
Unkräuter drücken sich durch
Herbizid-Anwendungen im Winterraps können erforderlich sein, wenn mechanische Verfahren nicht ausreichen, um Unkräuter zu bekämpfen. Dabei sind die Wahl der Herbizide und der richtige Zeitpunkt entscheidend, insbesondere in Bezug auf die Verunkrautung und die Anwendungsbedingungen. In Schutzgebieten und unter bestimmten klimatischen Bedingungen müssen spezielle Vorschriften beachtet werden, um die Wirksamkeit zu maximieren und unerwünschte Effekte zu vermeiden.
von Dr. Jonathan Mühleisen, Regierungspräsidium Stuttgart erschienen am 12.08.2024Wo mechanische Verfahren nicht möglich oder ausreichend sind, können Herbizid-Anwendungen im Winterraps notwendig sein. Die Wahl der Herbizide und des Anwendungszeitpunktes richtet sich nach der Verunkrautung und den Anwendungsbedingungen. Eine wichtige Voraussetzung für eine gute Wirkung der Mittel im Vorauflauf (nach der Saat bis zum Beginn des Auflaufens der Rapskeimlinge) ist ein abgesetzter, feuchter Boden. Auf vielen Flächen, vor allem in der Nähe von Wohngebieten, ist die Anwendung von Clomazone-haltigen Mitteln aufgrund der Anwendungsbestimmungen NT154 bzw. NT155 (Abstand von 50 Metern bei Kombimitteln bzw. 20 Metern bei Solomitteln ohne Tankmischung mit anderen Pflanzenschutzmitteln oder Zusatzstoffen) zu Ortschaften, Haus- und Kleingärten, Flächen mit bekannt clomazone-sensiblen Anbaukulturen, zum Beispiel Gemüse und Beerenobst, sowie Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, und Flächen, die gemäß der Ökoverordnung und Diätverordnung bewirtschaftet werden, nicht möglich. Bei entsprechenden örtlichen Verhältnissen und wenn Tageshöchsttemperaturen von mehr als 25 °C vorhergesagt sind (NT127), müssen Clomazone-freie Herbizide zur Anwendung kommen. Unter wettergefahren.de kann eine Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes abgerufen werden. Bei der Anwendung von Clomazone wird empfohlen, einen Ausdruck der Vorhersage der Dokumentation beizulegen.
Sparprogramm kann genügen
Bei schwacher Mischverunkrautung reichen Fuego allein oder in Tankmischung mit Colzor Uno Flex sowie Gajus (nur im frühen Nachauflauf) oder Quantum aus. Bei zusätzlichem Auftreten von Klettenlabkraut ist Fuego Top das Mittel der Wahl. Wenn zusätzlich Storchschnabel-Arten auftreten, ist zum Beispiel die Anwendung von Butisan Gold oder Butisan Kombi zu empfehlen. Quantum und die Metazachlor-haltigen Mittel haben zudem eine befriedigende Wirkung gegen Ackerfuchsschwanz. Es ist jedoch zu beachten, dass innerhalb von drei Jahren die maximale Aufwandmenge – je nach Pflanzenschutzmittel – von 750 g bzw. 1000 g Metazachlor pro Hektar auf derselben Fläche, auch in Kombination mit anderen diesen Wirkstoff enthaltenden Pflanzenschutzmitteln, nicht überschritten werden darf (NG346-1 bzw. NG346).
Für Behandlungen im Nachauflauf steht mit Belkar eine Metazachlor-freie Lösung zur Verfügung, die unabhängig von der Bodenfeuchte ein breites Unkrautspektrum erfasst. Belkar darf erst angewendet werden, wenn der Raps mindestens das Zweiblattstadium erreicht hat. Die Anwendung im Splitting (zwei Mal 0,25 l/ha; erste Behandlung im Zweiblattstadium mit Synero 30 SL 0,25 l/ha; zweite Behandlung im Sechsblattstadium, mindestens 14 Tage später) ist wirksamer als eine Einmalbehandlung mit 0,5 l/ha im Sechs- bis Achtblattstadium der Kultur. Infolge der Anwendung kann es zu Wachstumshemmungen kommen, die sich jedoch wieder auswachsen.
Tankmischungen und Gräsermittel
Belkar kann in Tankmischung mit Insektiziden und Blattdüngern ausgebracht werden. Bei der Splitting-Anwendung können zur ersten Behandlung die Gräsermittel Focus Aktiv Pack oder Panarex, zur zweiten Behandlung die Fungizide Folicur, Tilmor oder Toprex zugemischt werden. Andere Gräsermittel oder Fungizide sollten sieben Tage vor oder nach den Belkar-Anwendungen zum Einsatz kommen. Auf metconazolhaltige Fungizide muss im Herbst aufgrund von Unverträglichkeiten verzichtet werden. Bei vorzeitigem Umbruch ist die Anwendungsbestimmung VA273-1 („Es ist sicherzustellen, dass im Fall eines Kulturverlustes der Nachbau von Kulturpflanzen zur Lebens- und Futtermittelerzeugung frühestens vier Monate nach der Anwendung stattfindet.“) zu beachten. Im Frühjahr können z. B. Sommergetreide, Mais, Grasmischungen und Sommerraps nachgebaut werden.
Eventuell notwendige weitere Behandlungen im Nachauflauf mit Effigo, Fox, Runway oder Stomp Aqua gegen Kamille, Klettenlabkraut, Kornblume, Klatschmohn, Rauke-Arten und andere Unkrautarten können ebenfalls nach dem Auflaufen der Rapskeimlinge durchgeführt werden. Beim Einsatz von Stomp Aqua sind die Anwendungsbestimmungen zu beachten. Das Mittel ist mit einem Wasseraufwand von mindestens 300 l/ha und einer Feldspritze mit mindestens der Abdriftminderungsklasse 90 % auszubringen (NT145). Die Fahrgeschwindigkeit darf 7,5 km/h nicht überschreiten (NT146), und die Windgeschwindigkeit darf 3 m/s nicht übersteigen (NT170).
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.