchenwies mit 130 dt/ ha in V2 (116 dt/ha V1). Im zweizeiligen Sortiment drückt das schlechte Ergebnis von St. Johann den Durchschnittsertrag auf 108 dt/ha in V2 (97 dt/ha in V1). In St. Johann kam es im Laufe der Vegetation zu starken Pflanzenschädigungen durch Verzwergungsvirosen. Vermeintliche Ursache war der hohe Infektionsdruck durch Ausfallgerste im Nachbarschlag. Noch einschneidender ist der Faktor Standort, der sich in diesem Versuch besonders niederschlägt.
Bei den zweizeiligen Gersten liegt ebenfalls Krauchenwies mit 129 dt/ha in V2 (113 dt/ha V1) an der Spitze. Die Effekte der Pflanzenschutzbehandlungen sind in diesem Jahr am Ertragsunterschied deutlich messbar, variieren aber von Standort zu Standort: In Kupferzell liegt der Mehrertrag bei 18 dt/ha (mz), in Kraichtal bei 19 dt/ha (zz), in Eiselau bei lediglich 8 dt/ha (zz). Hektolitergewicht (HLG) mit 68 kg (mz) beziehungsweise 70 kg (zz) und Marktwareanteil mit je 113 dt/ha liegen 2023 über dem Vorjahresniveau. Die Tausendkormassen (TKM) sind mit 42 g(mz) und 50 g (zz) etwas schwächer.
Wintergerste mehrzeilig: Sortenbeschreibungen
Nachfolgend die Beobachtungen aus den LSV in Baden-Württemberg und Sortenbeschreibungen für mehrzeilige Wintergerste:
Avantasia ist eine neue Prüfsorte, die beim Kornertrag in der BSL (8/9) sehr gut bewertet ist. In den LSV liegen die Relativerträge 2023 in beiden Varianten gut über dem Durchschnitt. Bei der Agronomie zeigen sich 2023 Schwächen: die Sorte neigt zu Lager und Ährenknicken. Außer einer stärkeren Ramulariainfektion und der hohen Anfälligkeit für Zwergrost (BSL 7) scheint Avantasia durchschnittlich blattgesund. Das Ährenschieben erfolgt früh. Die Kornqualitäten 2023 liegen im Mittelfeld.
Esprit überzeugt mehrjährig mit stabilen Ertragsleistungen über die Anbaugebiete. Auch 2023 präsentiert sich die Sorte über alle Prüfstandorte mit 101 Prozent (V1) und 98 Prozent (V2) sehr homogen. Die spätreife Gerste hat eine gute Ährenstabilität und trotz längerem Wuchs einen mittleren Stand. Leichte Schwächen gibt es bei der Halmstabilität. Das Gesundheitsprofil ist durchschnittlich, auf die stärkere Zwergrostanfälligkeit (BSL 6) sollte man achten.
Integral (nicht orthogonal; geprüft in Boxberg, Kupferzell, Eiselau) ist eine Neuzulassung mit einem Resistenzgen gegen das Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV). Die Wintergerste ist kurzwüchsig und standfest. Integral hat eine solide Gesundheitsausstattung mit einer guten Ramulariatoleranz. Die erhöhte Mehltauanfälligkeit (BSL 6) sollte man im Auge behalten. Die Sorte wurde an drei Standorten geprüft und liefert in beiden Varianten sehr gute Erträge. An den Standorten Kupferzell und Eiselau ist Integral 2023 die ertragsstärkste Sorte. Die Kornqualitäten 2023 sind vielversprechend.
Aktuell ist Julia die einzige Wintergerste mit der Höchstnote in der BSL beim Korner- trag (9/9). Diese Einstufung erfüllt die Sorte 2023 in den LSV nicht ganz. Sie liegt zwar mit 102 Prozent (V1) beziehungsweise 104 Prozent (V2) Relativertrag an der Spitze, der Abstand zu den ertraglich schwächer eingestuften Sorten ist minimal. Mehrjährig wird von der Sorte mehr erwartet. Julia ist durchschnittlich blattgesund, hat aber Schwächen bei der Strohstabilität. Der Marktwareertrag liegt bei sehr guten 104 Prozent relativ.
Die kurzstrohige Wintergerste KWS Exquise überzeugt mit ihrer guten Halm- und Ährenstabilität bei mittlerer Standfestigkeit. Neben einer Resistenz gegen den Gerstengelbverzwergungsvirus kann die Sorte auch eine gute Blattgesundheit vorweisen. Im schwierigen Jahr 2023 zeigte die Gerste über fast alle Standorte ihr hohes Ertragspotenzial und Ertragsstabilität. Mehrjährig liegen die Erträge im Mittelfeld. Die Sorte generiert 2023 einen hervorragenden Marktwareertrag von 104 Prozent relativ.
