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Vorerntemonitoring

PFC auf landwirtschaftlichen Flächen

Insgesamt ist festzustellen, dass das Vorerntemonitoring die Erwartungen sowohl für den Verbraucherschutz, als auch für die Rechtssicherheit der Erzeuger erfüllt.

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LBV
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„Gemeinsam mit den von der PFC-Problematik betroffenen Betrieben im Raum Rastatt/Baden-Baden ist es der Verwaltung gelungen, die Unbedenklichkeit der im Raum erzeugten landwirtschaftlichen Erzeugnisse sicher zu stellen und damit das Vertrauen der Verbraucher in die Qualität unserer heimischen Erzeugnisse zu erhalten.“ Dies sagte Regierungspräsidentin Nicolette Kressl nach einer Besprechung in der vergangenen Woche mit betroffenen Landwirten in Rastatt. Das sogenannte Vorerntemonitoring soll im Rahmen eines vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) finanzierten Projektes Antworten auf die Fragen im Zusammenhang mit der Nutzbarkeit der von der PFC-Problematik betroffenen Flächen geben. Dabei wird eine Vielzahl von Pflanzenproben auf den Verdachtsflächen so frühzeitig vor der Ernte gezogen, dass den Betrieben rechtzeitig zur Ernte die Analyseergebnisse vorliegen und damit die Verkaufsentscheidung getroffen werden kann.

Für die aktuellen Erzeugnisse Spargel und Erdbeeren wurden insgesamt über 120 Proben, begleitet von Bodenproben, gezogen und beim Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) analysiert. Bei insgesamt neun Spargelparzellen und sieben Erdbeerflächen wurden Werte oberhalb bzw. um die vom MLR festgelegten Beurteilungswerte gefunden. Die betroffenen Betriebe haben entschieden die Flächen umzubrechen oder nicht mehr zu beernten. „Trotz des dadurch entstandenen wirtschaftlichen Schadens wurde diese Entscheidung von den Betrieben aus freien Stücken getroffen. Damit haben sie ihre Verantwortung für den Verbraucherschutz bewiesen“, attestierte die Regierungspräsidentin.

Im Rahmen der Besprechung stellten die Vertreter des Landwirtschaftsamtes Rastatt und des Regierungspräsidiums neben den Ergebnissen des Vorerntemonitorings auch die begleitenden Untersuchungen im Rahmen der Lebensmittelüberwachung vor. Ein wichtiger Punkt waren die aus den Ergebnissen zu ziehenden Schlussfolgerungen für das nächste Erntejahr, da hierzu bereits jetzt die Anbauplanungen vorzunehmen sind.

Der für das Projekt zuständige Abteilungsleiter am Regierungspräsidium, Dr. Ulrich Roßwag, fasste die Erkenntnisse zusammen. „Im Hinblick auf die vom MLR im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes angesetzten Beurteilungswerte und der Absenkung dieser Werte im Rahmen eines dynamischen Minimierungsprozesses, wird es schwierig sein, auf Böden mit höheren PFC-Gehalten in den nächsten Jahren Lebensmittel zu erzeugen.“ Er rät den Landwirten deshalb dringend, für Sonderkulturen, wie Spargel und Erdbeeren, Alternativflächen zu suchen. „Die Untersuchungen des Projektes sollen auch Aussagen zulassen, welche Pflanzen als Alternativen in Frage kommen“, so Dr. Roßwag zu den weiteren Zielen der Landwirtschaftsverwaltung. Dabei versprechen sich die Fachleute weitere Erkenntnisse über das Verhalten der PFC, insbesondere über die weitere Verwendung der Flächen und damit die finanziellen Auswirkungen auf die Bewirtschafter.

Insgesamt ist festzustellen, dass das Vorerntemonitoring die Erwartungen sowohl für den Verbraucherschutz, als auch für die Rechtssicherheit der Erzeuger erfüllt. Alle nachgeschalteten Kontrolluntersuchungen der Lebensmittelüberwachung verliefen bisher negativ, es wurden keine bedenklichen PFC-Gehalte gefunden.
„Ohne die gute, konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit der landwirtschaftlichen Betriebe mit den Verantwortlichen in der Verwaltung wäre es nicht gelungen, die Probleme in den Griff zu bekommen und damit den Schaden für alle Beteiligten und die Verbraucherinnen und Verbraucher gering zu halten“, dankte die Regierungspräsidentin für das gute Zusammenwirken.

