Strategien zur Ungrasbekämpfung nach Wegfall von Flufenacet
Der Wegfall von Flufenacet stellt die Gräserbekämpfung im Wintergetreide vor neue Herausforderungen. Künftig gewinnen ackerbauliche Maßnahmen und alternative Wirkstoffkombinationen an Bedeutung, um Ackerfuchsschwanz, Windhalm oder Weidelgräser wirksam und nachhaltig zu kontrollieren.
von Kerstin Hüsgen, LTZ Augustenberg erschienen am 29.09.2025Die Basis zur Reduzierung und Kontrolle der Ungräser sind die pflanzenbaulichen und mechanischen Maßnahmen, die in einem Beitrag in der Ausgabe 33/2025 beschrieben worden sind. Nur auf der Grundlage einer entsprechenden Bodenbearbeitung, einer Fruchtfolge mit Sommerungen und angepassten Saatzeiten sowie dem Einsatz von Striegel und Scheinsaat können die Gräser nachhaltig reduziert und die noch wenigen Wirkstoffe gezielt und wirksam eingesetzt werden.
Diese Maßnahmen werden besonders durch den Wegfall des Wirkstoffes Flufenacet mehr an Bedeutung gewinnen. Der Wirkstoff ist in vielen Bodenherbiziden für die Anwendung im Herbst enthalten und in diesem Jahr einsetzbar; die Aufbrauchfristen enden spätestens am 10. Dezember 2026. In der Tabelle 1 sind die Aufbrauchfristen der einzelnen Mittel aufgeführt. Auch wenn in diesem Herbst noch Flufenacet zum Einsatz kommen kann, lohnt es sich, bereits jetzt Gedanken zu machen, wie in Zukunft eine effektive Gräserkontrolle auf Schlägen mit Ackerfuchsschwanz, Windhalm oder Weidelgräsern aussehen kann.
Ackerfuchsschwanz-Standorte
Um den Ungrasdruck zunächst zu vermindern, ist der Einsatz eines bodenwirksamen Mittels im Vorauflauf bis frühen Nachauflauf im Herbst unumgänglich. Flufenacet wird in vielen Produkten durch weitere bodenaktive Wirkstoffe wie Prosulfocarb oder Pendimethalin ergänzt (siehe Tabelle). Diese Wirkstoffe gelten bisher als wenig resistenzgefährdet. Bodenwirksame Mittel müssen früh bis zum Spitzen des Getreides eingesetzt werden, da eine optimale Wirkung nur gegen keimende und sehr kleine Ungräser und Unkräuter besteht. Für eine gute Wirkung ist eine ausreichende Bodenfeuchte die Voraussetzung. Jedoch sollten nach der Applikation keine Starkniederschläge vorhergesagt sein; dadurch werden die Wirkstoffe in den Boden eingewaschen und die Kultur kann geschädigt werden. Noch wichtiger ist eine gleichmäßige Saatgutablage (circa 3,0 Zentimeter) und vor allem die Bedeckung des Saatgutes.
Im Winterweizen, Roggen und in der Triticale ist auf Flächen mit wenig bis „normalem“ Ackerfuchsschwanzbesatz eine Einmalbehandlung im Vorauflauf bis frühen Nachauflauf des Getreides mit verschiedenen Bodenherbiziden möglich (Tabelle 1). Auf Flächen mit geringerem Besatz können Flufenacet-freie Varianten dieses Jahr ausprobiert werden, zum Beispiel Mateno Duo + Cofeno (0,7 + 3,0 l/ha), Jura Max + Stomp Aqua (3,2 + 2,0 l/ha). Auf Flächen mit hohem Ackerfuchsschwanzbesatz und Resistenzen sind diesen Herbst noch die Kombinationen Cadou SC + Boxer (0,5 + 2,5), Herold SC + Boxer (0,6 + 2,0) oder Mateno Duo + Cadou SC (0,7 + 0,5 l/ha) einsetzbar. Bei einem hohen Besatz können jedoch noch Behandlungen im Frühjahr notwendig werden.
In Dinkel sind Boxer, Carpatus SC und Herold SC (beide nur im Nachauflauf) für den Herbizideinsatz im Herbst genehmigt. Mit Sunfire steht auch im Durum ein Flufenacet-haltiges Mittel zur Verfügung.
In Wintergerste ist die Kombination eines bodenwirksamen Breitbandherbizids mit einem blattaktiven Gräsermittel sinnvoll. Bodenherbizide wie Herold SC, Malibu, Boxer, Jura Max, Trinity und Stomp Aqua sind wichtige Bausteine in der Ungrasbekämpfung, die bis spätestens zum Spitzen des Getreides eingesetzt werden. Bei starker Verungrasung und gleichzeitiger Bodentrockenheit oder verspäteter Anwendung ist die Wirkung meist unsicher, sodass kombinierte Maßnahmen mit Boden- und Blattherbiziden in Mischungen oder Spritzfolgen mehr Erfolg versprechen. Dafür kommt bevorzugt Axial 50 (0,9 l/ha) im Herbst in Frage.
Weidelgras-Standorte
Die Bodenherbizide mit den Wirkstoffen Flufenacet, Prosulfocarb und Chlortoluron haben auch auf Weidelgräser bei entsprechender Bodenfeuchtigkeit im Vorauflauf eine gute Wirkung. Die Aufwandmengen sind wie oben bei Ackerfuchsschwanz beschrieben.
Windhalm-Standorte
Der Windhalm lässt sich im Herbst mit einer Vielzahl von Wirkstoffen im Vor- bis frühen Nachauflauf sicher regulieren. Die Herbizide sind in der Tabelle aufgeführt. Auch hier gilt zur Resistenzvermeidung, dass Herbstbehandlungen mit Bodenherbiziden gegen Windhalm wirkungssicherer als Frühjahrsbehandlungen sind.
Trespen-Standorte
Trespen treten hauptsächlich in Gebieten mit intensivem Wintergetreideanbau auf, bevorzugt auf Flächen mit Minimalbodenbearbeitung. Bei der Bekämpfung von Trespen stehen ackerbauliche Maßnahmen (Bodenbearbeitung, Stoppelmanagement, Fruchtfolge, Feldrandhygiene) im Vordergrund, um das Samenpotenzial beziehungsweise den Besatzdruck begrenzen zu können. Denn es stehen nur begrenzt Trespen-wirksame Mittel zur Verfügung, die nicht in allen Getreidearten eingesetzt werden können. In Wintergerste sind keine Herbizide gegen Trespen zugelassen.
In den Blattfrüchten können die Trespen bekämpft werden. Im Winterraps und in den Zuckerrüben ist die Trespenbekämpfung mit den verschiedenen FOP-Mitteln möglich. Als Resistenzbrecher sollte im Winterraps bevorzugt ein Propyzamid-haltiges Mittel (zum Beispiel Kerb flo, Groove, Cohort et cetera) gewählt werden, das sehr gut wirksam gegen Trespen ist und zur Resistenzvorbeugung beiträgt. Der Anwendungstermin vom Propyzamid ist im Spätherbst bis Winter. Kühle Temperaturen und genügend Bodenfeuchte sichern die Wirkung.
Bei allen Bodenherbiziden sind die Anwendungsbestimmungen zu Gewässerabständen und Auflagen auf drainierten Flächen zu beachten.
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