KWS Morris liefert 2023 über die Standorte (mit Ausnahme von Orschweier) und Varianten hinweg hohe bis sehr hohe 102 Prozent Relativerträge. Mehrjährig sind die Erträge durchschnittlich, Standfestigkeit, Halm- und Ährenstabilität liegen im Mittelfeld. Gegen die Blattkrankheiten ist die Gerste gut abgesichert. Die Qualitäten sind durchschnittlich.
SU Midnight kann 2023 ertraglich nicht überzeugen. Auch mehrjährig bleibt die Sorte im unterdurchschnittlichen Bereich. Agronomisch bewegt sich SU Midnight im Mittelfeld. Tendenzen zu Rhynchosporium- und Ramulariabefall sind erkennbar. Ein großes Plus der Gerste ist die Resistenz gegenüber den drei Gelbmosaikviren BaMMv, BaYmV-1 und BaYMV-2. Mit einem Marktwareertrag von 94 Prozent relativ bildet SU Midnight das Schlusslicht im Sortiment.
Die Neuzulassung SU Virtuosa (nicht orthogonal; geprüft in Boxberg, Kupferzell, Eiselau) ist gegen das Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV) resistent. Die Blattgesundheit ist insgesamt relativ ausgewogen mit Ausnahme einer Zwergrostanfälligkeit (BSL 7). SU Virtuosa überrascht am Prüfstandort Boxberg als beste Sorte mit deutlichem Abstand zur Konkurrenz. In der BSL ist die Sorte beim Ertrag mit (6/8) bewertet. Aufgrund der Wuchslänge neigt die Sorte zu Lager und Halmknicken. Die TKM ist 2023 mit (47,3 g) sehr hoch.
Die Hybride SY Dakoota besticht 2023 durch ihre gute Standfestigkeit sowie eine solide Halm- und Ährenstabilität. Die Sorte verfügt über eine überdurchschnittliche Rhynchosporiumtoleranz und zeigt sich insgesamt blattgesund. In beiden Varianten liegt die Gerste mehrjährig beim Ertrag im Mittelfeld. 2023 kann die Sorte mit 102 Prozent relativ in V2 ein sehr gutes Ergebnis vorweisen. Mit einem HLG von 70 kg und 103 Prozent Marktware schneidet die Sorte sehr gut ab. Die Hybride wird in den LSV mit 25 Prozent geringerer Aussaatstärke gesät.
Die langjährig geprüfte Hybride SY Galileoo präsentiert sich 2023 heterogen: ertragsstark in Döggingen und Eiselau, ertragsschwach in Tailfingen. Insgesamt liegen die Werte ein- und mehrjährig um den Durchschnitt. Die langwüchsige Sorte ist durchschnittlich strohstabil, neigt jedoch zu Ährenknicken. Das Gesundheitsprofil ist durchschnittlich mit einer guten Ramulariatoleranz. Der Marktwareanteil liegt 2023 bei 97 Prozent relativ. Die Hybride wird in den LSV mit 25 Prozentgeringerer Aussaatstärke gesät.
Teuto generiert ein- und mehrjährig leicht unterdurchschnittliche Kornerträge. Die langstrohige und standfeste Gerste neigt zu Ährenknicken. Bei den Blattkrankheiten ist Teuto unauffällig bis auf einen überdurchschnittlichen Rhynchosporiumbefall. In puncto Ährenschieben und Reife zählt Teuto zu den späteren Sorten. Die Kornqualitäten sind 2023 durchschnittlich.
Die Ertragsleistungen von Winnie in den LSV 2023 sind durchschnittlich. Ob die Sorte das Ertragsniveau mehrjährig halten kann, bleibt abzuwarten. In den BSL wird die Sorte beim Kornertrag mit (8/8) recht gut bewertet. Die langstrohige Gerste hat eine gute bis mittlere Strohstabilität, neigt allerdings zu Ährenknicken. Laut BSL (3) hat Winnie eine gute Resistenz gegenüber Zwergrost. Auch bei Ramularia zeigt die Sorte geringen Befall. Auffällig ist die deutliche Mehltauinfektion am Standort Kraichtal, trotz guter BSL-Einstufung (4). Winnie schiebt die Ähren relativ spät. Die Sorte überzeugt mit der besten Sortierung (99 Prozent) und einem hohen HLG.
