Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Rindermast

Bullen mit Ländle-Bonus

Enge Margen sind Bullenmäster gewöhnt. Doch neuerdings steht regional erzeugtes Rindfleisch bei Verbrauchern im Land hoch im Kurs. Davon profitieren Mäster, nicht zuletzt diejenigen, die die bis dato eher ungeliebten Holsteinkälber und schwächere Jungtiere aus Fleckviehherden schlachtreif aufziehen.

Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
artyangel/www.pixabay.de
Artikel teilen:

Holsteinkälber, männlich, schmal und, so die vielfach geäußerte Skepsis, mit garantiert niedrigeren Zunahmen als vergleichbare Fleckvieh- oder spezialisierte Mastrassen. Ein Vorurteil, „allerdings eines, das sich hält“, wie Kurt Schlagenhauf, seine Frau Gerlinde und Sohn Daniel versichern.

Entgegen dem Trend, sich bei der Ausmast auf Zweinutzungsrassen wie Fleckvieh oder darin eingekreute Fleischrassen zu konzentrieren, entschied sich die oberschwäbische Familie vor nunmehr zehn Jahren zum Zukauf von Holsteinbullenkälbern, um sie gemeinsam mit den männlichen Kälbern aus der 40 Kühe zählenden schwarzbunten Herde auf dem Betrieb in Otterswang unweit von Bad Schussenried (Landkreis Biberach) zu mästen.

Intensive Aufzucht der Kälber

Dass sie sich zu diesem ungewöhnlichen Schritt entschieden, lag an den Ergebnissen der damaligen Ringauswertung. Der Landwirt hatte einen Mitarbeiter des Beratungsdienstes Bullenmast damit beauftragt, die Rentabilität der Mast mit den milchorientierten Holsteins zu prüfen, den Deckungsbeitrag für die Mastrinder, auszurechnen. Mit erstaunlichem Ergebnis.

Der Deckungsbeitrag (DB I) für die Mast der betriebseigenen männlichen Holsteinkälber lag um 70 Euro über dem, den zugekaufte Fleckviehkälber erzielt hätten. Das Leistungsnivau der Holsteinbullen ist zwar insgesamt niedriger, dafür ist der Zukauf der Kälber um einiges billiger. Letzteres ein Trend, der noch zunehmen könnte. Denn viele Milchviehbetriebe, die ihre Herden in jüngster Zeit aufgestockt haben, haben dies mit schwarzbunten Kühen getan. Die anfallenden männlichen Holsteinkälber auszumästen, ist für das Gros der spezialisierten Milchviehbetriebe allerdings häufig keine Option.

Die Jungtiere gehen in den Handel, vielfach auf spezialisierte Mastbetriebe in Norddeutschland, nach Europa oder weiter – wie eine ZDF-Reportage die teils grauenhaften Transporte und Schlachtungen in den Aufnahmeländern Türkei und Ägypten im vergangenen Herbst dokumentierte.

Kälber mit schlechtem Image

Für Schlagenhaufs eine Verkaufsstrategie, die den Landwirten hierzulande irgendwann vor die Füße fallen könnte, wie der 58-Jährige und seine Frau Gerlinde an diesem Vormittag im Gespräch deutlich machen. „Den männlichen Holsteinkälbern haftet der Ruf an, dass sie sich als Masttiere nicht rechnen“, macht Schlagenhauf deutlich und benennt einen der für ihn Hauptgründe, warum man die Jungtiere möglichst schnell, mit spätestens zwei Wochen, dem Viehhändler mitgibt.

„Klar“, räumt er ein, „Holsteinbullenkälber brauchen länger als Fleckviehbullenkälber, bis sie schlachtreif sind“. Und erwartungsgemäß sei es bei der milchbetonten Rasse mitunter schwierig, zur Mast geeignete Jungtiere mit starken Fundamenten, kurzen, breiten Köpfen und einem stabilen Rahmen zu finden. Aber, das gibt der oberschwäbische Mäster den Kritikern mit auf den Weg, die Holsteinbullenkälber kosteten aus diesem Grund ja auch weniger als die mehr zur Mast prädestinierten Rassen. Im Schnitt 230 bis 250 Euro bezahlte Schlagenhauf in den vergangenen Monaten für die drei bis vier Wochen alten, 75 Kilogramm schweren, von ihm ausgesuchten, männlichen Holsteinkälber.

Bis der ausgemästete Bulle den Betrieb in Otterswang mit 20 Lebensmonaten verlässt, belaufen sich die Kosten für Milchaustauscher (MAT), Kraftfutter, Kälberstroh, Maissilage sowie die Ausgaben für Wasser, Strom und Tierarzt den Berechnungen von Schlagenhaufs zufolge auf 750 bis 800 Euro. Ohne Stallplatzkosten, wie der Mäster im Gespräch einräumt.

Lesen Sie mehr zur Situation der Bullenmäster im Land in Ausgabe 20/2018 von BWagrar.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren
Ort ändern

Geben Sie die Postleitzahl Ihres Orts ein.