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Landwirtschaftliche Unternehmen in Baden-Württemberg

Betriebskosten zehren Einkommen auf

Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg hat die Unternehmensergebnisse der Bäuerinnen und Bauern im Land präsentiert. Im Schnitt betrug das Ergebnis je Familienarbeitskraft im Jahr 2020/21 rund 42.710  Euro.

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Borlinghaus
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„Die Unternehmensergebnisse der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Baden-Württemberg sind wieder Schlusslicht unter den Bundesländern. Zwar haben die Bauerneinkommen im vergangenen Wirtschaftsjahr zulegen können, durch die gestiegenen Kosten aufgrund des Ukrainekrieges sind die Aussichten im aktuellen Wirtschaftsjahr jedoch für alle Sparten ernüchternd und für die Ferkelzüchter existenzbedrohend.“ Das erklärt Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes (LBV), zu den Unternehmensergebnissen im Wirtschaftsjahr 2021/22 (1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022) am 12. Dezember 2022 anlässlich der Jahrespressekonferenz in Stuttgart. Im Schnitt betrug das Ergebnis je Familienarbeitskraft 42.710 (2020/21: 34.681) Euro.

Ferkelzüchter weiterhin in schwerer Krise

Die Corona-Pandemie hat die Schweinehaltung schwer getroffen, jetzt stürzen die Folgen des Ukrainekrieges diesen Betriebszweig immer tiefer in eine Existenzkrise. „Die Erzeugerpreise insbesondere bei den Ferkelzüchtern sind bei weitem nicht kostendeckend“, erklärt Bauernpräsident Rukwied. „Die Veredlungsbetriebe konnten zwar ein Plus von 37,7 Prozent auf 40.913 Euro (29.718 Euro) je Familienarbeitskraft erzielen.“ Die Kosten für Futter, Energie, Dünger und Pflanzenschutzmittel seien jedoch in die Höhe geschossen und die Umsetzung von kostenintensiven Auflagen für Schweinehalter belasten die Betriebe zusätzlich. Investitionen für einen Umbau der Tierhaltung sind laut Rukwied kaum umsetzbar.

Steigende Erlöse bei steigenden Kosten

Futterbaubetriebe mit Schwerpunkt Milch- und Rindfleischerzeugung erholten sich im abgelaufenen Wirtschaftsjahr. Das Unternehmensergebnis stieg bei den Milchviehbetrieben um 31,7 Prozent auf 50.235 (38.149) Euro je Familienarbeitskraft. Futterbaubetriebe mit Rindermast und Mutterkühen konnten ein dringend benötigtes Plus von 22,3 Prozent auf lediglich 22.335 (18.265) Euro je Familienarbeitskraft erwirtschaften. „Ein knapp versorgter Rindfleischmarkt und höhere Milchpreise haben zu diesen Verbesserungen geführt,“ begründet Rukwied die Steigerung. Obwohl der Milchpreis momentan auf sehr hohem Niveau sei, hätten auch die Milchviehbetriebe mit hohen Produktionskosten zu kämpfen. Gemischtbetriebe hingegen verzeichneten ein Plus von 34 Prozent auf 35.764 (26.699) Euro je Familienarbeitskraft. Dieser Betriebszweig profitierte von den gestiegenen Rindfleisch- und Getreidepreisen.

Acker- und Weinbau mit Zuwächsen

Seit mehreren Jahren verharren die Unternehmensergebnisse der Ackerbau- und Weinbaubetriebe auf schwachem Niveau. „Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr konnten die Weinbaubetriebe endlich ihr Einkommensniveau verbessern“, sagt Rukwied. „Die Betriebe konnten einen Zuwachs um 53 Prozent auf 38.554 (25.203) Euro je Familienarbeitskraft verzeichnen.“ Die Ackerbaubetriebe erwirtschafteten ein Plus von 38,7 Prozent auf 45.647 (32.916) Euro je Familienarbeitskraft. Die Ackerbauern profitierten von den guten Preisen aus der Ernte 2021.

Obstbau bricht massiv ein

Während alle Sparten eine positive Ergebnisentwicklung verzeichnen konnten, sind die Einkommen der Obstbaubetriebe massiv eingebrochen. „Das vergangene Wirtschaftsjahr war geprägt durch gesunkene Apfel- und Beerenpreise sowie hohe Betriebsmittelkosten. Das hat sich deutlich auf das Unternehmensergebnis niedergeschlagen“, erklärt Rukwied das negative Ergebnis. „Die Obstbaubetriebe müssen einen Einkommensrückgang von 37,8 Prozent auf 38.509 (61.904) Euro je Familienarbeitskraft verkraften.“ Die Prognosen für diesen arbeitsintensiven Betriebszweig seien durch die gestiegenen Produktions- und Lohnkosten im aktuellen Wirtschaftsjahr weiterhin schwierig, das zeigen beispielsweise auch die rückläufigen Anbauflächen im Beerenbereich.

Produktionskosten und Kaufzurückhaltung schmälern Aussichten

Wie in vielen Wirtschaftsbereichen schlagen die Auswirkungen des Ukrainekrieges in der Landwirtschaft voll durch. „Deutlich höhere Ausgaben für Diesel, Strom, Gas, Wasser, Futter-, Dünge- und Pflanzenschutzmittel machen unseren landwirtschaftlichen Familienbetrieben schwer zu schaffen“, erklärt der Bauernpräsident die aktuelle Situation auf den Höfen. „Die Bevölkerung kämpft ebenfalls mit gestiegenen Lebenshaltungskosten und spart zuerst bei höherpreisigen regionalen Lebensmitteln. Diese inflationsbedingte Kaufzurückhaltung der Konsumenten hat die Umsätze beispielsweise bei Direktvermarktern einbrechen lassen.“ Die Agrarmärkte sind angespannt und die Erzeugerpreise schwanken sehr stark. Die arbeitsintensiven Sonderkulturbetriebe sind zusätzlich durch den gestiegenen Mindestlohn massiv belastet. LBV-Präsident Rukwied betont abschließend: „Es ist eine große Herausforderung, in diesen unsicheren Zeiten eine stabile Lebensmittelproduktion sicherzustellen.“

Politik muss wichtige Entscheidungen endlich fällen

Wichtige politische Entscheidungen stehen immer noch aus, die neben den Tierhaltern, nun auch Betriebe mit Biogasanlagen benachteiligen. „Beim Tierwohl fehlt es der Ampelkoalition am politischen Willen für eine Finanzierung des Umbaus. Vor allem Schweinehalter brauchen dringend Zukunftsperspektiven. Und bei Erneuerbaren Energien richtet die Erlösabschöpfung der geplanten Strompreisbremse großen finanziellen Schaden an und verunsichert die Branche. Bei Biogas sind schon zahlreiche geplante Investitionen gestoppt worden. Anstatt Landwirte mit Abschöpfungen zu belasten, brauchen sie eine verlässliche Grundlage für die dringend notwendigen Investitionen“, erklärt Rukwied.

Datenbasis: Die Ermittlung der Einkommenssituation basiert auf den Buchführungsergebnissen von 1.209 landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieben, welche die baden-württembergische Landwirtschaft im Haupterwerb repräsentieren.

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