Schweinepreis im Sinkflug
TWeig Angeobt und trotzdem ein schwacher Preis: Die Notierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) wurde vergangene Woche deutlich nach unten korrigiert. In der Branche stößt dies auf Kritik.
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Um 9,0 Cent auf 1,48 Euro/kg Schlachtgewicht fiel der Preis vergangene Woche. Auf Seiten der Bauern und des Berufsstands hat dies Besorgnis und Kritik ausgelöst. „Der erzwungene Preisabschlag durch die Schlachtbranche beim Schweinepreis ist völlig inakzeptabel! Das spiegelt nicht die Marktlage wider. Schweine sind knapp, daher wären steigende Erzeugerpreise angemessen und nicht ein Rückgang von 9,0 Cent. Hier werden offensichtlich gestiegene Kosten der Schlachtunternehmen auf dem Rücken der Schweinehalter ausgetragen“, sagt Klaus Mugle, Vizepräsident im Landesbauernverband Baden-Württemberg.
Kritik vom Deutschen Bauernverband
„Die stark gestiegenen Anforderungen an Tierwohl und teuren Produktionskosten setzten die Betriebe wie selten zuvor unter Druck“, erklärt Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes und Sprecher für die Schweinehaltung im Deutschen Bauernverband. Dies sei so nicht hinnehmbar.
Die Bauern seien zu vielem bereit und setzen sich auf den Höfen - sowohl im Umwelt- als auch im Tierschutz - mit ständig steigenden Anforderungen auseinander. Im Widerspruch dazu stehen die sinkenden Erlöse, welche die Betriebe enorm belasten. „Es fehlen 20 Euro an jedem Schwein und wir haben einen Punkt erreicht, wo der Frust über das fehlende Einkommen auf den Höfen so groß ist, dass wir mit starken Strukturveränderungen zu Lasten der kleinen Betriebe, sowohl in der Schlachtwirtschaft als auch in der Landwirtschaft zu rechnen haben“, so Beringmeier. Resultierend daraus kommt die Ware zunehmend aus dem Ausland. Die steigenden Tierschutzstandards in Deutschland verlieren so auf dem EU-Binnenmarkt den Anschluss. Beringmeier macht deutlich: „Wir erwarten hier von den nachgelagerten Stufen Verantwortung und Unterstützung für die deutschen Schweinehalter und die längst überfällige Einführung einer verpflichtenden Haltungs- und Herkunftskennzeichnung!“
Deutschland hat als großer Verbraucher von Schweinefleisch jahrzehntelang Spitzenpositionen im europäischen Preisvergleich eingenommen. Nun bilden die hiesigen Schweinepreise das Schlusslicht im europäischen Vergleich. Auswirkungen wie das knappe Angebot an Schlachtschweinen, die laufende Fußballeuropameisterschaft und das gute Grillwetter bieten beste Voraussetzungen für einen steigenden Markt, stattdessen stürzen die Preise weiter ab. Nicht nur Schweinhalter, auch die Milchvieh haltenden Betriebe schreiben seit Monaten rote bis tiefrote Zahlen. Auch sie leiden unter dem Preisdiktat des Lebensmitteleinzelhandels. „Ich fordere den Handel dringend auf, sich von dem preisgetriebenen Einkaufsverhalten abzuwenden und sich glaubwürdig zum Erhalt der Tierhaltung in Deutschland zu bekennen“, so Beringmeier.
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