Wintergerste zweizeilig: Sortenbeschreibungen
Nachfolgend finden Sie für Wintergerste zweizeilig die Beobachtungen aus den LSV Baden-Württemberg und die Sortenbeschreibungen:
Almut ist eine sehr stroh- und ährenstabile frühe Gerste mit einer guten Blattgesundheit. Trotz Einstufung in der BSL bei Mehltau (3) zeigt sich die Sorte 2023 leicht anfällig. Mit insgesamt 103 Prozent Relativertrag in der unbehandelten Variante überzeugt die Sorte 2023 an fast allen Standorten. Mehrjährig liegen die Erträge beständig im oberen Mittelfeld. Marktwareanteil und HLG sind durchschnittlich, die TKM hoch.
Von allen Prüfsorten im zweizeiligen Sortiment beeindruckt Arthene mit den besten Eigenschaften bei Standfestigkeit, Halm- und Ährenstabilität. Auch bei den Blattkrankheiten ist die Sorte, mit Ausnahme einer stärkeren Mehltauanfälligkeit, sehr gut aufgestellt. 2023 tut sich die Gerste im Ertrag schwer. In Eiselau und Kraichtal präsentiert sie sich gut. Insgesamt kommt sie über einen Relativertrag von 98 Prozent nicht hinaus. Mehrjährig hinterlässt die Gerste beim Kornertrag einen sehr guten Eindruck, vor allem in V1. HLG und TKM sind auch 2023 wieder beachtlich.
Aros gehört zum mittelspäten Wintergerstensegment. Die Low-Input-Sorte ist standfest und blattgesund mit einer durchschnittlichen Neigung zu Halm- und Ährenknicken. Die Ertragsleistungen 2023 liegen im Mittelfeld. Mehrjährig muss die Sorte die gute BSL-Einstufung (8/7) noch unter Beweis stellen. Die Qualitäten sind 2023 unterdurchschnittlich.
Die EU-Sorte Bilbao präsentiert sich über die Standorte und Varianten hinweg in 2023 ausgesprochen homogen. Ertraglich liegt die Sorte im Mittelfeld. Zum mehrjährigen Ertragsniveau kann noch keine Aussage getroffen werden. Manko der Sorte sind die schwachen agronomischen Eigenschaften und die stärkere Netzfleckenanfälligkeit. Gegenüber Mehltau zeigt sich die Sorte sehr tolerant. Die Kornqualitäten sind unterdurchschnittlich.
Bordeaux ist bundesweit die Nummer 1 in der Praxis. Konstante Erträge um den Durchschnitt bringt die Sorte vorwiegend im intensiven Anbau. Die Anfälligkeit für Blattkrankheiten sollte auf alle Fälle abgesichert werden. Bordeaux ist strohstabil, neigt aber zu Ährenknicken. Bei den Kornqualitäten bewegt sich die Sorte im Mittelfeld.
Die Kornerträge von Goldmarie liegen 2023 insgesamt um den Durchschnitt herum. Am Standort Döggingen und St. Johann schneidet die Gerste in V1 als ertragsstärkste Sorte ab. Mehrjährig wird von ihr mehr erwartet. Goldmarie besitzt eine gute Resistenzausstattung gegenüber den wichtigsten Gerstenkrankheiten. Schwachpunkt der langstrohigen Sorte ist die Strohstabilität. Die Bestnote im HLG (BSL 8) wird 2023 bestätigt.
Auch 2023 liefert KWS Tardis sehr gute Erträge in den LSV mit Ausnahme vom Standort Kraichtal. Mehrjährig kommt die Gerste auf ein hohes Ertragsniveau in beiden Varianten. Schwächen zeigen sich bei Mehltau und Ramularia. Hervorzuheben sind die gute Standfestigkeit und die Rhynchosporiumtoleranz. Der Marktwareertrag liegt 2023 bei ausgezeichneten 103 Prozent relativ.
Lautetia erzielt 2023 sehr gute Erträge in V1 (103 Prozent) und V2 (102 Prozent). Mehrjährig präsentiert sich die Gerste in V2 ertragsfreudiger als in V1. Kennzeichen der Sorte sind das besonders frühe Ährenschieben und die frühe Abreife. Das Gesundheitsprofil ist guter Durchschnitt. Die sehr gute Mehltautoleranz laut BSL (2) bestätigt sich in den Versuchen. Standfestigkeit und Halmstabilität sind unbedingt mit Wachstumsreglern sicherzustellen. Mit 102 Prozent relativ beim Marktwarenanteil liegt die Sorte mit an der Spitze.
Die kurzstrohige, mittelspät abreifende Sorte LG Calvin ist standfest und ährenstabil. Die Toleranz gegenüber Ramularia ist mit die beste im Prüfsortiment. Auffällig ist die Sorte nur bei Rhynchosporium. Mit Ausnahme vom Standort Döggingen sind die Erträge 2023 überdurchschnittlich hoch, vor allem in Tailfingen. Mehrjährig bewegt sich die Gerste im Mittelfeld. Die Qualitäten sind Mittelmaß.
