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Landessortenversuche 2024

Öko-Sommergetreide auf dem Prüfstand

Die Anbaufläche von Sommergetreide im ökologischen Landbau Baden-Württembergs lag 2024 bei rund 8500 Hektar, mit Sommerhafer als führender Kultur. Trotz günstiger Aussaatbedingungen beeinträchtigten hohe Niederschläge im Mai und Juni die Bestände erheblich. Besonders die mechanische Unkrautregulierung war erschwert und der Sommerweizen erlitt massive Ertragseinbußen. Während Sommergerste in Maßhalderbuch noch gute Erträge erzielte, lagen die Werte für Sommerweizen und Hafer deutlich unter Vorjahresniveau. Hier lesen Sie, welche Sorten mit den widrigen Bedingungen am besten zurechtgekommen sind.

von Gabi Schwittek, LTZ Augustenberg erschienen am 10.02.2025
Der Öko-Hafer zeigte 2024 starke Schwankungen im Ertrag zwischen den Versuchsstandorten. © Jonas Klein
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Die Anbaufläche von Sommerhafer, Sommergerste und Sommerweizen im ökologischen Landbau betrug in Baden-Württemberg im Jahr 2024 circa 8500 ha. Davon entfielen 5420 ha auf Sommerhafer, ca. 2000 ha auf Sommergerste und rund 1100 ha auf Sommerweizen. Sommerhafer wurde auf rund 200 ha ökologisch vermehrt, das entspricht circa 70 Prozent der gesamten Hafervermehrungsfläche in Baden-Württemberg. Sommergerste und Sommerweizen wurden jeweils auf rund 70 ha vermehrt. Bei Sommerweizen war dies mehr als das Doppelte der konventionellen Vermehrung.

Die Sortenprüfungen für Sommergetreide im ökologischen Landbau finden seit 2014 an den Standorten Stuttgart-Hohenheim (Sommerweizen, Sommergerste und Sommerhafer, betreut durch die Universität Hohenheim), Maßhalderbuch (Sommergerste und Sommerhafer, betreut durch den Landkreis Reutlingen) und ab 2019 in Ochsenhausen (Sommerweizen, Sommergerste und Sommerhafer, betreut durch das LRA Biberach) auf ökologisch bewirtschafteten Flächen statt. An den Standorten Stuttgart-Hohenheim und Ochsenhausen werden auch Sortenzulassungsprüfungen (Wertprüfungen) des Bundessortenamtes durchgeführt. Vor 2019 fand die Öko-Sommerhaferprüfung in Karlsruhe-Grötzingen statt.

Bis zum Auflaufen war alles in Ordnung

Die Aussaat der Versuche erfolgte überwiegend zu günstigen Terminen und die Sorten liefen zügig und gleichmäßig auf. Die nachfolgenden sehr hohen Niederschläge im Mai und Juni begünstigten das Unkrautwachstum und erschwerten die mechanische Beikrautregulierung. Meist war nur ein Striegeldurchgang möglich und es musste zusätzlich Handarbeit geleistet werden. Aufgrund der anhaltenden Nässe entwickelten sich die Bestände nur sehr unbefriedigend. In Hohenheim und Ochsenhausen liegen daher nur die Ergebnisse der Hafer- und Sommerweizenversuche vor, in Maßhalderbuch waren die beiden Sortenversuche zu Sommergerste und Sommerhafer auswertbar.

Die Erträge sind im Vergleich zum Vorjahr nochmals deutlich eingebrochen, insbesondere beim Sommerweizen, der mit 20,6 dt/ha um 40 Prozent niedriger ausfiel als 2023. Beim Hafer wurden nur 31,7 dt/ha geerntet, etwas weniger als 2023, aber mit großen Standortschwankungen zwischen 17,3 dt/ha in Hohenheim und 43,7 dt/ha in Maßhalderbuch. Die Sommergerste konnte mit 41 dt/ha in Maßhalderbuch noch ein gutes Ergebnis erzielen. Die Qualitäten fielen 2024 schlechter aus als im Vorjahr und sind in den Tabellen dargestellt.