Hintergrundinformationen:

Im Raum Rastatt/Baden-Baden und im Norden der Stadt Mannheim wurden landwirtschaftliche Flächen, vermutlich durch Aufbringen verunreinigten Kompostes, mit PFC belastet. Erste Untersuchungen von auf diesen Flächen erzeugten Lebensmitteln ergaben, dass die verschiedenen PFC unterschiedlich von Pflanzen aufgenommen werden können. Hierdurch sind die dort wirtschaftenden Landwirte stark betroffen, da sie möglicherweise ihre Erzeugnisse nicht vermarkten können und große finanzielle Einbußen erleiden könnten.
In Wahrnehmung seiner Koordinierungs- und Bündelungsfunktion leitet das Regierungspräsidium Fachgespräche zwischen den zuständigen Vor-Ort-Behörden (Untere Lebensmittelüberwachungsbehörden des Landkreises Rastatt und der Stadt Baden-Baden und der für den Land- und Stadtkreis zuständigen Landwirtschaftsbehörde) und den betroffenen Landwirten. Gemeinsam wurde nach Lösungswegen gesucht, um einerseits die Bewirtschaftung der Flächen zu gewährleisten, aber auch den Verbraucherschutz umfassend zu berücksichtigen.

Nachdem seitens des zuständigen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) keine Aussagen über die gesundheitliche Einstufung der kurzkettigen PFC ge-troffen werden konnte, hatte das MLR auf der Basis der Verzehrsgewohnheiten für Obst und Gemüse Ausgangswerte errechnet und daraus Beurteilungswerte (BUW) abgeleitet, welche gemäß eines dynamischen Minimierungskonzeptes jährlich verringert werden. Lebensmittel, deren Gehalte an kurzkettigen PFC analytisch gesichert über den jeweils geltenden BUW liegen, sind nicht verkehrsfähig.
Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat ein Untersuchungsprojekt vorbereitet, welches als einen wesentlichen Punkt das sogenannte Vorerntemonitoring (Pflanzenuntersuchungen vor der Ernte) beinhaltet. Die Mittel für das Projekt werden vom MLR bereitgestellt.

Erste Untersuchungen der Lebensmittelüberwachungsbehörden aus dem Vor-jahr hatten gezeigt, dass langkettige PFC kaum, kurzkettige jedoch in gewissem Umfang von den Pflanzen aufgenommen werden. Eine Zuordnung der Pflanzenproben zu den jeweiligen Böden wird aber erst durch das jetzt vom MLR bewilligte und finanzierte Projekt möglich. Dabei werden sowohl Bodenproben als auch Proben des Beregnungswassers genommen und den jeweiligen Pflanzenproben gegenübergestellt. Dies geschieht rechtzeitig vor der Ernte, so dass zur Ernte die Untersuchungsergebnisse vorliegen. Neben den Erkenntnissen zum Verständnis des Transportverhaltens der Stoffe in Pflanzen liegt das Hauptaugenmerk dabei auf dem Verbraucherschutz. Es soll verhindert werden, dass Erzeugnisse mit PFC-Gehalten auf den Markt gelangen.

Die vorliegenden Ergebnisse für Spargel und Erdbeeren zeigen, dass auf belasteten Böden die Erzeugung von Spargel sehr kritisch zu sehen ist. So mussten zwischenzeitlich bei neun von insgesamt 51 untersuchten Flächen, davon sieben mit Überschreitung der BUW und zwei mit Messwerten nahe der BUW, die Erzeugnisse als „nicht vermarktungsfähig“ erklärt werden. Entgegen der ersten Untersuchungen zu Beginn der Erdbeersaison, ergaben diesbezügliche Analysen auch in den Beeren höhere PFC-Werte, so dass die Früchte bei sieben von insgesamt 23 untersuchten Parzellen über oder sehr nahe am BUW lagen. Seitens der betroffenen Betriebe wurde entschieden, dass auch die Vermarktung von Erzeugnissen mit Werten nahe dem BUW zu risikoreich ist. In den genannten Fällen unterblieb eine weitere Beerntung bzw. die Flächen wurden in neun Fällen umgepflügt. Hierdurch ist den betroffenen Landwirten ein hoher Verlust entstanden. Bei der relativ hohen Zahl positiver Ergebnisse ist allerdings zu berücksichtigen, dass nach einer Risikoauswahl gezielt Proben von Problemflächen gezogen wurden.

Nach Abschluss der Spargel- und Erdbeersaison werden die Untersuchungen aktuell auf andere Gemüsekulturen und Getreide verlagert. Erste Ergebnisse hier zeigen, dass besonders Kulturen mit hohem Wasseraufnahmevermögen und hohem Wassergehalt z.B. Zucchini, Gurken und Tomaten, zu höheren Werten tendieren.

Antworten auf die häufigsten Fragen zu PFC finden Sie auf der Homepage des Regierungspräsidiums Karlsruhe.

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