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Agrifotovoltaik im Ackerbau

Vom Spar- hin zum Innovationswettbewerb

Agrifotovoltaik (APV) ist eine Chance für die hiesige Landwirtschaft, um sich einen Produktionsvorteil durch Technik zu verschaffen. Diese Auffassung vertrat Prof. Dr. Klaus Müller vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und dem Thaer-Institut, Lebenswissenschaftliche Fakultät, der Humboldt-Universität zu Berlin auf einer Online-Tagung des Forschungsinstituts für biologischen Landbau Ende September.
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Agrifotovoltaik (APV) kann negative Effekte des Klimawandels auf dem Anbau abschwächen.
Agrifotovoltaik (APV) kann negative Effekte des Klimawandels auf dem Anbau abschwächen.Jonas Klein
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Für die Klimawende braucht es auch eine Agrarwende. Die APV offenbart für die Landwirtschaft eine Chance. Für die Betriebsleiterfamilie stellt eine APV-Anlage auf dem Acker einen Zugewinn an Einkommen dar. Die Fläche kann effizienter genutzt werden, da sowohl ein ackerbaulicher als auch ein Stromertrag erzielt werden. Der Betrieb mit der Doppelnutzung der Fläche kann sich somit einen Vorsprung durch Technik verschaffen, der für viele Betriebe im Ausland nicht ohne Weiteres kopierbar ist. Das ist laut Müller nötig, da unter Berücksichtigung sämtlicher Produktionsstandards in Deutschland kaum billiger als in Nachbarländern produziert werden kann. „Allein über die möglichst günstige Produktion von Weizen ist die Landwirtschaft in Deutschland langfristig nicht konkurrenzfähig zu großen Lieferanten wie Russland oder China“, erklärte er.  

Ertrag muss steigen

Auch zunehmende Landverluste durch Flächenversiegelung bedeuten, dass die Produktion von Lebensmitteln und auch Energie auf den begrenzten Flächen steigen muss. APV kann nach Müllers Ansicht eine gesellschaftlich akzeptierte Methode sein, um die Einkommen der Betriebe langfristig sicherzustellen. Dabei bezieht er sich sowohl auf die aufgeständerten Module, die beispielsweise Sonderkulturen überdachen, als auch auf Modulreihen zwischen Ackerstreifen. Ob eine Fläche als Freiflächen-PV oder als APV zählt, klärt die DIN SPEC 91434. Diese definiert APV folgendermaßen:

  • 85 bis 90 Prozent der Fläche bleiben für die Landwirtschaft nutzbar.
  • Der Ertrag der Fläche liegt bei mehr als 66 Prozent im Vergleich zur unbebauten Fläche. Das wird einmal jährlich geprüft.

Zwar würden der Ackerstatus und damit auch der Anspruch auf Fördermittel aus dem Gemeinsamen Antrag für die Fläche erhalten bleiben. Zugleich werden die Bewirtschafter aber unabhängiger durch Fördermittel durch das Einkommen aus der Stromvermarktung oder der Pachtzahlungen von Anlagenbetreibern. Eine Freiflächen-PV ist dagegen laut Müller eine Extremnutzung, die mit einem Flächenverlust für die Lebensmittelproduktion einhergeht. Horizontal aufgeständerte Systeme eignen sich vor allem für Obstbau, vertikal aufgestellte Module für Ackerkulturen. Bei Mindestabständen von 9 oder 12,5 Metern kann die Anlagenaufstellung flexibel an die Arbeitsbreite eines Mähdreschers angepasst werden. 

Klimawirkungen abpuffern

Auch Effekte des Klimawandels können nach Müllers Aussage gemildert werden: „Die Verdunstung kann um 20 bis 40 Prozent reduziert werden, was sich positiv gegenüber Frühjahrstrockenheit oder einem Verbrennen der Fläche bei extremem Sonnenschein äußern dürfte.“ Zudem brechen die Reihenanlagen den Wind und reduzieren die Verdunstung, wohingegen APV als Überdachung von Sonderkulturen für ein wachstumsförderndes Mikroklima unter den Modulen sorgen soll. Die Anlagen erzeugen in besonders sonnenreichen Jahren zudem besonders viel Strom, wenn der Ertrag durch Trockenheit und Hitzestress geringer ausfällt.

Werden die Anlagen in einer Ost-West-Orientierung aufgestellt, erfolgt die Stromvermarktung zudem zu einem besonders lukrativen Zeitpunkt, weil Freiflächenanlagen meist mit ihrer Südausrichtung zur Mittagszeit ein Produktionsmaximum erreichen. Die APV kann Betriebe damit unabhängiger vom Klima und von Fördergeldern machen und zugleich das Image der Landwirtschaft als Energieerzeuger stärken – schließlich entsteht nach Müllers Aussage pro Flächeneinheit rund 40- bis 60-mal mehr Strom als durch den Anbau von Mais für die Biogasanlage.
 

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