Landessortenversuche Ökosoja 2023
Die Anbaufläche für Ökosoja ist 2023 in Baden-Württemberg um 15 Prozent gesunken. Die Landessortenversuche für Sojabohnen im Bioanbau erfolgen in den zwei nach Reifegruppen getrennten Sortimenten "sehr früh" und "früh".
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Das Statistische Landesamt meldet für Baden-Württemberg 2023 einen Durchschnittsertrag bei Ökosoja von circa 26 dt/ha bei einer Anbaufläche, die erneut zurückgegangen ist - auf 7400 ha (minus 15 Prozent). Von den 841 ha Vermehrungsfläche in Baden-Württemberg sind 172 ha Ökofläche (Stand 05. Dezember 2023).
Die Landessortenversuche für Sojabohnen im ökologischen Landbau (öko LSV) erfolgen in zwei nach Reifegruppen getrennten Sortimenten sehr früh (000) und früh (00). Der öko LSV „Soja sehr früh“ fand an vier Standorten statt. Dies sind Forchheim am Kaiserstuhl (Betreuung durch das LTZ Augustenberg), Hohenheim (Betreuung durch die Uni Hohenheim), Karlsruhe-Grötzingen (Betreuung durch das LTZ Augustenberg) und Ochsenhausen (Betreuung durch Landkreis Biberach). Am Standort Grötzingen konnte 2023 das sehr frühe Sortiment wegen technischer Probleme bei der Ernte nicht gewertet werden. Die öko LSV „Soja früh“ stehen im begünstigten Anbaugebiet „Vorzugslagen Süddeutschland“ an den beiden Standorten in Forchheim a. K. und Grötzingen. Die öko LSV Soja werden als einfaktorielle, vierfach wiederholte Versuche auf ökologisch bewirtschafteten Flächen angelegt.
Die Aussaat erfolgte 2023 aufgrund von Regen und kühlen Temperaturen relativ spät. Dank des fast sommerlichen Wetters bis Mitte Oktober wurden trotzdem alle Sorten reif, auch an den späteren Standorten mit weniger als 20 Prozent Feuchte. Am frühen Standort in Forchheim a. K. sorgte die Trockenheit und Hitze im August für bescheidene Erträge wie 2022 im 000-Sortiment (30 dt/ha) und für nur einen geringen Anstieg um circa 4 dt/ha im 00-Sortimen (von 30,5 auf 34,2 dt/ha). Bei ausreichender Wasserversorgung in Ochsenhausen lag der Durchschnittsertrag bei 34,7 dt/ha, so hoch wie noch nie an diesem Standort, und in Grötzingen im frühen Sortiment bei beachtlichen 58,2 dt/ha. Auch in Hohenheim konnte man mit einem Durchschnittsertrag von 30,6 dt/ha zufrieden sein.
Sortenbeschreibungen sehr frühes Sortiment (000)
Im sehr frühen Sortiment mit 16 Sorten konnten vier Sorten an allen drei Prüforten einen überdurchschnittlichen Ertrag erzielen: Die Sorte Axioma im ersten Prüfungsjahr und die mehrjährig geprüften Sorten Cantate PZO, ES Compositor und RGT Sphinxa. Dies weist auf eine hohe Ertragsstabilität bei unterschiedlichen Boden- und Wasserverhältnissen hin. Lediglich die Sorten Combinator, RGT Sphinxa und Cantate PZO haben überdurchschnittliche Werte bei Kornertrag und Rohproteingehalt.
Die Informationen zu den einzelnen Sorten basieren auf unseren Ergebnissen der öko LSV und den Beschreibenden Sortenlisten aus Deutschland und Österreich.
Abaca: Im dritten Versuchsjahr und auch mehrjährig mit durchschnittlichem Ertrag und unterdurchschnittlichem Rohproteingehalt. Sehr frühreifend, heller Nabel, kurz im Wuchs, standfest. Züchter/Vertrieb: Probstdorfer/Landhandel.
Asterix: Wie 2022 gute Erträge in Ochsenhausen (relativ 106) und schwache Erträge in Forchheim (relativ 93) bei durchschnittlichem Rohproteingehalt. Frühe Reife, Gefahr von Hülsenplatzen, mittlere Wuchshöhe. Züchter/Vertrieb: MOR/Farmsaat.
Axioma: Im ersten Versuchsjahr gleich Spitzenreiter beim Ertrag, bei leicht unterdurchschnittlichem Proteingehalt und Tausendkornmasse (TKM). Heller Nabel, kurz im Wuchs, standfest, Zulassung 2022 in Österreich. Züchter/Vertrieb: Probstdorfer/KWS.
BIOE 00284: Im ersten Versuchsjahr durchschnittlicher Ertrag an allen Versuchsorten, bei leicht unterdurchschnittlichem Proteingehalt und TKM. Niedrigste Erntefeuchte aller Prüfsorten, gute Jugendentwicklung, große Wuchshöhe. Züchter/Vertrieb: Hofgut Storzeln.
