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Tag der Milch

Die Kuh im Mittelpunkt

Land unter in Oberschwaben und im Allgäu: Wegen des anhaltenden Dauerregens ist der landesweit geplante Tag der Milch am 1. Juni auf der Landesgartenschau in Wangen im Allgäu buchstäblich ins Wasser gefallen - nachdem in Wangen Hochwasseralarm ausgelöst wurde und die Stadt deshalb sämtliche Veranstaltungen absagen musste. Das betraf auch den Tag der Milch im Landwirtschafts-Pavillon.

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„Trinkmilch, Butter, Käse, Joghurt, Quark und viele andere hochwertige Milchprodukte sind für eine gute und vollwertige Ernährung unverzichtbar. Wenn sie dann auch noch kli-maschonend und regional direkt vor der Haustüre erzeugt, verarbeitet und gekauft werden können, ist es umso besser“, findet Roswitha Geyer-Fäßler, Vizepräsidentin des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg.
„Trinkmilch, Butter, Käse, Joghurt, Quark und viele andere hochwertige Milchprodukte sind für eine gute und vollwertige Ernährung unverzichtbar. Wenn sie dann auch noch kli-maschonend und regional direkt vor der Haustüre erzeugt, verarbeitet und gekauft werden können, ist es umso besser“, findet Roswitha Geyer-Fäßler, Vizepräsidentin des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg.Borlinghaus
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Die Organisatorin des Tages der Milch, LBV-Vizepräsidentin Roswitha Geyer-Fäßler, bedauert den Ausfall sehr, schließlich hatten sie und ihr Helfer-Team den Tag mit einer spannenden Ausstellung sowie Vorträgen bestens vorbereitet. Auf die geplante Wanderung mit Führung auf einer ausgewählten Viehweide hatte sie sich besonders gefreut. Das Gleiche gilt für den Vortrag von Prof. Dr. Wilhelm Windisch zum Titel „Ohne Kühe kein Allgäu“. Wir treffen die Biobäuerin an diesem Samstagvormittag auf ihrem Hof unweit von Wangen: Auch dort ist die Hochwasserlage angespannt, wenn auch noch nicht dramatisch. Zur Sicherheit haben die Geyer-Fäßlers bereits Sandsäcke im Hof zu den wichtigen Eingängen hin verteilt. In der Senke, wenige 100 Meter unterhalb des Betriebes, stehen die Grünlandflächen zu großen Teilen unter Wasser.

Warum die Grünlandflächen so wichtig sind

Für die Milchviehbetriebe im Allgäu sind Grünlandflächen das A und O. Aber nicht nur dort. 39 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Baden-Württemberg ist Dauergrünland, damit steht das Ländle mit an der Spitze der Bundesländer mit dem höchsten Grünlandanteil, heißt es in der LBV-Pressemitteilung zum Tag der Milch. In Baden-Württemberg liegen 44 Prozent des besonders wertvollen Flora-Fauna-Habitats Mähwiesen (FFH-Mähwiesen) Deutschlands. Diese werden vor allem von den rinderhaltenden Betrieben naturnah bewirtschaftet. Ohne eine Nutzung, insbesondere von Kühen, würde das Gras auf dem Grünland nutzlos verrotten. Stattdessen trägt es so als hochwertiges regionales Futter maßgeblich zum Tierwohl und der Tiergesundheit der Rinder bei. Das hiesige Grünland sorgt auch dafür, dass der Bedarf an Importfuttermitteln möglichst gering bleibt, so werden in anderen Teilen der Welt Flächen geschont. Das Grünland spiele als äußerst effizienter CO2-Speicher ökologisch eine sehr wichtige Rolle. Verwerten lasse sich das Grünland nur über den Tiermagen. Die Kuh sei dafür geradezu prädestiniert. Sie schützt und erhält die Kulturlandschaft, sichert auf ihren Viehweiden die Biodiversität und liefert mit ihrer Milch die Grundlage für ernährungsphysiologisch hochwertige Lebensmittel.