LG Caiman (nicht orthogonal; geprüft in Boxberg, Kupferzell und Eiselau) ist resistent gegenüber dem Gerstengelbverzwergungs- und dem Gelbmosaikvirus Typ 1. Probleme gibt es 2023 mit Rhynchosporium- und Netzfleckenbefall. Die mittelspät abreifende Gerste ist durchschnittlich standfest. Kritisch ist die stärkere Neigung zu Halm- und Ährenknicken. Im Ertrag gehört LG Caiman 2023 zu den schwächeren Prüfkandidaten trotz guter BSL-Einstufung (7/7). Mehrjährig muss sich die Sorte noch beweisen.
Die Ertragsleistungen der EU-Sorte LG Campus liegen 2023 bei sehr guten 102 Prozent relativ in V1 und V2. Auch mehrjährig könnten die bisherigen Ergebnisse vielversprechend sein. Strohstabilität und Blattgesundheit sind durchschnittlich. Schwächen gibt es bei Ährenstabilität und Mehltautoleranz. LG Campus schiebt die Ähren spät und reift mittelspät ab. Der Marktwarenertrag 2023 ist mit 102 Prozent beachtlich.
Royce liefert 2023 in der integrierten Variante mit 104 Prozent relativ den höchsten Ertrag und zeigt sich über die Standorte auffallend konstant. Ob die Sorte das Ertragsniveau langfristig mehrjährig halten kann, bleibt abzuwarten. Agronomisch ist die Gerste unauffällig. Royce besitzt eine mittlere Resistenzausstattung. Hervorzuheben ist die gute Ramulariatoleranz. Bei Zwergrost erhält Royce in der BSL eine gute Einstufung (3). Die Gerste schiebt die Ähren spät und reift spät. Beim Marktwarenertrag gehört die Sorte mit 103 Prozent relativ zu den Besten.
SU Celly punktet mit einer ausgewogenen Stroh- und Ährenstabilität. Einen positiven Eindruck hinterlässt die Low-Input-Sorte auch bei den Krankheitsanfälligkeiten, vor allem bei Mehltau. Das Ährenschieben erfolgt früh bei mittelfrüher Abreife. Im Ertrag schwankt SU Celly 2023 in V1 zwischen 93 Prozent in Tailfingen und 108 Prozent in Kraichtal. Insgesamt liegen die Erträge ein- und mehrjährig im leicht unterdurchschnittlichen Bereich. SU Celly ist eine Sorte mit mittleren Qualitäten.
SU Laubella generiert in der reduzierten Variante 2023 überdurchschnittliche Erträge. In Boxberg schneidet die Sorte mit Abstand am besten ab (108 Prozent). In V2 erzielt die Gerste ein mittleres Ertragsniveau. Mehrjährig pendeln sich die Erträge leicht unter Durchschnitt ein. Das Gesundheitsprofil ist ausgeglichen mit guten Toleranzen gegenüber Mehltau und Rhynchosporium. Nicht zu übersehen ist die Neigung zu Lager und Halmknicken. SU Laubella ist eine mittelfrühe Sorte mit frühem Ährenschieben und mittleren Qualitäten.
SU Xandora präsentiert sich 2023 in V2 über alle Standorte beständig und kommt auf beachtliche 102 Prozent Relativertrag. Auch in V1 überzeugt die Sorte mit 101 Prozent. Die mehrjährigen Erträge liegen im Mittelfeld. Die Sorte hat gute Toleranzen vorzuweisen, besonders gegenüber Mehltau und Rhynchosporium. Halm und Ähre sind stabil. Die Standfestigkeit ist trotz kurzem Wuchs abzusichern. Das Ährenschieben erfolgt spät. Mit 103 Prozent relativ beim Marktwareanteil gehört die Sorte 2023 zu den leistungsstärksten Gersten im Sortiment.
Valhalla (nicht orthogonal; geprüft in Boxberg und Döggingen) erzielt am Standort Boxberg mit 102 Prozent relativ ein sehr gutes Ergebnis in beiden Varianten. Mehrjährig präsentiert sich die Gerste unterdurchschnittlich. Die kurzstrohige Sorte neigt zu Halmknicken. Standfestigkeit und Ährenstabilität sind mittelmäßig. Bei Rhynchosporium ist eine erhöhte Anfälligkeit zu erkennen. Dagegen bleibt Valhalla bei Ramularia (BSL 6) 2023 unauffällig.
Empfehlungssorten 2023/24: Mehrzeilige Wintergerste: SY Galileoo, Esprit. Zweizeilige Wintergerste: Almut, Arthene, SU Laubella (regional).
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.