Cantate PZO: Mehrjährig geprüfte Sorte mit überdurchschnittlichem Korn- und Proteinertrag an allen Standorten. Mittlere Reife, große Wuchshöhe mit guter Standfestigkeit. Hohe Hülsenfestigkeit. 2023 mit Schwächen in der Jugendentwicklung. Züchter/Vertrieb: Pflanzenzucht Oberlimpurg/IG Pflanzenzucht.
Combinator: Erreicht im zweiten Prüfjahr einen überdurchschnittlichen Ertrag dank guter Werte in Ochsenhausen (relativ 109) und Forchheim (relativ 112). In Hohenheim aber nur relativ 99. Die Sorte erreicht wie 2022 beim Rohproteingehalt mit 48,3 Prozent den höchsten Wert. Somit Spitzenreiter beim Proteinertrag mit 13,5 dt/ha. Hoher Hülsenansatz, mittlere Pflanzenlänge bei guter Standfestigkeit. Geeignet für die Lebensmittelherstellung (Sojadrink). Züchter/Vertrieb: Lidea (vormalig Euralis).
ES Compositor: Nach dem insgesamt nur schwachen Abschneiden mit relativ 91 im ersten Versuchsjahr war sie 2022 Spitzenreiter beim Ertrag, was sie dieses Jahr als ertragsstarke Sorte in Ochsenhausen (relativ 117) und Hohenheim (relativ 113) bestätigt. Rohproteingehalt an allen Standorten unter dem Versuchsmittel. Spätere Reife, standfest, hoher Hülsenansatz, heller Nabel. Züchter/Vertrieb: Lidea (vormalig Euralis).
ES Governor: 2023 und auch mehrjährig durchschnittlicher Ertrag (relativ 101). Der Rohproteingehalt lag an allen Standorten unter dem Versuchsmittel. Die Sorte ist kürzer im Wuchs mit geringer Lagerneigung. Züchter/Vertrieb: Lidea (vormalig Euralis)
Merlin: Langjährig geprüfte Sorte, die an den guten Standorten im Rheintal ertraglich nicht mehr mithalten kann. Aber robust und auch für ungünstige Lagen geeignet. Hoher Ölgehalt, niedrige TKM, sehr frühreif. Züchter/Vertrieb: Saatbau Linz
Nessie PZO: Unterdurchschnittlicher Ertrag an allen Standorten, besonders wie schon 2022 in Ochsenhausen. Frühe Reife, schnelle Jugendentwicklung, gute Hülsenfestigkeit, geringe TKM. Züchter/Vertrieb: Pflanzenzucht Oberlimpurg/IG Pflanzenzucht.
Paprika: Liegt im zweiten Prüfjahr im Ertrag bei relativ 112 mit deutlichen Unterschieden zwischen den Standorten. Wie 2022 in Ochsenhausen sehr stark im Ertrag (relativ 124), in Forchheim durchschnittlich, in Hohenheim mit rel. 110 ein sehr gutes Ergebnis. Der Rohproteingehalt liegt an allen Standorten deutlich unter dem Versuchsmittel. Hoher Ölgehalt, kleinkörnig, standfest, heller Nabel. Züchter/Vertrieb: Delley CH
RGT Salsa: Auch 2023 wieder Unterschiede beim Ertrag je nach Standort. In Hohenheim überdurchschnittlich mit relativ 105, in Forchheim relativ 100, in Ochsenhausen nach relativ 53 im Vorjahr nun relativ 91. Langjährig aber mit relativ 103 bei Ertrag und Proteinertrag. Mittlere Reife, mittlere Wuchshöhe mit höherem Fruchtansatz. Züchter/Vertrieb: RAGT.
RGT Sphinxa: 2023 war die Sorte auch in Ochsenhausen reif zur Ernte. An allen Standorten überdurchschnittlicher Ertrag mit hohem Proteingehalt. Große Körner mit hellem Nabel, mittlere Pflanzenläge bei geringer Lagerneigung. Züchter/Vertrieb: RAGT.
Royka: Im ersten Versuchsjahr die niedrigsten Erträge an allen Standorten. Sehr frühe Reife, kurzer Wuchs, Zulassung 2022. Züchter/Vertrieb: Hauptsaaten.
Sussex: Ebenfalls im ersten Versuchsjahr leicht unterdurchschnittliche Erträge an allen Standorten. Proteingehalt mit 45,3 Prozent über dem Durchschnitt, mittlere TKM. Züchter/Vertrieb: Saaten-Union.
Todeka: 2023 neu zugelassene Sorte von Taifun Tofu. Sie konnte auch mit dem Proteingehalt von 47,6 Prozent überzeugen. Im Ertrag liegt sie an allen Standorten leicht unter dem Durchschnitt. Mittlerer Wuchs, standfest, hohe TKM. Züchter/Vertrieb: Taifun Tofu.
