Tierschutzbund steigt aus
Der Deutsche Tierschutzbund ist aus der Initiative Tierwohl ausgestiegen. Man habe die Vorstellungen des Tierschutzbundes sehr ernst genommen und sie für die weitere Ausgestaltung berücksichtigt, bedauerte der Geschäftsführer der Initiative Tierwohl, Dr. Alexander Hinrichs die Entscheidung.
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Von Seiten des Deutschen Tierschutzbundes hieß es am Freitag, 16. September, in einer Pressemeldung: Der Deutsche Tierschutzbund beende seine Mitarbeit im Beraterausschuss der Initiative Tierwohl. Die in der „Projektgruppe Schwein“ am Mittwoch gefassten Beschlüsse würden keine langfristige Perspektive für den Tierschutz bieten. Aus Sicht des Tierschutzbundes setzte die Initiative Tierwohl weiterhin auf Quantität statt Qualität. Zudem bleibe auf nicht absehbare Zeit die Transparenz für den Verbraucher auf der Strecke.
Tierschützer kritisieren Beschlüsse als zu lasch
Darüber hinaus erklärte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, man habe eigene Vorschläge bereits früh eingebracht. Die nun getroffenen Beschlüsse seien viel zu vage und für den Tierschutzbund kein Fundament für den Anspruch nach mehr Tierschutz. Die Hoffnung des Tierschutzbundes, durch die Mitarbeit etwas zu verändern, habe sich nicht erfüllt. Es bleibe nur der konsequente Schritt, die Mitarbeit im Beraterausschuss zu beenden. In der Pressemeldung heißt es außerdem, die Diskussion über die Umsetzung selbst kleiner Kriterien innerhalb der ITW zeige erneut, dass es in Deutschland ein strukturelles Problem in der landwirtschaftlichen Tierhaltung gibt.
Vorschläge des Tierschutzbundes berücksichtigt
In einer Reaktion der Initiative Tierwohl nimmt die Organisation die Entscheidung des Deutschen Tierschutzbundes (DTSchB), nicht mehr als Mitglied des Beraterausschusses an der Weiterentwicklung der Initiative mitwirken zu wollen, bedauernd zur Kenntnis. Bereits im vergangenen Juni habe man sich in einem Entwurf auf Eckpunkte der Initiative Tierwohl für Schwein über 2017 hinaus verständigt. Dabei seien elementare Punkte festgehalten worden, etwa die Erweiterung der Finanzausstattung um 35 Millionen Euro auf 100 Millionen Euro pro Jahr, einheitlichere Vorgaben wie mehr Platz und zusätzliches organisches Beschäftigungsmaterial sowie die Konkretisierung des Tiergesundheitsindex/Tierwohlindex. Am vergangenen Mittwoch sei der Entwurf für die Fortführung der Initiative Tierwohl konkretisiert worden. Dabei seien auch die Empfehlungen von Mitgliedern des Beraterausschusses berücksichtigt worden.
Dennoch habe sich der Tierschutzbund dazu entschieden, die Mitarbeit aufzukündigen. „Mit dem aktuellen Entwurf wird es uns gelingen, ein realistisches Angebot für eine Vielzahl der Tierhalter zu machen und zusätzlich die Möglichkeit zu schaffen, innovative Kriterienkombinationen umzusetzen“, kommentiert Dr. Alexander Hinrichs, Geschäftsführer der Intiative Tierwohl. „Wir verdeutlichen damit den Willen und die Bereitschaft zur Weiterentwicklung. Schade, dass der Deutsche Tierschutzbund diesen Weg nicht mehr gemeinsam mit uns gehen möchte. Die Initiative Tierwohl möchte von ihrer Grundkonzeption her ein Angebot für eine Vielzahl von Betrieben bieten. Dies war auch dem Deutschen Tierschutzbund seit Beginn seiner Mitarbeit im Beraterausschuss bekannt. Wir haben bewusst einen anderen Ansatz gewählt als viele Labelprogramme, die aber über die Schaffung von Schnittstellen zukünftig eingebunden werden können“, so Dr. Hinrichs.
So geht es jetzt weiter
In den Beratungen zur Fortentwicklung der Initiative Tierwohl wurden folgende Punkte konkret festgehalten:
• Künftig wird der Austausch zwischen Beraterausschuss und den Gremien der Initiative Tierwohl noch weiter intensiviert. Die Projektgruppe Schwein schätzt den Rat und den Sachverstand des Beraterausschusses, bestehend aus Experten aus Wissenschaft, Tier- und Verbraucherschutz sowie Wirtschaft.
• Die stetige Weiterentwicklung der Initiative Tierwohl, auch über 2020 hinaus, war Gegenstand der Diskussion und soll unter Einbeziehung des Beraterausschusses fortgesetzt werden. Die Initiative Tierwohl sieht sich dabei als Teil einer ganzheitlichen Nutztierstrategie, die nach allen Seiten offen ist.
• Die Initiative Tierwohl hält weiter an dem Ziel fest, für mehr Tierwohl in der Breite zu sorgen. Bereits heute profitieren rund 12,8 Mio. Schweine und 242,4 Mio. Hähnchen und Puten von Maßnahmen, die von der Initiative Tierwohl gefördert werden. Damit ist dies das bislang mit Abstand größte Programm zur Förderung von mehr Tierwohl. Zugleich stellt sich die Initiative Tierwohl der Forderung, Möglichkeiten zu schaffen, um weitergehende Schritte zu honorieren. Daher wurde der Vorschlag aus dem Beraterausschuss zur Förderung innovativer Kriterienkombinationen aufgenommen. Für entsprechende Maßnahmen sollen bereits ab 2018 erhebliche Mittel bereitgestellt werden.
• Bezüglich konkreter Kriterienvorgaben hat man sich anspruchsvolle Ziele gesetzt. Für den Zeitraum ab 2018 soll darauf hingearbeitet werden, dass und wie zukünftig für die Breite der Betriebe den Schweinen Raufutter zur Verfügung gestellt werden kann. Entsprechende ambitionierte Vorhaben gibt es auch zum Kriterium Tageslicht. Hierfür soll in der Initiative Tierwohl mit allen Beteiligten und unter Einbeziehung des Beraterausschusses ausgearbeitet werden, wie dies von den landwirtschaftlichen Betrieben auch geleistet werden kann.
Beim Thema Geflügel laufen derzeit ebenfalls die Gespräche zur Weiterentwicklung der Initiative Tierwohl über 2017 hinaus. Auch in diese wird der Beraterausschuss eingebunden.
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