Saures Futter: Für größere Betriebe durchaus interessant
Bisher gibt es zu wenig wissenschaftlich fundierte Untersuchungen, ob sich die Fermentation von Futter für schweinehaltende Betriebe rechnet und die Tiere tatsächlich gesünder und fitter sind, wie von Herstellerseite proklamiert wird. „Die Futterfermentation“, so machte es Dr. Stephan Schneider vom Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft im bayerischen Grub jetzt auf der Landwirte-Akademie in Ulm-Seligweiler deutlich, „ist keine Revolution in der Fütterung, aber für einige, wenige Betriebe ein interessantes Verfahren“. Initiiert hatte die Vortragsveranstaltung das in München ansässige Veterinärpharmunternehmen MSD Tiergesundheit.
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Für den Tierernährungsexperten Schneider eignet sich das Fermentationsverfahren für:
- Größere Betriebe (Kostendegression),
- Betriebe mit Platz für die Futterfermentation (ohne große Neubaukosten),
- Betriebe mit bestehender Flüssigfütterung,
- Betriebe mit sehr hohem Hygienestatus und -verständnis,
- Betriebe mit Interesse an Technik/Erfahrung mit Fermentierung,
- Betriebe mit überschüssiger thermischer Energie (Abwärme aus der Biogasproduktion),
- Betriebe mit Markenfleischprogrammen (beispielsweise GVO-freie Fütterung),
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Betriebe mit ausreichend Flächen oder der Möglichkeit, Wirtschaftsdünger abzugeben (beim Einsatz Phosphor-reicher Futtermittel).
Wie ein Praxisversuch an der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft in Jena gezeigt hat, waren die Schweine, die in der Versuchsgruppe mit fermentiertem Futter gefüttert worden waren, nicht nachweislich gesünder (Verluste, Behandlungen etc.) als die Tiere in der Kontrollgruppe. Insgesamt durchliefen den Versuch acht Schweine.
Leistungen bleiben gleich
Die Schweine, die die fermentierte Futtermischung mit einem um ein Prozent geringeren Sojaextraktionsschrotanteil und ohne mineralischem Phosphor gefressen hatten, brachten die gleichen Leistungen wie die Tiere in der Kontrollgruppe. Wurde der Anteil des fermentierten Futters in der Endmast auf 50 Prozent erhöht, fraßen die Schweine weniger von dem angesäuerten Futterbrei. Futter, das mit Mykotoxinen belastet war, wurde von den Schweinen fermentiert besser aufgenommen als unfermentiertes. „Das sollte jetzt allerdings nicht dazu verleiten, den Schweinen mit Mykotoxinen belastetes Futter vorzulegen, wenn es zuvor fermentiert worden ist“, erläuterte Schneider und verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass es derzeit an weiteren, belastbaren Versuchsergebnissen fehle.
Bewiesen sei momentan lediglich, dass Schweine, die mit angesäuertem Futter versorgt werden, Phosphor besser verdauen und verwerten. Fraglich sei allerdings, so der Gruber Experte, ob die Tiere Rohprotein besser verdauten. Der Grund: Schweine benötigen laut Schneider kein Rohprotein, sondern explizit Aminosäuren, allen voran Lysin.
Ähnlich skeptisch sieht er die immer wieder postulierte gute Futterakzeptanz und hohe Futteraufnahme. Genauso wie den vermutlich besseren Nährstoffanschluss von fermentiertem Futter und dem dadurch niedrigeren Gülleanfall. Jedenfalls, das verhehlte der Fütterungsfachmann vor den Besuchern der Tagung in Ulm-Seligweiler, nicht, haften dem Säuerungsverfahren zahlreiche Nachteile an. Dazu zählen:
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Für die Futterfermentation ist zusätzliche Technik auf den Betrieben nötig.
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Für Futter, Fütterungstechnik und Wasser (Mangan, Eisen, Kalzium) ist ein zusätzliches Hygienepaket nötig.
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Überwachung und Kontrolle erfordern zusätzliche Arbeitszeit.
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Täglich müssen Milchsäurebakterien der Ration zugegeben werden.
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Durch die Futterfermentation wird Trockenmasse abgebaut.
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Der Energiebedarf ist hoch (thermisch und elektrisch).
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Im Ferment finden sich teilweise hohe Gehalte an Essigsäure und Ethanol.
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Mykotoxine und Hefen werden durch die Futterfermentation nicht reduziert. Die Futterqualität muss entsprechend hoch sein.
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Die Schweine müssen sich an das saure Futter gewöhnen können.
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Bei kleineren Beständen sind Mindestmengen erforderlich.
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Und, ganz wichtig: Die Futterfermentation verursacht zusätzliche Kosten.
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