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LBV schreibt offenen Briefen an Politik und Marktpartner

Schweinehalter sehen keine Zukunft

Die prekäre Situation am Schweinemarkt setzt sich fort. Aufgrund der Coronakrise sind die Schweine- und Ferkelpreise auf einem historischen Tief und die Tierhalter schreiben tiefrote Zahlen. Der Landesbauernverband (LBV) hat deshalb eine Umfrage unter Schweinehaltern durchgeführt. Das Ergebnis ist ernüchternd: Über 50 Prozent der Befragten planen einen partiellen oder kompletten Ausstieg aus der Schweinhaltung.

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Rueß
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Die baden-württembergische Schweinehaltung befindet sich momentan in der größten Krise seit Jahrzehnten. Viele Betriebe wirtschaften bereits seit über einem Jahr nicht mehr kostendeckend. Mit Beginn der Corona-Pandemie ist der Schweinepreis eingebrochen und hat sich seitdem nicht mehr erholt. Die fehlende Nachfrage der Gastronomie und die Einschränkungen des öffentlichen Lebens belasten den Schweinefleischmarkt bis heute. Für die Schweinehalter ist die Situation katastrophal und existenzbedrohend. Das spiegelt sich auch in den Unternehmenseinkommen je Familienarbeitskraft wider. Die Betriebe müssen einen Rückgang von 58,6 Prozent auf 25.547 Euro (2019/20: 61.719 Euro) verkraften. In der LBV-Umfrage machen die 282 Teilnehmenden, knapp 15 Prozent der Schweinehalter im Land, ihrem Unmut Luft. Mehr als 50 Prozent der Befragten planen einen partiellen oder kompletten Ausstieg aus der Schweinhaltung.

Gründe für den geplanten Ausstieg aus der Schweinehaltung seien neben gesetzlichen Auflagen und Unwirtschaftlichkeit, mangelnde Perspektiven. „In dieser Situation ist eine Weiterentwicklung der Betriebe unmöglich“, erklären die LBV-Vizepräsidenten Kaus Mugele und Hans-Benno Wichert. „Alle Marktbeteiligten und die Politik müssen jetzt endlich handeln, ansonsten ist Schweinefleisch aus Baden-Württemberg bald Geschichte.“ Schon heute sei der Selbstversorgungsgrad im Land nur noch bei rund 45 Prozent.

Enttäuscht vom Handel, Ausbau der Regionalprogramme gefordert

Die baden-württembergischen Schweinehalter sind laut Umfrage enttäuscht und ernüchtert von den leeren Versprechungen und Marketingaktionen des Lebensmitteleinzelhandels, die schlussendlich keinerlei Besserung, sondern nur noch mehr Druck auf die Erzeuger verursachen. Die Befragten haben dementsprechend jegliche Erwartung gegenüber dem Handel verloren. „Fleischwirtschaft und die weiteren Glieder der Kette müssen jetzt auf Augenhöhe mit den Erzeugern neue integrierte Konzepte entwickeln“, erklärt Vizepräsident Mugele. Das Bekenntnis von Lebensmittelhändlern zu „5xD“ sei zwar das richtige Signal, aber: „Wir müssen unabhängiger von den Preisschwankungen der internationalen Märkte werden. Dazu müssen im Land die Regionalprogramme mit Abnahmegarantie ausgebaut werden, damit die Tierhalter mit stabilen Preisen rechnen können“, fordert Mugele.

Tierhalter fühlen sich von der Politik im Stich gelassen

In Summe fühlen sich die befragten Tierhalter von der Politik im Stich gelassen. „Die Frustration unserer Schweinehalter ist groß. Sie kritisieren politische Entscheidungen der vergangenen Jahre, die wichtige Fragen unserer Branche nicht zufriedenstellend beantworten. Es werden immer neue Anforderungen gestellt, es ist aber unklar wer diese bezahlt“, sagt Wichert. „Wir brauchen ein klares Bekenntnis der politischen Entscheider zur Weiterentwicklung der Tierhaltung im Sinne des Borchert-Plans, bei dem die Einkommenskomponente schnellstmöglich geklärt werden muss. Zudem müssen Auflagen im Baurecht abgebaut werden, die der Weiterentwicklung der Schweinehaltung im Wege stehen, damit unsere Schweinehalter langfristig und vor allem verlässlich planen können.“ Wenn nicht endlich gehandelt wird, kommt statt der gewünschten Agrarwende, ein hartes Agrarende, so kommentiert ein an der Umfrage teilnehmender Schweinehalter die aktuelle Situation.

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