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Schwarzwaldmilch

Käsemanufaktur nimmt Form an

Wo und wie baut die Schwarzwaldmilch ihre Käserei: Darüber wird in der Milchbranche schon seit Jahren viel spekuliert. Antworten gab es jetzt auf einer digitalen Pressekonferenz am 15. Januar - live aus Titisee-Neustadt – wo der Gewinnerentwurf des Architektenwettbewerbs für den Neubau gekürt wurde.

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  Freuen sich auf die Käsereimanufaktur: v.l: Markus Kaiser (Aufsichtsratsvorsitzender Schwarzwaldmilch), Meike Folkerts (Bürgermeisterin Titisee-Neustadt) und Andreas Schneider (Geschäftsführer Schwarzwaldmilch).
Freuen sich auf die Käsereimanufaktur: v.l: Markus Kaiser (Aufsichtsratsvorsitzender Schwarzwaldmilch), Meike Folkerts (Bürgermeisterin Titisee-Neustadt) und Andreas Schneider (Geschäftsführer Schwarzwaldmilch).Schwarzwaldmilch
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Der Schwarzwaldmilch gehe es darum, die Verfügbarkeit regionaler Lebensmittel auf Milchbasis zu erweitern“, erläuterte Andreas Schneider, Geschäftsführer der Schwarzwaldmilch. Heute schon seien die Sortimente kompetent ausgerichtet, allerdings gebe es eine Lücke. „Die Lücke heißt Käse“, so Schneider. Mit der Käserei als neues Geschäftsfeld wolle man sich künftig noch breiter aufstellen, was gerade auch in Krisenzeiten für eine regional geprägte Molkerei wichtig erscheint. Geplant sei ein charaktervoller Käse mit verschiedenen Ausprägungen im Premiumbereich. Verkauft werden soll er über die eigenen Märkte, über den spezialisierten Käse-Fachgroßhandel sowie mit Edeka und Rewe. Konzepte über die Marken des Käses seien bereits in der Schublade.

Käserei passt zur Schwarzwaldmilch

Schneider sprach insgesamt von einem Meilenstein. Er schwärmte von einer sogenannten Milchstraße wie er es nannte, angefangen mit der Herstellung verschiedener Milchpulver für die Vorproduktionsstufe am Standort in Offenburg, tollen Marken mit Premiumprodukten direkt für die Haushalte im Hauptwerk in Freiburg sowie künftigen Käseprodukten am neuen Standort in Titisee-Neustadt im Hochschwarzwald. „Käse ist die Königsdisziplin im Molkereihandwerk“, zeigte sich Schneider zuversichtlich. Damit werde man auch in der Gesamtwahrnehmung des Unternehmens noch deutlich „adretter und moderner“. Über die Höhe der Investitionskosten wollte Schneider zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen. Bekannt gegeben würden allenfalls der Investitionsrahmen, sobald man über die konkret angefallenen Baukosten besser Bescheid weiß. Für den Aufsichtsratsvorsitzenden Markus Kaiser ist es wichtig, dass die Molkerei neue Absatzwege erschließt. Mit der Käserei werde die Milch da verarbeitet, wo sie produziert wird, nämlich im Schwarzwald, lobte Kaiser. Er habe sich bei der Gestaltung der optimalen Abläufe in der künftigen Produktionsstätte mit einbringen können.

Durch Wettbewerb zum besten Ergebnis

Bereits seit fast fünf Jahren arbeite man an den Überlegungen für den Neubau. Die Ansprüche waren von Anfang an hoch, sollte doch der ausgewählte Standort die Intuition der Menschen widerspiegeln und eine auch breite Beteiligung ermöglichen, so Schneider. Entsprechend gab es eine Mehrfachausschreibung mit insgesamt 7 Architekturbüros, von denen alle mitmachten. Darunter: Fuchs Maucher Architekten (Waldkirch), Geis & Brantner (Freiburg),  Hotz + Architekten (Freiburg), Kuner Architekten (Furtwangen), Ludescher + Lutz (Bregenz), Schmelzle + Partner (Dornstetten) sowie Schneider Architekten (St. Georgen).

100-prozentige Zustimmung zum Siegerentwurf 

Über die eingereichten Pläne wurde am 14. Januar entschieden. Die Jury bestand aus einem Sach- und einem Fachausschuss, besetzt mit sieben und sechs Personen.  Für die Entscheidung habe man sich bewusst ausreichend Zeit genommen, betonte der Jury-Vorsitzende Prof. Wulf Daseking. Er bedankte sich bei den Architektenbüros für ihre Arbeit. Bemerkenswert sei gewesen, dass alle 7 Büros unterschiedliche Ansätze gewählt hätten. Wichtig war der Jury die Frage, wie sich das Gebäude in der Umgebung darstellt, die sogenannte Adressbildung.  Dann ging es um den Erlebnischarakter im Inneren sowie auch um die bestmögliche Zufahrt.  Auch energetische Fragen und Folgekosten wurden berücksichtigt. Überzeugt hat die Jury der Entwurf der Architekten Fuchs Maucher aus Waldkirch. Nach langen Besprechungen waren alle für diesen Entwurf. Es gab eine 100-prozentige Zustimmung mit einem Abstimmungsergebnis von elf zu null.  „Das Büro ist hoch qualifiziert. Die Arbeit beginnt jetzt“, so Daseking.