Krankheiten traten kaum auf, in Hohenheim waren Kronenrost (Bonitur 4,8) und etwas Haferröte (1,9) aufgetreten. Den fünfjährigen Auswertungen liegen bei Sommergerste und Sommerhafer 8 Standorte – in Baden-Württemberg (3), Bayern (4) und Hessen (1) – und bei Sommerweizen 7 Standorte – in Baden-Württemberg (2), Bayern (4) und Hessen (1) – zugrunde.

Mehrjährige Sommerhaferprüfung

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Das Prüfsortiment gliedert sich auf in Sorten die ein-, zwei- sowie drei- und mehrjährig getestet wurden. Es folgen die drei- und mehrjährig geprüften Sorten:

Apollon: Gelbhafer, relativ lange Sorte mit guter Standfestigkeit und sehr blattgesund. 2024 mit rel. 95,3 unter dem Versuchsdurchschnitt. Insgesamt schlechte Sortierung im Bereich > 2 mm mit 76,6 %. Im Ökoanbau nach wie vor wichtige Sorte, allerdings mit abnehmender Vermehrungsfläche. Züchter/Vertrieb: Nordsaat/Saaten-Union.

Efes: Gelbhafer, relativ lange Sorte mit Lagerneigung, späterer Reife und hoher Mehltauresistenz. Im dritten Versuchsjahr im Durchschnitt (rel. 100,3). Züchter/Vertrieb: Saatzucht Edelhof/Natur-Saaten.

Lion: Gelbhafer, kurzer Wuchs, standfest, gesund. Der Ertrag liegt auch in diesem Jahr wieder unter dem Durchschnitt (rel. 96,0). Züchter/Vertrieb: Nordsaat/Saaten-Union.

Max: Gelbhafer. Auch 2024 wie in den Vorjahren ertraglich wieder über dem Durchschnitt. Bedeutende Sorte im Ökoanbau. Kürzer im Wuchs, sehr gesund. Züchter/Vertrieb: IG Pflanzenzucht.

Platin: Mittellange Sorte mit etwas früherer Reife. Hohe Resistenz gegenüber Mehltau. Im dritten Versuchsjahr mit rel. 98,3 leicht unter dem Durchschnitt. Züchter/Vertrieb: Nordsaat/Saaten-Union.

Zweijährig geprüfte Hafersorten

Asterion: Gelbhafer mit durchschnittlichen Sorteneigenschaften. Im zweiten Versuchsjahr unter dem Ertragsdurchschnit mit rel. 97,7. Sortierung. Züchter/Vertrieb: Hauptsaaten.

Karl: Gelbhafer. Im zweiten Versuchsjahr gegenüber dem Vorjahr mit rel. 107,2 deutlich über dem Mittel und dadurch Spitzenreiter im Sortiment. Züchter/Vertrieb: IG Pflanzenzucht.

Stephan: Gelbhafer mit frühere Reife, kürzer im Wuchs, aber trotzdem mit Lagerrisiko. Rangiert im dritten Versuchsjahr mit rel. 99,5 knapp unter dem Durchschnitt. Züchter/Vertrieb: SZ Bauer/Secobra.

Einjährig geprüfte Hafersorten

Caledon: Neu im Versuch. Mittlere Reife, relativ lang mit Lagerneigung und sehr geringer Mehltauanfälligkeit. In Hohenheim 2024 die Sorte mit dem stärksten Haferkornenrostbefall (Note 6,8). Im ersten Versuchsjahr mit rel. 103,6 zweitbeste Sorte. Züchter/Vertrieb: Hauptsaaten.

Elron: Neu im Versuch. Gelbhafer, mit mittlere Reife und mittellangem Wuchs. Standfest, wenig Halmknicken. Im ersten Prüfjahr mit rel. 99,5 knapp im Durchschnitt. Züchter/Vertrieb: SZ Edelhof/Natur-Saaten.

