Trockenstellen: Länger ist auf jeden Fall besser
Erstlaktierende Kühe profitieren von einer verlängerten Trockenstehzeit von acht Wochen. Im Vergleich zu einer sechswöchigen Trockenstehzeit wirkt sich dies positiv auf Milchleistung und Fruchtbarkeit in der kommenden Laktation aus. Das zeigen mehrere Studien und war jetzt eines der Themen auf einer virtuellen Fachtagung der Bayer Nutztierakademie.Auf der Skala der wertvollsten Kühe in einer Herde stehen die erstlaktierenden Kalbinnen ganz oben auf der Liste. Aus gutem Grund, wie die Tierärztin Dr. Pirkko Bergmann von der Bayer Nutztierakademie überzeugt ist. „Diese Kühe müssen ihr Geld noch verdienen“, macht Bergmann auf einer Online-Pressekonferenz des Veterinärpharma-unternehmens vor kurzem deutlich.
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Wie eine Studie in Großbritannien mit 101 Milchviehbetrieben mit im Schnitt 237 Kühen zeigt, dauert es bis zum 530. Tag nach der ersten Kalbung bis eine Kuh die Kosten ihrer Aufzucht eingespielt hat. Betriebswirtschaftler sprechen dann vom sogenannten Return-on-Investment (ROI), der prozentualen Relation zwischen Investition und Gewinn oder anders ausgedrückt, der Rentabilität des zuvor eingesetzten Kapitals. Für die Tierärztin ist es unabdingbar, erstlaktierende Kühe zu einem möglichst optimalen Zeitpunkt trockenzustellen.
„Das fördert die Gesundheit der Tiere und lässt hohe Milchleistungen in der zweiten Laktation erwarten“, sagt sie. Weniger EntzündungenWas passiert in der Trockenstehzeit und warum ist diese milchlose Zeit so wichtig für die kommende Laktation? Hier die wichtigsten Gründe für die regelmäßige Auszeit:
- Milchdrüsengewebe regeneriert sich.
- Milchleistung in der Folgelaktation wird beeinflusst.
- Kolostrumqualität steigt.
- Subklinische Mastitiden heilen aus.
- Neuinfektionen müssen vermieden werden.
Wie eine Untersuchung in Belgien bereits 2007 dokumentierte, beeinflusst die Dauer des Trockenstellens die späteren Milchleistungen erheblich. So stiegen die Milchmengen um durchschnittlich 2,0 Kilogramm pro Tag, wenn die Kuh anstatt den vielfach üblichen sechs Wochen über eine Zeit von acht Wochen trockengestellt wurde.
Noch deutlicher fielen die Leistungsunterschiede der 55 Testkühe aus, wenn sie anstatt fünf acht Wochen trockengestellt wurden. Dann stiegen die Milchleistungen in der zweiten Laktation um bis zu 3,4 Kilogramm an. Unterm Strich gaben die Kühe mit einer Trockenstehzeit von acht Wochen durchschnittlich 37,1 Kilogramm Milch über eine Zeit von 210 Tagen, bei einer sechswöchigen Trockenstehzeit waren es 35,1 Kilogramm pro Kuh und Tag, bei einer nur fünfwöchigen Trockenstehzeit sank die tägliche Milchleistung in den 210 Melktagen auf im Schnitt 33,7 Kilogramm.
Milchleistungen steigen
Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Studien in Kanada und den USA: Je länger die Kühe trockengestellt werden, umso positiver wirkt sich das auf ihre Milchleistungen in der kommenden Laktation aus. Waren es wie in Kanada anstatt 35 60 Tage Trockenstehzeit, gaben die untersuchten 414 erstlaktierenden Kühe in der zweiten Laktation im Schnitt 722 Kilogramm mehr Milch. Die Erhebung der Universität Wisconsin in den USA auf einem Milchviehbetrieb mit 3000 Kühen erfasste bei den 426 erstlaktierenden Kühen eine Leistungssteigerung von rund 3,3 Kilogramm Milch pro Tag mehr in der zweiten Laktation, wenn sie anstatt fünf acht Wochen trockengestellt worden waren. Multipliziert man diese 3,3 Kilogramm mit 100 Tagen (100 Tage-Leistung) und legt einen Milchpreis von 33 Cent pro Kilogramm Milch zugrunde, ergibt dies einen Mehrerlös von knapp 110 Euro.
Lesen Sie den kompletten Beitrag in Ausgabe 29/2020 von BWagrar.
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