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Hohenloher Molkerei

Ertragskraft weiter verbessert

Milcherzeuger und Molkerei spüren die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, sagte Vorstandsvorsitzender Manfred Olbrich zur Eröffnung der Generalversammlung der Hohenloher Molkerei Schwäbisch Hall vor rund 200 Mitgliedern und Gästen in der Ilshofener Arena.

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In seinem Amt als Vorstandsvorsitzender wurde Manfred Olbrich (Mitte) bei der Wiederwahl einstimmig bestätigt. Dazu gratulierten ihm der geschäftsführende Vorstand der Hohenloher Molkerei Martin Boschet (l.) und Aufsichtsratsvorsitzender Ralf Klenk.
In seinem Amt als Vorstandsvorsitzender wurde Manfred Olbrich (Mitte) bei der Wiederwahl einstimmig bestätigt. Dazu gratulierten ihm der geschäftsführende Vorstand der Hohenloher Molkerei Martin Boschet (l.) und Aufsichtsratsvorsitzender Ralf Klenk.Bernauer
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Die höheren Kosten müssen erwirtschaftet werden. Deutlich gestiegenen Produktionskosten stehen Milchpreise „wie wir sie uns immer gewünscht haben“ gegenüber, beschreibt der Vorsitzende die Situation im 140. Jahr nach Gründung der Genossenschaft. Eine Prognose in die Zukunft sei fast unmöglich. Durch Knappheit, Inflation und Preissteigerungen stehen Markenartikel und Bioprodukte deutlich unter Druck und es werde im gesamten Lebensmittelbereich gespart. Nach Einschätzung Olbrichs ist es nicht absehbar, was weitere Preissteigerungen bei Milchprodukten für die Absatzzahlen bedeuten. Unverständlich sei es daher, dass in solchen Krisenzeiten die eigene Landwirtschaft von der Politik ausgebremst und Produktion ins Ausland verlagert wird. „Dies nützt nur der bundesweiten Klimabilanz, schädigt aber deutlich die Weltklimabilanz“, hält Olbrich dagegen.

Anhaltender Strukturwandel

Seit vorigem Jahr hat die Hohenloher Molkerei mit 887 milchliefernden Betrieben 46 weniger, obwohl neue Milcherzeuger aus angrenzenden Regionen aufgenommen wurden. Zudem ist die erfasste Milchmenge leicht um 6,02 Mio. kg auf 400,14 Mio. kg zurückgegangen. Die Molkerei-Verantwortlichen gehen von einem anhaltenden Strukturwandel aus. Deshalb wurde für die kommenden Jahre neuen Milcherzeugern die Aufnahme in die Genossenschaft zugesagt.

Zusammenbruch des Effizienz-Kartenhauses

Jahrzehnte hinweg waren die Preise für Lebensmittel rückläufig, trotzdem haben die deutschen Landwirte immer mehr davon produziert. Niedrige Preise wurde von den Bauern durch höhere Effizienzen, höhere Leistungen und höheren Flächenertrag ausgeglichen. Dieses Effizienz-Kartenhaus ist nun unter anderem auch wegen des Krieges zusammengebrochen. Nach den vom geschäftsführenden Vorstand Martin Boschet genannten Zahlen fehlen 2021 in Deutschland mit 3,83 Mio. Milchkühen gegenüber dem Vorjahr 2,3 Prozent und gegenüber 2014 sind es sogar beinahe 500.000 Kühe weniger. Genauso verhalte es sich bei der Zahl der Milchkuhhaltungen. Bei weiteren Preissteigerungen werden sich die Konsumenten im Zweifelsfall beim Kauf zurückhalten, sagt Boschet voraus. Derzeit zeichne sich klar ab, dass Handelsmarken, zulasten von Markenartikeln, regionalen Produkten oder auch Bio zu den Gewinnern gehören werden. Dies muss nicht zum Nachteil der Hohenloher Molkerei sein, „weil wir uns als Spezialist für Handelsmarken sehen und unsere Strategie darauf aufgebaut haben“, betont Boschet.

Erneuter Umsatzrekord

Im Jahr 2021 konnte die Hohenloher Molkerei ihre Absätze aufgrund der geringeren Milchanlieferung und weniger Zukaufsmilch (8,7 Mio. kg gegenüber 13,2 Mio. kg) nicht auf Vorjahresniveau halten. Die Gesamtmilchverarbeitung in der Hohenloher Molkerei reduzierte sich um 10,6 Mio. kg auf 408,8 Mio. kg. Dennoch wurde ein Umsatz von 230,3 Mio. Euro erwirtschaftet, 5,2 Mio. Euro oder 2,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit wurde laut Boschet durch höhere Produktpreise trotz geringerer Milchverarbeitung abermals ein neuer Umsatzrekord erzielt. Die Ertragslage sei 2021 generell positiv verlaufen, mit höheren Verkaufserlöse bei Butter, Konsummilch, Versandmilch, Sahne- und Milchfrischprodukten im Jahresdurchschnitt. Der Blick auf die Ertragsseite reicht Boschet aber nicht aus. Denn in gleicher Zeit sind die ordentlichen Aufwendungen um 2,2 Prozent angestiegen.

Magermilchkonzentrat soll ausgebaut werden

Die mit Abstand größte Erlösverbesserung konnte mit 26,6 Prozent mit dem neuesten Produkt Magermilchkonzentrat erzielt werden. Diesen Bereich will die Molkerei angesichts der gestiegenen Transportkosten weiter ausbauen. Noch im Herbst soll ein weiteres Modul angehängt werden. Damit kann die Haller Molkerei künftig bis zu 300.000 Liter Magermilch täglich zu Konzentrat verarbeiten.