Erlbek: Neu im Versuch. Gelbhafer mit mittlerer Reife und Pflanzenlänge, standfest, gute Schäleignung. Im ersten Versuchsjahr mit rel. 100,4 im guten Mittelfeld. Züchter/Vertrieb: Secobra.

Perun: Neu im Versuch. Gelbhafer, mittelfrüh, lang im Wuchs, standfest. Im ersten Versuchsjahr mit rel. 100,6 leicht über dem Durchschnitt. Züchter/Vertrieb: Dr. Alter.

Waran: Neu im Versuch. Gelbhafer, mittelfrüh, sehr lang, standfest, gute Halmstabilität Im ersten Versuchsjahr mit rel. 101,2 ertraglich gut. Züchter/Vertrieb: Saaten-Union.

Drei- und mehrjährig geprüfte Sommergersten

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Amidala: Braugerste. Kürzere Sorte mit mittlerer Reife und guter Blattgesundheit. 2024 zweitstärkste Sorte im Korn- (rel. 103,3) und Vollgersteertrag (106,6). Diese Sorte hat die Empfehlung des „Berliner Programms“. Züchter/Vertrieb: Nordsaat/Hauptsaaten.

Avalon: Braugerste. Spätere Reife, mittellang, trockenheitsverträglich. Auch 2024 wieder schwächste Sorte im Versuch mit rel. 89,5. Diese Sorte hat die Empfehlung des „Berliner Programms“. Züchter/Vertrieb: Breun/Hauptsaaten

Elfriede: Futtergerste. 2020 in Österreich zugelassen. Mittellange Sorte mit späterer Abreife und hohen Krankheitsresistenzen. Im dritten Versuchsjahr ertraglich etwas unter dem Versuchsmittel qualitativ darüber. Züchter/Vertrieb: Saatzucht Edelhof/Natur-Saaten.

Lexy: Braugerste. Kurze Sorte mit etwas späterer Reife. Ertragsstärkste Sorte auch wieder in 2024 mit überdurchschnittlicher Sortierung. Diese Sorte wurde in die großtechnischen Versuche zur Prüfung der Braueignung gemäß dem „Berliner Programm“ aufgenommen. Züchter/Vertrieb: Breun/Hauptsaaten.

LG Flamenco: Braugerste. Kürzere Sorte, standfest mit mittlerer Reife. Gute Resistenzeigenschaften. Auch im dritten Versuchsjahr ertraglich wieder über dem Durchschnitt (rel. 101,9) bei unterdurchschnittlicher Qualität. Diese Sorte hat die Empfehlung des „Berliner Programms“. Züchter/Vertrieb: Limagrain.

RGT Planet: Braugerste. Mittellang, mittlere Reife, hohe Resistenz gegenüber Mehltau, aber zwergrostanfällig. 2024 ertraglich im Durchschnitt, qualitativ unter dem Versuchsdurchschnitt. Diese Sorte hat zwar nicht die Empfehlung des „Berliner Programms“, wird aber trotzdem von den Mälzern abgenommen. Vor einem geplanten Anbau für Brauzwecke sollte aber unbedingt die Vermarktung mit der aufnehmenden Hand geklärt werden. Züchter/Vertrieb: RAGT.

Yoda: Futtergerste. Etwas kürzere Sorte, standfest mit etwas späterer Reife. Sehr hohe Mehltauresistenz. Trockenheitsverträglich. Mittlere Sortierung, Rohproteingehalt gering (9,3%). Im dritten Prüfjahr erstmals unterdurchschnittlich im Ertrag (rel. 97,0). Züchter/Vertrieb: Saatzucht Breun/Natur-Saaten.

Zweijährig geprüfte Gerstensorten

Gretchen: Braugerste. Etwas kürzere, standfeste Sorte mit mittlerer Reife. Mit 99,1 % knapp unter dem Mittel mit guter Sortierung. Vollgersteertrag bei rel. 100,2. Geeignet für die späte Herbstaussaat. Züchter/Vertrieb: SZ Breun/Natur-Saaten.

