Bessere Preise auch für Waldbauern!
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Marijan Gogic zum Holzmarkt
Bessere Preise auch für Waldbauern!
Marijan Gogic leitet das Forstamt Ravensburg. Dabei ist er für insgesamt rund 48.000 Hektar Wald verantwortlich. Außerdem berät der Forstwirt den Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV) in forstlichen Fragen. Wie entwickelt sich der Holzmarkt? Wie wirkt die Einschlagsbeschränkung für Fichte? Was können sie selbst tun und was ist politisch zu fordern, damit Waldbesitzer an den Preissteigerungen teilhaben? Dazu äußert sich Gogic in BWagrar.
BWagrar: Herr Gogic, die Holzpreise sind „nach der Säge“ teils um mehr als das Doppelte gegenüber dem Vorjahr gestiegen? Schreiner, Zimmerleute und Möbelhersteller klagen über Lieferschwierigkeiten beim Rohstoff Holz. Wie stellt sich die Marktentwicklung dar und warum kommen die Preissteigerungen nicht bei den Waldbesitzern an?
Gogic: 2018/19 gab es in Zentraleuropa große Mengen an Schadholz, ein Überangebot und einen Preisrückgang. Das war auch im Jahr 2020 durch den Sturm Sabine und die Corona-Pandemie der Fall. Aber im Herbst 2020 kam weniger Schadholz auf den Markt, als ursprünglich erwartet. Das hat dazu geführt, dass die Holzpreise, insbesondere Schnittholz, im ersten Quartal 2021 leicht anzogen.
Jetzt kommt hinzu, dass in Deutschland produziertes Schnittholz zu einem sehr hohen Preis in die USA geht. Die Preise haben sich hier verdreifacht. Dazu gibt eine hohe Inlandsnachfrage nach Holz und das Exportverbot von Russland für Nadelrundholz.
Zudem halten sich im Privatwald die Leute bei einem Preis von rund 70 Euro je Festmeter mit dem Einschlag und Verkauf zurück. Das alles zusammen hat dazu geführt, dass Holz stark nachgefragt ist, aber die Mengen, welche insbesondere die Handwerker, aber auch die Industrie benötigen, nicht mehr auf dem Markt sind.
„Derzeit haben wir viel zu wenig Holz auf dem Markt. Es gibt einen extremen Nachfrage-Boom. Die Preise steigen.“
Im Ende April 2021 in Kraft getretenen Forstschäden-Ausgleichsgesetz ist festgelegt worden, dass bei der Fichte nur noch 85 Prozent der Holzmenge – im Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2017 – von den Waldbesitzern eingeschlagen und vermarktet werden können. Das alles zusammen hat dazu geführt, dass wir derzeit zu wenig Holz auf dem Markt haben. Es gibt einen extremen Nachfrage-Boom. Die Preise steigen. Die ersten Käufer bezahlen für Rundholz 90 Euro oder mehr je Festmeter Fichte, Güte B, 2 b plus. Und dieser Preis wird weiter steigen.
BWagrar: Was können die Waldbauern tun, damit sie für ihr Holz höhere Preise erzielen?
Gogic: Der Preis ist immer das Ergebnis von Angebot und Nachfrage. Im Moment haben wir die Situation, dass die Nachfrage viel höher als das Angebot ist. Ich kann nur jedem Waldbesitzer empfehlen, dass er sich überlegt, spätestens ab Herbst in den Holzeinschlag zu gehen. Und zwar nicht, um damit gegebenenfalls höhere Holzpreise zu erzielen. Auch wenn zwischen 90 und 100 Euro bezahlt wird, ist das manchem Waldbesitzer noch zu wenig. Aber wir müssen weiterhin damit rechnen, dass durch trockene Sommer das Kalamitätspotenzial bei der Fichte da ist.
„Es ist wichtig, dass der Privatwald auf Dauer ein zuverlässiger Lieferant ist. Die Sägewerke sind darauf angewiesen, dass zugesagte Mengen kommen.“
Der Privatwald unter 200 Hektar hat bei uns in Baden-Württemberg die höchsten Holzvorräte, insbesondere auch bei der Fichte. Wenn man die vergangenen Jahre anschaut, hatte Privatwald enorm hohe zufällige Nutzungen gehabt – und es ist nicht auszuschließen, dass das so weitergeht. Also ist es wichtig, dass der Privatwald laufend Holz macht. Und im Moment hat er die Situation, dass die Nachfrage hoch ist und die Preise steigen. Es ist wichtig, dass der Privatwald auf Dauer ein zuverlässiger Lieferant ist. Die Sägewerke sind darauf angewiesen, dass sie das ganze Jahr Holz bekommen und dass zugesagte Mengen kommen. Das ist im Privatwald oft nicht der Fall.
BWagrar: Was ist politisch zu fordern, damit die Waldbesitzer an den Preissteigerungen teilhaben? Ist die Einschlagsbeschränkung dabei förderlich?
Gogic: Die Politik tut einiges. Infolge der Klimadiskussion gibt es beispielsweise die Forderung, den Holzbau zu verstärken. Holz wird stark nachgefragt. Und bei entsprechender Nachfrage werden sich die Holzpreise erholen.
Allerdings ist klar, inflationsbereinigt nimmt der Holzpreis seit 1960 kontinuierlich ab. Wenn wir jetzt 100 Euro erzielen, dann ist das inflationsbereinigt im Vergleich zu 1960 ein niedrigerer Preis. Aber wir müssen mit dem zufrieden sein, was sich als Gleichgewicht am Markt ergibt.
Derzeit ist die Einschlagsbeschränkung nicht mehr sinnvoll. Sie kann insbesondere für den Klein-Privatwald heikel werden. Nehmen wir als Beispiel drei Hektar Wald. Hat der Waldbesitzer in den Vergleichszeiträumen kein Holz gemacht, dann entfällt auf ihn fünf Festmeter Einschlag je Hektar. Als Grundlage für drei Hektar dürfte er nur 15 Festmeter Holz schlagen.
„Die Einschlagsbeschränkung ist derzeit nicht mehr sinnvoll. Sie sollte zügig aufgehoben werden.“
Die Einschlagsbeschränkungen sind viel zu spät gekommen. Man hätte sie spätestens Anfang 2019 in Kraft setzen sollen, als sich abzeichnete, dass gewaltige Mengen Käferholz auf den Markt kommen, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Nordbayern. Nun sind sie kontraproduktiv.
Es wäre sinnvoll, jetzt die Einschlagsbeschränkung zügig aufzuheben. Doch dies ist schwierig, weil es sich um eine bis 30. September 2021 befristete Bundesentscheidung handelt.
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