Förderprogramme und Modellregionen
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1994 wuchsen Energie- und Industriepflanzen noch auf 380.000 Hektar. Heute sind es konstant rd. 2,6 Mio. Hektar, die 22 Prozent der gesamten Ackerfläche entsprechen. Nachwachsende Rohstoffe sind tatsächlich zur Einkommensalternative für die Landwirte geworden, so wie es eines der wesentlichen Motive zur Gründung der FNR vorgab.
Land- und Forstwirtschaft sollen profitieren
Vor allem der Ausbau der Bioenergie, von dem sowohl Land- als auch Forstwirte profitieren, hat dazu massiv beigetragen. Heute ist die Bioenergie mit rund 8.700 Standorten für Biogasanlagen, mehr als 2.000 Holzheizwerken und Holzheizkraftwerken und einem Biokraftstoff-Anteil am Verkehr von 4,7 Prozent der mengenmäßig mit weitem Abstand wichtigste Pfeiler der Energiewende.
Das BMEL trug mit seiner Projektförderung über die FNR über die vergangenen 25 Jahre maßgeblich dazu bei. Es unterstütze im Rahmen des „Förderprogramms Nachwachsende Rohstoffe“ Forschung und Entwicklung zu Themen wie effiziente Biogasproduktion, Aufbereitung von Biogas zu Methan, emissionsarme Holzheizungen oder Nachhaltigkeitsnachweise nicht nur für Biokraftstoffe. Auch die Unterstützung von Bioenergie-Modellregionen oder eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit ebneten der Bioenergienutzung den Weg. Schließlich machte sich die FNR für alternative Energiepflanzen und Biodiversität stark.
Kunststoffe, Schmierstoffe, Verpackungen
Auch im Bereich der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe ist in den vergangenen 25 Jahren viel passiert. Naturfaserverstärkte Kunststoffe, Bioschmierstoffe, biobasierte Tenside oder biobasierte Verpackungen – alle diese Produkte haben auf dem Markt Fuß gefasst. Die industrielle Biotechnologie mit nachwachsenden Rohstoffen gewinnt an Bedeutung und der moderne Holzbau ist im städtischen Raum auf dem Vormarsch. Bauen mit Holz ist ein Ansatz, den Klimaschutz beim aktuellen Bauboom klar im Blick zu behalten. "Künftig haben wir die Chance, das Thema Holzbau noch stärker mit voranzutreiben, wird doch unter unserem Dach das neue Kompetenz- und Informationszentrum Wald und Holz, kurz KIWUH, ab 2019 tätig sein", sagt Schütte.
Positiv sei schließlich auch, so Schütte, dass die Politik hinter dem Konzept der Bioökonomie steht und darin große Potenziale für nachhaltiges Wirtschaften, Klimaschutz und den Standort Deutschland sieht. So hätten sich jüngst Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, darauf verständigt, ihre Aktivitäten für den Wandel hin zu einer biobasierten Wirtschaft in einer Strategie politisch zu bündeln.
Herausforderungen
"So weit ist die Entwicklung also erfreulich. Andererseits stehen wir in den nächsten Jahren auch vor großen Herausforderungen", blickt Schütte nach vorn. Diese Herausforderungen beträfen insbesondere die Bioenergie - das bisherige Zugpferd bei den nachwachsenden Rohstoffen. So würden viele Biomasse-Kraftwerke einer ungewissen Zukunft entgegensehen, wenn die auf 20 Jahre angelegte Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz ausläuft. Ab 2020 ist das für immer mehr Anlagen der Fall. Angesichts des großen Beitrags, den zum Beispiel Biogasanlagen zur Absicherung der Stromerzeugung, aber auch für Wertschöpfung und Entwicklung ländlicher Räume leisten, sei dies bedenklich.
Nach Berechnungen von Experten sind die heutigen Biogasanlagen bei konsequenter Flexibilisierung in der Lage – bei gleichbleibendem Substratverbrauch - etwa ein Drittel des prognostizierten Leistungsbedarfs zu Zeiten hoher Residuallast (hierunter wird der schwankende Restbedarf an Strom, der abzüglich der Wind- und Solarstromerzeugung besteht, verstanden) zu decken. Strom aus Biogas ist zwar teurer als der aus Wind und Sonne, eine Biogasanlage lässt sich aber nicht mit einem Windrad oder einer Photovoltaikanlage vergleichen, erklärt Schütte: Sie kann Energie speichern und auf Abruf schnell bereitstellen und liefert gleichzeitig mit dem Strom auch Wärme (Kraft-Wärme-Kopplung) oder stattdessen Mobilität (Biomethan). Zudem bietet die Biogastechnologie Optionen, Nährstoffe aus Überschuss- in Bedarfsregionen zu transportieren sowie die Biodiversität und den Wasser- und Bodenschutz zu verbessern. Damit diese Potenziale voll zum Tragen kommen, bedarf es in einigen Bereichen aber noch einer Optimierung der künftigen Rahmenbedingungen. Die sinnvolle Verstetigung der Bioenergie und die noch schnellere Markteinführung bei der stofflichen Nutzung seien also die anstehenden Herausforderungen.
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