Sting: Braugerste. Spätere Abreife, kurz und standfest. Im zweiten Prüfjahr in Korn- und Vollgersteertrag über dem Versuchsmittel mit sehr guter Sortierung. Sie hat die Verarbeitungsempfehlung des Berliner Programms. Züchter/Vertrieb: Saaten-Union.

Einjährig geprüfte Sommergersten

Bounty: Neu im Versuch. Brau-, Futtergerste: Mittlere Reife, kürzerer Wuchs mit mittlerer Standfestigkeit. Im ersten Versuchsjahr zweitbeste Sorte im Kornertrag bei guten Qualitäten und hohem Vollgersteertrag. Züchter/Vertrieb: IG Pflanzenzucht.

Ostara: Neu im Versuch. Braugerste. Mittlere Reife, etwas kürzer im Wuchs, standfest. Im ersten Versuchsjahr überdurchschnittlich in Korn-, Vollgersteertrag und Qualität. Züchter/Vertrieb: Secobra.

Drei- und mehrjährig geprüfte Sommerweizensorten

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Alicia (E): Mittelfrüher E-Weizen mit Wechselweizeneignung. Mittlere Pflanzenlänge mit guter Standfestigkeit. Sehr gute Blattgesundheit. Ertraglich und qualitativ in den ersten drei Versuchsjahren zuverlässig im Versuchsdurchschnitt, fällt die Sorte dieses Jahr mit rel. 85,6 auf den vorletzten Platz ab. Qualitativ liegt sie über dem Durchschnitt. Züchter/Vertrieb: SZ Selgen/Natur-Saaten.

KWS Carusum (E): Relativ langer E-Weizen, blattgesund. Gute Blattgesundheit, insbesondere bei Gelb-, Braunrost und Mehltau. Auch im dritten Prüfjahr wieder ertragsstark mit durchschnittlicher Qualität. Züchter/Vertrieb: KWS Lochow.

KWS Jordum (B): Mittellanger B-Weizen mit guter Standfestigkeit. 2024 mit dem höchsten Ertrag, aber mit unterdurchschnittlicher Qualität. Wenig anfällig für Ährenfusarium, Gelb- und Braunrost. Züchter/Vertrieb: KWS Lochow.

Patrizia (B): Begrannter, langer B-Weizen mit guter Standfestigkeit. Auch 2024 wieder ertragsstarke Sorte (rel. 110,3) mit unterdurchschnittlichen Qualitätsergebnissen. Züchter/Vertrieb: Hauptsaaten.

Saludo (E): Biologisch-dynamisch gezüchtete Sorte, die nach der Sortenprüfung durch das Bundessortenamt für den ökologischen Anbau zugelassen wurde. Sehr widerstandsfähig gegenüber Gelbrost und Steinbrand. Hohe Backqualität. Ertraglich auch dieses Jahr wieder unter dem Durchschnitt (rel. 85,2). Qualität im Versuchsmittel. Züchter/Vertrieb: Dottenfelderhof.

Zweijährig geprüfte Weizensorten

Esperanza (E): Biologisch-dynamisch gezüchtete Sorte, die nach der Sortenprüfung durch das Bundessortenamt für den ökologischen Anbau zugelassen wurde. Ertrag im zweiten Jahr mit rel. 101,1 über dem Durchschnitt, die Qualitäten lagen leicht darunter. Züchter/Vertrieb: Dottenfelderhof.

Einjährig geprüfte Sommerweizen

Haruki: Neu im Versuch. Qualitätsweizen, mittelfrüh, begrannt. Gute Gelbrosttoleranz. Im ersten Versuchsjahr ertraglich rel. 86, aber mit hervorragenden Qualitäten. Züchter/Vertrieb: Getreidezüchtung Peter Kunz.

Mohican (A): Neu im Versuch. A-Weizen. Mittlere Reife, etwas längerer Typ mit guter Standfestigkeit. Geringe Anfälligkeit gegenüber Gelb- und Braunrost. Im ersten Versuchsjahr rel. 109,3 bei unterdurchschnittlicher Qualität. ‚Züchter/Vertrieb: Saatzucht Bauer/IG Pflanzenzucht.

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