Salmonellenschutz beginnt bei Saugferkeln
Ob mit zugekauften Ferkeln, den Jung-sauen vom Lieferbetrieb oder wie jüngst geschehen, mit verseuchtem Sojaschrot vom Futtermittelhandel: Salmonellen lauern überall. Die Darmbakterien gefährden die Gesundheit der Tiere und können auch für Menschen gefährlich werden. Wie sie Ihren Bestand am besten vor den Erregern schützen, haben wir hier für Sie zusammen getragen.
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Alles läuft zunächst nach Plan auf dem Mastbetrieb, ganz in der Nähe von Wertheim im Main-Tauber-Kreis. Mit seinen 2000 Plätzen kein kleiner Betrieb, der sich dort im Nordosten des Landes auf die Erzeugung von Schlachtschweinen spezialisiert hat. Die Ferkel bezieht der Mäster von einem Aufzüchter in Franken. Bayern ist nicht weit. Die beiden Betriebe arbeiten seit Jahren zusammen, die Landesgrenze für sie kein Hindernis. Doch plötzlich im Dezember des vergangenen Jahres steigen die Salmonellenwerte auf dem Mastbetrieb.
Unbekannte Eintragsquelle
Erklären kann sich das zu diesem Zeitpunkt niemand. Der Stall wird abteilweise im Rein-Raus-Verfahren belegt, regelmäßig gereinigt und desinfiziert. Vögel und Schadnager gelangen nicht ins Stallinnere. Das Wasser für die Schweine wird turnusmäßig untersucht. Auf Biosicherheit legt der nordwürttembergische Mäster viel Wert. Schließlich kann schon ein Krankheitsdurchbruch den Betriebszweig gehörig ins Schwanken bringen.
Besorgt wendet sich der Landwirt deshalb an seinen Hoftierarzt, schaltet den Schweinegesundheitsdienst ein. Der nimmt Blutproben von Ferkeln, Mittelmast- und Endmastschweinen sowie sogenannte Sockentupfer, bei denen Kot und Urin auf dem Boden der Buchten sowie Staub von der Stalleinrichtung abgesammelt wird.Von den insgesamt 18 Blutproben fallen vier positiv aus, die Sockentupfer sind allesamt negativ.
Die Erreger müssen von woanders in den Bestand gelangt sein. Doch von woher? Eine Meldung, die kurz darauf die Runde macht, löst das Rätsel schließlich. Eine Mühle im bayerischen Straubing hatte gentechnikfreies Sojaschrot aus dem Donauraum verkauft, in dem später Salmonellen nachgewiesen worden waren. Der Mäster hatte dort eingekauft, die Mastschweine das belastete Futter gefressen.
Kurz darauf waren die Salmonellenwerte bei den Tieren in die Höhe geschnellt. Um zu verhindern, dass der Betrieb in Kategorie III des Salmonellenmonitorings abrutscht, nahmen die Tierärzte bei den Endmastschweinen Blutproben – zusätzlich zu den Fleischsaftproben auf dem Schlachthof. Diese wurden dann mit den Blutproben der schlachtreifen Schweine verrechnet.
Zeitgleich setzte der Mäster den Sojaschrot ab und säuerte das Futter an.Vorsicht beim ZukaufEiner von drei Fallberichten, mit denen Dr. Agnes Richter, Fachtierärztin beim Schweinegesundheitsdienst (SGD) in Stuttgart-Fellbach, den über hundert Zuhörern auf der Hohenloher Schweinetagung in Wolpertshausen (Landkreis Schwäbisch Hall) vor kurzem vor Augen führte, wie schnell ein sicher geglaubter Status ins Wanken geraten kann, Betriebe mit einer komplett neuen Situation im Salmonellen-Monitoring konfrontiert sind.
Das Plädoyer der Stuttgarter Tierärztin: „Lassen Sie sich von Ihrem Futtermittelhändler einen Nachweis darüber geben, dass Schrot und Co. salmonellenfrei sind“, ergänzt sie nach dem Fall in der Straubinger Futtermühle, der viele Schweinehalter in Bedrängnis brachte, weil sie nicht wussten, wie sie auf die Schnelle das kontaminierte Futter wieder aus ihren Silos entfernen sollten.Seit 2007 schreibt die Schweine-Salmonellen-Verordnung Mastbetrieben mit mehr als 50 Mastplätzen vor, ihre Schlachtschweine auf Salmonellen-Antikörper untersuchen lassen zu müssen. QS-Betriebe sind dazu schon seit 2003 angehalten.
Die Untersuchung erfolgt durch Fleischsaftproben am Schlachthof und Blutproben der Mastschweine, die frühestens zwei Wochen vor der Schlachtung gezogen werden dürfen. Die alleinige Beprobung durch eine Blutentnahme bei den Mastschweinen ist laut den QS-Statuten seit 2017 nicht mehr möglich. „Nur noch zusätzlich zur Fleischsaftuntersuchung dürfen Blutproben entnommen werden“, erläutert die Tierärztin.
