Neues Traktorenwerk in Lauingen eröffnet
- Veröffentlicht am

In gut zweieinhalbjähriger Bauzeit entstand neben dem bisherigen Werksgelände auf der grünen Wiese auf 160.000 Quadratmetern Grundfläche (42.000 Quadratmeter überdacht) eine hochmoderne Traktorenfertigung, in der seit Januar Deutz-Fahr Traktoren ab 120 PS vom Band laufen. Wie Firmensprecher deutlich machten, verfügt das Werk über in der Agrartechnik einzigartige Features wie Mitfahrbänder für die Werker, neuartige, automatisierte Prüfstationen oder einen Vorderachsauspendel-Prüfstand. Allein 20 Millionen Euro wurden für die Farbgebung aufgewendet, die einen Korrosionsschutz biete, der deutlich über der der Automobilindustrie und des Wettbewerbs liege, heißt es bei SDF.
Optimierte Abläufe
Kurze Wege, direkte Materialflüsse, vereinfachte Kommunikation und hohe Flexibilität werden durch großflächige Hallen erreicht. Tore an den Hallenseiten ermöglichen die direkte Belieferung von Großkomponenten an das Montageband, mit wenigen Handhabungsschritten und zur Sicherstellung von synchronisierter, fließender Produktion bei niedrigen Materialbeständen.
Für die Beschickung der Fertigung wurde ein Warenlager mit 4000 Lagerplätzen für Großteile und Kleinteilelager mit 25.000 Lagerplätzen integriert. In der Logistik kommen bewährte Elemente der schlanken Produktion zum Einsatz, z.B. durchgängige Bewegung der Materialien auf Trolley-Wagen, Verwendung von Routenzügen, e-Kanban-Warenabrufe direkt von der Linie und ein durchgängiges Visual Management. Dort, wo sich Materialflüsse wirtschaftlich bündeln lassen, wurde gezielt automatisiert: das Rückgrat bildet die Errichtung eines Automatischen Kleinteilelagers (AKL) für das Handling der Standard-Kleinladungsträger. Es ist als Shuttle Lager ausgeführt, das sich an die über den Tag und das Jahr geforderten, schwankenden Durchsätze dynamisch anpasst.
Vormontagen und Kommissionierzonen für Anbauteile, die sogenannten Supermärkte, sind unmittelbar angrenzend an die Montagelinien in Form von „Fischgräten“ angeordnet und stellen sicher, dass kundenindividuell produziert und dabei lange Laufwege und Suchaufwände sowie lange Wartezeiten und entsprechende Sicherheitsbestände vermieden werden.
Innerhalb des Produktionsablaufes stellte die Ausgestaltung der Montagelinientechnik eine der wesentlichen Herausforderungen dar. Diese muss nicht nur extrem robust sein und komplizierten Einbausituationen Rechnung tragen, sondern auch eine Fertigung Just-in-Sequence zulassen, d.h. Komponenten werden erst angeliefert, wenn sie am Band eingebaut werden müssen.
Das Werk - SDF spricht vom Deutz-Fahr Land - ist auf eine Jahresproduktion im Einschichtbetrieb von rund 5000 bis 6000 Hightech-Traktoren im nach oben offenen Leistungsbereiche ausgelegt. Derzeit werden hier die Baureihen 6, 7 und 9 gefertigt. Damit sei man in diesem Marktsegment für die kommenden Jahre sehr gut aufgestellt, sagte Vorstandssprecher Lodovico Bussolati am 10. Mai vor der Presse. Er zeigte sich erfreut, dass SDF im vergangenen Jahr bei zweistellig rückläufigen Landtechnikmärkten mit einem Umsatz von 1,36 Milliarden Euro nur geringfügig unter der Marke des Jahres 2015 (1,39 Milliarde Euro) gelegen habe. Gleiches gelte für das EBIDTA-Ergebnis in Höhe von 119 Millionen Euro (127 Millionen), das knapp neun Prozent des Umsatzes entspricht. Rund 63 Prozent des Geschäftsvolumens entfiel auf die Marke Deutz-Fahr. Die Ausgaben für Investitionen lagen 2016 bei insgesamt 92,5 Mio. Euro. Den Löwenanteil von 34 Millionen Euro beanspruchte die Fertigstellung des neuen Traktorenwerks “Deutz-Fahr-Land” am Standort Lauingen. Weitere 23 Millionen Euro flossen in neue Produkte.
Deutz-Fahr Arena
Stolz ist man auch auf das im Zuge der Baumaßnahme ebenfalls neu erstellte Besucherzentrum, die Deutz-Fahr Arena. Auf rund 5300 Quadratmeter findet sich unter anderem eine großzügige Ausstellungshalle, das Deutz-Fahr Museum, ein Restaurant, Fanshop und eine Kinderecke. Direkt dahinter gibt es eine befestigte Teststrecke für Kunden und Händlerschulungen.
„Mit der Deutz-Fahr Arena gehen wir völlig neue Wege in der Kundenansprache hier am Standort Lauingen“, erläutert Rainer Morgenstern, Commercial Executive Director Europe und Sprecher der Geschäftsführung, das Konzept. „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass Kunden, die ihr hart erarbeitetes Geld in eine Maschine investieren, sehen und erleben wollen, wie ihre Deutz-Fahr Traktoren gefertigt werden. Ziel ist es, die Markenbindung der Kunden zu vertiefen und nachhaltig zu stärken, indem wir sie zum Roll-out ihres Traktors in das Werk einladen“, so Morgenstern weiter.
Der gesamte Komplex umfasst einen umbauten Raum von 38.000 Kubikmeter. Das doppelstöckige Gebäude beinhaltet eine Ausstellungshalle, das Deuz-Fahr Museum, ein Kino, einen Merchandising-Shop, eine Cafeteria sowie Konferenz- und Schulungsräume. Darüber hinaus gibt es eine großzügige Teststrecke, auf der die Besucher die High-Tech Traktoren aus Lauingen ausführlich testen und kennenlernen können. Auch an die zukünftigen Kunden wurde gedacht: ein eigener Kinderbereich steht den kleinen Besuchern zur Verfügung.
Doch nicht allein die Kundenbindung steht im Mittelpunkt des Neubaus, sondern auch handfeste Aufgaben für die Ausbildung der europäischen Handelsbetriebe. So wird das neue integrierte Schulungszentrum für Service- und Vertriebsschulungen im laufenden Betrieb pro Jahr gut 3000 Händlermitarbeiter schulen können.
Mit diesem Angebot will man möglichst viele Kunden und Geschäftspartner für Deutz-Fahr begeistern, sagte der für die Europaaktivitäten verantwortliche Vertriebsdirektor Rainer Morgenstern. Seinen Aussagen zufolge will sich SDF künftig ganz auf die Kernkompetenz Traktoren und Mähdrescher konzentrieren und im Gegensatz zu anderen großen Mitbewerbern seinen Händlern die Wahlfreiheit bei Anbaugeräten aller Art überlassen. Vor diesem Hintergrund sei auch die Kündigung des Liefervertrags für Grünfuttererntemaschinen in den Deutz-Fahr Farben durch Kverneland zu sehen. Etwaigen Spekulationen um mögliche Firmenübernahmen in Richtung Gerätehersteller durch SDF, erteilten sowohl Bussloati als auch Morgenstern eine klare Absage.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.