Milchauszahlungspreis 2021

Der Milchauszahlungspreis der Hohenloher Molkerei liegt 2021 im Durchschnitt aller Milchqualitäten mit 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß bei einem Bruttoauszahlungspreis von 42,07 Cent/kg inkl. 10,7 Prozent Mehrwertsteuer (38,00 Cent/kg netto). Damit liegt die Hohenloher Molkerei über den durchschnittlichen Milchauszahlungspreisen in Baden-Württemberg, Bayern und deutlich über Hessen. Für Biomilch beträgt der Standardmilchpreis bei 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß netto 50,32 Cent/kg (55,70 Cent/kg brutto). Auch hier liegt die Molkerei über dem Bundesdurchschnitt. Insgesamt wurden 153,1 Mio. Euro netto Milchgeld an Milchbauern ausbezahlt (plus 8,9 Mio. Euro zu 2020)). Bei einem Jahresüberschuss von 2,9 Mio. Euro ergibt sich für 2021 nach eine Vorwegzuweisung von 2,2 Mio. Euro in die Rücklagen ein Bilanzgewinn von rund 657.000 Euro (Vorjahr rd. 675.000 Euro) der auf Beschluss der Generalversammlung ebenfalls den Rücklagen zugeführt wird. Die Bilanz zeigt solide Vermögens- und Finanzierungsverhältnisse. Mit 51,83 Mio. Euro (plus 2,9 Mio. Euro) weist der Eigenkapitalanteil an der Bilanzsumme von 78,1 Mio. Euro (plus 4,3 Mio. Euro) einen überdurchschnittlichen Branchenwert von 66,33 Prozent auf. Die Investitionen von 4,1 Mio. Euro konnten komplett durch Eigenmittel finanziert werden.

Ausblick 2022

Aktuell profitiert die Molkerei nach Boschets Lagebericht von den stabilen Butterpreisen in Höhe von 7,50 Euro/kg, für die im Juli leichte Preiserhöhungen durchgesetzt werden konnten. Im Versandmilch-Bereich könne Milch und Konzentrat ebenfalls zu guten Preisen verkauft werden. Im ersten Halbjahr 2022 sei es gelungen, wettbewerbsfähige Milchpreise für die Erzeuger zu erzielen. Sie sind von Januar bis Mai von 42 Cent auf 49 Cent gestiegen. Im Vorgriff auf weiterer Erlösverbesserungen bei der Konsummilch ab Juli erhöht sich der Milchpreis ab Juni auf 51 Cent/kg netto bei 4,2 Prozent Fett, kündigt Boschet an. Das entspricht 55,85 Cent/kg brutto einschließlich 9,5 Prozent MwSt. Wegen der bislang umgesetzten Preise für Konsummilch erwartet der Geschäftsführer für die kommenden Monate weiter steigende Milchauszahlungspreise. Doch die Umsatzzuwächse von rund 25 Prozent bis zur Jahresmitte 2022 waren allein preis- und nicht mengenbedingt. Vergleichbar sei die Milchanlieferung um ca. 3,75 Prozent rückläufig gewesen, gab Boschet zu bedenken.

Steigende Kosten

Die Kosten sind bis Mai um über 18 Prozent oder 4,7 Mio. Euro angestiegen. Die Politik sei über die Systemrelevanz der Milchwirtschaft informiert. Garantien gebe es aber keine. Deswegen konnte Boschet keine Prognosen für den weiteren Jahresverlauf abgeben, zu unsicher sei die politische Lage. Keinen Zweifel hat er daran, dass die Auditierung nach Haltungsformen (ITW) auch für Milchkühe kommen wird. Es stelle sich nur die Frage, wann das sein wird. Die Verwaltungsgremien der Molkerei würden sich ausdrücklich zu Tierwohl, Nachhaltigkeit und Klimaschutz bekennen, betonte Boschet. Sie sehen aber gerade jetzt mehr die Themen Lebensmittelverfügbarkeit und gesicherte Versorgung ganz oben auf der Agenda.

QM+ momentan zweitrangig

Heftige Kritik an der Branchevereinbarung QM+ kam aus den Reihen der Mitglieder, weil der Zuschlag nur für jene im Handel gelisteten Produkte gelten soll, die aus QM+-Milch hergestellt wurde. Die Erzeuger bekämen nur einen Bruchteil des Zuschlags für die erhöhten Kosten, welche die gesamte im Betrieb erzeugte Milch belasten. „Das lässt keine Branche mit sich machen“, lautete der Protest. Auch hier gelte der kaufmännische Grundsatz: „Wer bestellt, der bezahlt.

Weitere Investitionen und neue Produkte

Nach der 2024 geltende EU-Vorgabe müssen Deckel auf den Schraubverschlüssen der Tetra Paks fest angebracht sein. Diese politische Entscheidung, so Boschet, zwingt die Molkerei zur größten Investition ihrer Unternehmensgeschichte. Nur vier Abfülllinien sein umbaubar. Das bedeute den Ersatz von sieben Maschinen. Für Herbst 2022 kündigte Boschet den Produktionsstart eines Haferdrinks an. Hier sei es gelungen, für das vegane Produkt die europäische Listung in der Handelsmarke eines langjährigen Partners zu erhalten.                       

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