Verbesserungen im Milchsektor dringend erforderlich
In Zeiten steigender Preise müssen für den Milchmarkt von Politik und Milchwirtschaft die richtigen Entscheidungen getroffen werden, um den Sektor für die Zukunft gut aufzustellen. Dies betonten der Milchbauernpräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Karsten Schmal, und der Milchbeauftragte der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ), Josef Moosbrugger, in einem Gespräch Mitte November in Wien.
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In der vergangenen Marktkrise seien die öffentliche Intervention und die Beihilfe zur privaten Lagerhaltung die kurzfristig wirksamsten Instrumente gewesen, um den Milchpreis vor einem weiteren Absturz zu bewahren, betonten Moosbrugger und Schmal. Das Niveau der Interventionspreise bedürfe einer Überprüfung. In jedem Fall sei die Intervention als erprobtes Kriseninstrument auch in der nächsten Reform der EU-Agrarpolitik zu erhalten. National befürworten LKÖ und DBV eine steuerlich begünstigte Risikoausgleichsrücklage.
Branche muss Verantwortung übernehmen
Einen großen Teil der Verantwortung sehen die beiden Verbände bei den Akteuren auf dem Milchmarkt. Insbesondere müssten die Landwirte und ihre genossenschaftlichen Molkereien über eine Modernisierung der Lieferbeziehungen für kommende Krisen vorsorgen. Der Staat könne die Steuerung der Milchmengen nicht lösen, waren sich Schmal und Moosbrugger einig.
Die Molkereien seien gefordert, internationale, nationale und regionale Märkte zu erschließen und entsprechend die unterschiedlichen Anforderungen dieser Märkte zu befriedigen, so die beiden Bauernvertreter einhellig. Für den Branchendialog in Deutschland könne man von den Aktivitäten der österreichischen Agrar Markt Austria (AMA) lernen, die erfolgreich EU-Mittel zur Absatzförderung abrufe, sagte DBV-Milchpräsident Schmal. Auch die erfolgreiche Besetzung von Nischen durch die österreichische Milchwirtschaft, etwa mit „Heumilch“ oder „Bio-Wiesenmilch“ sei beispielgebend.
Immer neue Auflagen schränken Wettbewerbsfähigkeit ein
DBV und LKÖ forderten jedoch, dass private Labels den Verbraucher nicht täuschen und damit den Wettbewerb nicht verzerren dürfen. Die derzeitigen nationalen Alleingänge bei der Herkunftskennzeichnung von Milch, zum Beispiel in Italien und Frankreich, dürften nicht zu einer Störung des Binnenmarktes führen. Eine Diversifizierung des Milchmarktes durch freiwillige Systeme, wie zum Beispiel das EU-geschützte Bergerzeugnis, sei zu begrüßen, weil sie den Molkereien helfe, stabilere Preise für die Milcherzeuger zu gewährleisten und durch höhere Preise für benachteiligte Strukturen eine Perspektive zu bieten. Für das erfolgreiche Bestehen auf globalisierten Märkten müsse die Politik aber auch die Wettbewerbsfähigkeit aller Milcherzeuger im Blick haben. Überbordenden und nicht praktikablen Tierschutz- und Umweltstandards müsse deshalb eine Absage erteilt werden, erst recht nationalen Alleingängen in diesen Fragen.
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