Seither müssen die Betriebe ihre Mastschweine nach einem festgelegten Schlüssel beproben lassen. Bei einem Hof mit mehr als 200 Mastschweinen pro Jahr, sind das beispielsweise 60 Pflichtproben pro Jahr.
Tierbestände wachsen
Dass die Salmonellen-Befallszahlen dennoch kontinuierlich steigen, dafür macht Richter gleich mehrere Gründe aus. Veränderungen, die aus Sicht der Tierärztin auch dem Druck geschuldet sind, der auf den Betrieben liegt. So sind in den vergangenen Jahren die Wurfgrößen stark gestiegen. Immer öfters kommen mehr Ferkel auf die Welt als die Sauenmutter Zitzen hat.
Die Folgen lassen nicht lange auf sich warten: Die Erstmilch reicht nicht für alle neu geborenen Jungtiere aus beziehungsweise nicht alle Ferkel kommen rechtzeitig an eine der begehrten Zitzen. „Für die überzähligen Tiere gerät das Kolostrum zum knappen Faktor“, erlebt die Fachtierärztin bei ihren Betriebsbesuchen.Häufig dürften diese Saugferkel nur äußerst selten die erforderlichen mindestens 250 Milliliter Erstmilch saufen können.
Eher gehen die meisten dieser Jungtiere geschwächt ins Flatdeck und schleppen Krankheitserreger mit, denen sie zuvor nur wenig Paroli bieten konnten. Dazu sind ihre Abwehrkräfte mangels Kolostrum zu wenig ausgebildet.Auch die Infektionsgefahr bei Sauen ist den Erfahrungen von Richter zufolge gestiegen. Ein Grund: Die Muttertiere werden inzwischen überwiegend in Gruppen gehalten und können sich so gegenseitig leichter anstecken, genauso wie später die neugeborenen Ferkel.
Allerdings, das macht Richter vor den Zuhörern deutlich, sei das kein Grund, die tierfreundliche Aufstallung der Sauen nunmehr zu überdenken. „Ganz im Gegenteil“, wie sie betont, „weit wichtiger ist es, die Schweine so fit und gesund zu halten, dass sie mit ein paar Salmonellen zurecht kommen“.
Denn ganz verbannen lassen sich die Durchfallerreger nicht.Stress erhöht KrankheitsrisikoEine weitere Gefahr lauert in zu vollen Flatdecks. Sind zu viele Jungtiere in den Buchten aufgestallt, steigt der Infektionsdruck. Die gestressten Tiere reagieren anfälliger auf Erreger als Ferkel, die sich bei mehr Platz wohl fühlen. Auch der Einsatz von Antibiotika steht im Verdacht, die Probleme mit Salomonellen zu verschärfen.
Warum das so ist? Antibiotikabehandlungen reduzieren und zerstören die normale Darmflora, vor allem grampositiv wirkende Anibiotika wie beispielsweise Amoxicillin. Als Folge davon verschiebt sich die Darmflora – hin zu mehr gramnegativen Bakterien. „E. Coli und Salmonellen haben es dann leichter, sich auszubreiten“, stellt die Tierärztin klar.
Nicht viel anders sieht es bei Mastschweinen aus. „Häufig fehlt den Betriebsleitern hier das Problembewusstsein“, sagt Richter, „die Ställe werden nicht konsequent gereinigt und desinfiziert, Ratten und Mäuse nicht hinreichend bekämpft und das Futter angesäuert“. Verschärft wird das Problem durch anderweitig kranke oder gestresste Tiere in den Mastbuchten.
„Solche Schweine zeigen häufig hohe Antikörpertiter und sind stressbedingt gefährdet, von Salmonellen befallen zu werden“, erläutert sie.Rohfaser so wichtig wie EnergieÜbrigens meistens latent, wie das unter Tierärzten heißt. Die Schweine sind dann zwar äußerlich gesund, scheiden aber in bestimmten Abständen die Darmbakterien aus. Am häufigsten Erreger des Typs Salmonella Typhimurium und Salmonella Enteritidis, den beiden Haupterregern für Zoonosen – einer Krankheit, die von Tieren zu Menschen und umgekehrt übertragbar ist.
In den meisten Fällen über Schweine- und Hackfleisch, Roh- und Mettwurst. Dort findet sich bei Tests dann häufig der Erregertyp Salmonella Typhimurium.Ohnehin steigt das Risiko für einen Salmonellenbefall, wenn die Schweine überdurchschnittlich viel und schnell zunehmen. Diese hohen Mastleistungen sind häufig hoch energetischem Futter mit wenig Struktur geschuldet. Das fördert, so Richter, den Salmonellenübertritt ins Blut und kann darüberhinaus die Darmstabilität senken.
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