Stadt steht hinter dem Projekt

Glückwünsche kamen von der Bürgermeisterin der Stadt Titisee-Neustadt, Meike Folkerts. „Sie lassen noch sehr viel Raum für grüne Wiese und Kühe. Das hat mich sehr inspiriert“, so Folkerts. Keine Blechwüste, keine versiegelte Fläche, kurze Wege: der Entwurf schaffe durch ein kleines Raumwunder im Inneren, die Komplexität der Käseproduktion abzubilden – ein großer Gewinn in städtebaulicher, touristischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Insgesamt sollen 20 bis 30 neue Arbeitsplätze entstehen. Sie lobte die Beteiligung von Bürgern und Politikern: „Die Schwarzwaldmilch hält, was sie verspricht.“ Bereits im November 2019 habe man eine erste Bürgerversammlung abgehalten, um deutlich zu machen, was den Menschen vor Ort wichtig ist.

Produktion wird erlebbar

Das Gebäude wird rund und bekommt zwei Stockwerke: unten die Produktion und die Käselager mit 11 Meter Gesamthöhe, oben der Besucherbereich, plus Dachterrasse, so Cornell Fuchs. Der Durchmesser des Gebäudes beträgt 34,5 Meter und der Radius 69 Meter. Nach außen gibt es auf jeden Fall eine Holzfassade. Die Käserei soll ein Aushängeschild werden, mit Schaukäserei und einem Museum über Käseherstellung. Es gibt eine Anlieferung, einen Betriebshof und nur eine einzige Zufahrtsstraße. Dabei handelt es sich um einen schon bestehenden Waldweg, der nun ausgebaut werden soll. Die Besucher kommen über einen Waldparkplatz zur Käserei. Von oben können sie das Käsen beobachten und mitverfolgen und anschließend noch einkehren, mit Zugang aufs Dach und einer 360-Grad Aussicht auf den Schwarzwald – so der Plan. Einen Zusammenhang, bei dem man von dem runden Gebäude auf die Form eines Käselaibes schließen könnte, gebe es nicht, hieß es. „Das überlassen wir der Interpretation des Betrachters“, so Fuchs. Ein Wermutstropfen ist, dass eine Erweiterung des Gebäudes nicht möglich ist. Allerdings wurden die Reifelage als Herzstück der Käserei vorsorglich schon so konzipiert, dass man sie erweitern kann, ohne die Fassade öffnen zu müssen. Die Gesamtkapazität liegt bei rund 1200 Tonnen Käse pro Jahr.

Herausragender Standort

Den Wettbewerb organisiert und die eingereichten Arbeiten vorgeprüft hat Stefan Läufer von fsp.stadtplanung in Freiburg, der gemeinsam mit der Molkerei gleich zu Beginn die Merkmale des neuen Standorts herausgearbeitet habe, und sich sehr zufrieden über die Zusammenarbeit zeigte: „Es war überhaupt nicht schwer, die Schwarzwaldmilch für einen Planungswettbewerb zu begeistern.“ Die Stadtplanung, so Läufer, trage eine Verantwortung für den Ort und für die Landschaft. Ziel sei es, einen positiven Beitrag für die Baukultur in der Region zu leisten. Den in Titisee-Neustadt, nahe der B31 und des Badeparadieses Schwarzwald sowie der Firma Testo gelegenen Standort bezeichnete Läufer als „herausragend“. Es handelt sich um eine unberührte noch freie Wiesenlandschaft, mit der man äußerst sensibel und achtsam umgehen musste. So gab es für die Architekten eine harte Nuss zu knacken, war doch die Erschließung am Waldrand am Fuße eines Nordhangs alles andere als einfach. Hier musste dann die Käseproduktion, die Landschaft und der Besucherbereich unter einen Hut gebracht werden.

Ausblick

Abgegeben wurden die eingereichten Entwürfe bereits Anfang Februar 2020. Das geplante Treffen der Jury im März musste aber wegen Corona um zehn Monate verschoben werden. „Das hat uns alle herausgefordert, Geduld aufzubringen“, so Läufer. Er zeigte sich überzeugt, dass sich der Wettbewerb trotz aller Schwierigkeiten für alle Beteiligten gelohnt habe. Dass man wegen Corona viel Zeit verloren habe, räumte auch Andreas Schneider einräumen. Gleichwohl habe man die Zeit genutzt, sich intensiv Gedanken zu machen und Vorbereitungen zu treffen unter anderen über die Produktgestaltung und Marketing.  Mitte 2022 will man mit dem Bau des Gebäudes beginnen, der erste Käse könnte dann Ende 2023 in Produktion gehen.

 

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