Jede Menge Themen auf der Agenda

Damit das so bleibt, setzt sich Geyer-Fäßler unter anderen weiterhin dafür ein, dass bei der bodennahen Gülleausbringung praxisgerechte, an den Standort angepasste Lösungen gefunden werden. Das Thema Gülle beschäftigt viele Landwirte nach wie vor. Müssen sie doch massiv in neue Ausbringungstechnik investieren, deshalb werden Güllegemeinschaften gegründet und die Arbeiten verstärkt an Lohnunternehmen vergeben. Das alles kostet viel Geld, was gerade für viele kleinere Betriebe auf den klassischen Grünlandstandorten nicht einfach aufzubringen ist. Bei der Suche nach Lösungen will man eng mit Bayern zusammenarbeiten, versprach Geyer-Fäßler. Diskutiert wird in der Milchviehhaltung aber noch viel mehr: Da steht ganz oben auf der Agenda das Tierschutzgesetz, Enthornung geht nur noch mit Tierarzt, die Anbindehaltung, die früher oder später auslaufen wird, und viele Landwirte kämpfen mit dem Antibiotikamonitoring. Zudem soll man nachweisen müssen, was die Kuh alles gefressen hat, Stichwort Lieferkettengesetz und/oder was alles gedüngt wurde, Stichworte Stoffstrombilanz und Klimaneutralität (Co2-Zertifizierung).     

Heimische Milchwirtschaft stützt Versorgungssicherheit

Roswitha Geyer-Fäßler macht klar: „Die Kuh ist in der Tat ein Wunder: Wer sonst kann in so großem Stil Grünland in hochwertige Milch umwandeln?“ Die Milchviehhaltung spiele eine entscheidende Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen tierischen Proteinen und trage zur Sicherstellung einer ausgewogenen Ernährung bei, stellt die LBV-Vizepräsidentin fest. „100 Gramm Emmentaler decken den Tagesbedarf an Kalzium“, führt Geyer-Fäßler als Beispiel an. Der regionalen Erzeugung kommt gerade zu Zeiten einer unsicheren Weltlage mit unbeständigen Lieferketten eine große Bedeutung zu. „Regionale Erzeugung funktioniert aber nur, wenn die Verbraucher vor Ort auch regionale Produkte kaufen“, appelliert Geyer-Fäßler an die Bevölkerung. „Die Versorgung mit heimischen Milchprodukten ist jedoch durch mangelhafte politische Entscheidungen, Gesetze und Preiskämpfe im Lebensmitteleinzel-handel gefährdet“, mahnt sie. Schon heute liege der Selbstversorgungsgrad bei Milch- und Molkereiprodukten in Baden-Württemberg bei nur noch 56 Prozent, bei Kalb- und Rindfleisch bei 58 Prozent, Tendenz sinkend.

Strukturwandel besorgniserregend

Der Landesbauernverband blickt mit Sorge auf den anhaltenden Strukturwandel in der Branche. Von 2020 bis heute haben rund 20 Prozent der Milchviehbetriebe im Land aufgehört. Es werden immer weniger Kühe gehalten. „Einer der Hauptgründe dafür sind die herausfordernden Rahmenbedingungen und die immer höheren Anforderungen an die Tierhalter“, ist sich Roswitha Geyer-Fäßler sicher. 4.950 Betriebe im Land bewirtschaftenden einen Milchviehbetrieb mit 309.700 Milchkühen, 2010 waren es noch 10.771 Milchviehbetriebe mit 353.715 Milchkühen.

Besuch auf der Landesgartenschau lohnt sich

Eine spannende Landwirtschaftsausstellung auf der Landesgartenschau soll die Besucher noch bis in den Oktober begeistern. Ebenso wie eine große Holzkuh, die als Symbol für die Milchwirtschaft steht. "Sie ist die größte Kuh im Allgäu", sagt Geyer-Fäßler, die die Kuh ganz besonders cool findet, wie sie sagt. Und vielleicht ist es ja die größte Kuh der Welt? Um das herauszufinden, will Geyer-Fäßler das 6,5 Tonnen schwere Kunstwerk beim Guinness Buch der Rekorde anmelden. Diese Riesenkuh aus 15 Kubikmetern Holz haben laut SWR-Informationen Zimmermann Jonas Hutschneider und Bauer Wolfgang Heine, Amtzell, mit ihren Motorsägen geformt. Weitere Sponsoren werden noch gesucht.  

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