80 Jahre Biodiesel
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Mit dem erfolgreichen Testbetrieb über insgesamt 20.000 km ebneten die Busse, angetrieben von Chavannes Erfindung, den Weg für eine Erfolgsgeschichte, die erst Jahrzehnte später Fortschritte auf den Märkten machen sollte. Anlässlich des Jahrestages von Chavannes Erfindung diskutierten bei einer Konferenz in Brüssel Experten verschiedener Disziplinen über die heutige und künftige Rolle von Biokraftstoffen für ein nachhaltigeres Verkehrssystem.
Redner und Podiumsdiskutanten gingen bei der Tagung in der Vertretung Bayerns bei der Europäischen Union auf Perspektiven für Biokraftstoffe vor dem Hintergrund einstiger und künftiger Herausforderungen ein. In seiner Rolle als Präsident der Königlich Belgischen Gesellschaft für Chemie ist der Geschäftsführer von Certech, Thierry Randoux, Chavannes Nachfolger. Chavanne hatte der Chemiker-Vereinigung von 1914 bis 1921 als Präsident gedient. Randoux erklärte in seiner Festrede: “Die Untersuchung von Kohlenwasserstoffen und Brennstoffölen war für Georges Chavanne während seiner herausragenden Karriere in Frankreich und Belgien ein wichtiger Forschungsbereich. Die Erfindung der Umesterung von Pflanzenölen war mit diesem Forschungsgebiet eng verwoben. Gleichzeitig ist die Erfindung eng mit dem Streben nach Energieversorgungssicherheit verknüpft, das ein starker Treiber für Forschungsaktivitäten in der Chemie während dieser Epoche war. Im Kontext heutiger Forschungsanstrengungen können Verbindungen zwischen der Erfindung von Biodiesel und aktuellen Bestrebungen zu grüner Chemie und zur Bioökonomie gesehen werden, die Rohstoffe effizient und nachhaltig nutzt.“
Gut verfügbar zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors
Im Straßenverkehr der Europäischen Union ist der Biodiesel derzeit die am weitesten verbreitete erneuerbare Alternative. Mehr als 10 Millionen Tonnen des Fettsäuremethylesters (FAME) werden EU-weit pro Jahr produziert. Unter den EU-Mitgliedstaaten sind Deutschland und Frankreich die führenden Hersteller, gefolgt von Spanien und Polen.
Blühende Rapsfelder im Herzen Europas sind Zeugen des starken Erfolges dieses Pflanzenöls, das den bei weitem größten Teil zum Biodieselangebot in der Europäischen Union beisteuert. Der Biodiesel hat einen Anteil von knapp 80 Prozent an den in der Europäischen Union verkauften Biokraftstoffen. “Nachhaltig erzeugte Biokraftstoffe sind die heute am leichtesten verfügbare Option für einen Umstieg auf Erneuerbare Energien auf der Straße“, sagte Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE). „Die Elektrifizierung des Straßenverkehrs ebenso wie ein Umstieg von der Straße auf mehr Schienenverkehr sind dringend notwendig, doch werden Biokraftstoffe wie Biodiesel aus nachhaltig gewonnenen Ölen für die Dekarbonisierung des Verkehrssektors aus heutiger Sicht weiterhin eine wichtige Rolle spielen.“
Nachhaltigkeitsstandards
Alain Brinon, Präsident des EU-Dachverbandes der Biodieselbranche (EBB), machte auf aktuelle Anliegen der Industrie aufmerksam: „Die mit der EU-Erneuerbare Energien-Richtlinie 2009 eingeführten Nachhaltigkeitsstandards für Biokraftstoffe sind Beispiel gebend für andere Branchen. Jedoch gerät Biodiesel trotz seiner Errungenschaften in Gefahr, aus dem Kraftstoffmarkt gedrängt zu werden, wenn es die EU verpasst, für das nächste Jahrzehnt sinnvolle Erneuerbare Energien-Ziele im Transportbereich zu verankern.“
Der EU-Verkehrssektor hinkt in Sachen Dekarbonisierung hinterher. Zwar gilt für 2020 ein 10-Prozent-Erneuerbaren-Ziel, doch hat der tatsächliche Anteil bislang nur rund 6 Prozent erreicht, der Großteil davon Biodiesel. „Die Europäische Union wird ihre Klimaschutzziele bis 2030 ohne Fortschritte bei der Dekarbonisierung des Straßenverkehrs nicht erreichen. Nachhaltig erzeugter Biodiesel kann einen erheblichen Beitrag leisten, um diese Dekarbonisierung in die Spur zu bringen, sei es über die Beimischung oder durch den schwerpunktmäßigen Einsatz von Biokraftstoffen in bestimmten Sektoren“, betonte Brinon.
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