Sortenbeschreibungen Ökosoja frühes Sortiment (00)
Im frühen Sortiment (00) wurden elf Sorten geprüft, vier davon im ersten Jahr. Nur die Sorten Orakel PZO und Primus erzielten an beiden Prüforten Grötzingen und Forchheim a. K. einen überdurchschnittlichen Ertrag. Zusätzlich überzeugte Primus wie gewohnt mit einem hohen Proteingehalt und war damit die einzige Sorte mit überdurchschnittlichen Werten bei Kornertrag und Rohproteingehalt.
Während in Forchheim mit 34,2 dt/ha ein befriedigender Durchschnittsertrag erzielt wurde, überzeugte der Standort Grötzingen mit einem Kornertrag von 58,2 dt/ha. Trotz des Ertragsunterschiedes von 24 dt/ha liegt der durchschnittliche Rohproteingehalt an beiden Orten fast identisch bei 42,6 bzw. 42,9 Prozent.
BIOE 00285: Kann im ersten Versuchsjahr mit einem sehr guten Proteingehalt von 45,8 Prozent überzeugen. Im Ertrag aber mit relativ 93 Schlusslicht im Sortiment. Kurzer Wuchs, standfest, große Körner. Züchter/Vertrieb: Hofgut Storzeln.
ES Mentor: Langjährig geprüfte Sorte, die auch 2023 wieder einen leicht überdurchschnittlichen Ertrag (relativ 102) und Proteinertrag (relativ 101) erreicht. Sehr standfest. Schnelle Jugendentwicklung, mittlere Reife. Züchter/Vertrieb: Lidea (vormals Euralis).
Kofu: Neu im Sortiment. Beim Ertrag leicht (relativ 97) und beim Proteingehalt deutlich unter dem Durchschnitt. Mittlere Reife und Pflanzenlänge, Zulassung 2022. Züchter/Vertrieb: Hauptsaaten.
Lenka: Für Trockenstandorte geeignete Tofusorte mit mittlerer Standfestigkeit. 2023 im Ertrag mit relativ 95 deutlich schlechter als 2022, aber im Proteingehalt weiterhin mit an der Spitze. Züchter/Vertrieb: ProGrain/RWA.
NS Pop: Neu im Sortiment. Keine klassisch gezüchtete Sorte, sondern eine Composite Cross Population (ökologisches heterogenes Material) aus Serbien. Beim Ertrag in Grötzingen deutlich (relativ 106) über und in Forchheim mit relativ 96 unter dem Durchschnitt. Kleinkörnig mit mittlerem Proteingehalt, späte Reife und die längste Sorte im LSV. Züchter/Vertrieb: W. Vogt-Kaute.
Orakel PZO: Konnte im dritten Prüfjahr die sehr hohen Erträge von 2021 bestätigen. Deutlicher Spitzenreiter im Ertrag 2023 und mehrjährig. Etwas längere Sorte mit mittlerer Standfestigkeit, Proteingehalt unterdurchschnittlich. Züchter/Vertrieb: Pflanzenzucht Oberlimpurg/IG Pflanzenzucht.
Pocahontas: Im ersten Versuchsjahr mittlere Korn- und Proteinerträge (relativ 99 und 97). Am Standort Grötzingen besser als in Forchheim. Mittlere Pflanzenlänge und frühe Reife. Züchter/Vertrieb: Saaten-Union.
Primus: Nach wechselhaften Erträgen in den Vorjahren 2023 Spitzenreiter beim Proteinertrag dank des überdurchschnittlichen Ertrags und Proteingehalts. Mittlere Reife und Pflanzenlänge, meist gute Standfestigkeit, niedriger Hülsenfruchtansatz, sehr große Körner. Bestens für Tofuherstellung geeignet. Züchter/Vertrieb: Prograin Eurasia.
RGT Sakusa: Im dritten Prüfjahr nur noch durchschnittlicher Ertrag (relativ 101), mehrjährig relativ 104. Der Proteingehalt liegt wieder unter dem Durchschnitt. Gute Jugendentwicklung und Standfestigkeit, kurzer Wuchs, hoher Hülsenfruchtansatz. Züchter/Vertrieb: RAGT.
RGT Stumpa: Frühreife kurze Sorte mit guter Jugendentwicklung und Standfestigkeit. An beiden Standorten durchschnittlicher Ertrag (relativ 99). Im Proteingehalt nur bei 40,5 Prozent. Züchter/Vertrieb: RAGT
Tori: Tofusorte im dritten Prüfjahr. Wie in den Vorjahren nur leicht unterdurchschnittlicher Ertrag (mehrjährig relativ 97), aber mit den höchsten Rohproteinwerten. Etwas längere Sorte mit mittlerer Standfestigkeit, im Versuch mittlere Reife. Züchter/Vertrieb: Landesssaatzuchtanstalt/Taifun Tofu.
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