Ackerfuchsschwanz reduzieren
Ein gezieltes Ausfallsamenmanagement ist auf Flächen mit starkem Ackerfuchsschwanzbesatz entscheidend für die Bekämpfung dieser Ungrasart. Gerade nach der Ernte von Wintergetreide bietet sich ein Zeitfenster, um frisch ausgefallene Samen zum Keimen zu bringen – bevor sie in tieferen Bodenschichten in Keimruhe verfallen. Voraussetzung ist eine flache, lichtoffene Bearbeitung der Stoppel und ein angepasstes Vorgehen je nach Standort, Witterung und Feuchte.
von Dr. Jonathan Mühleisen, Pflanzenschutzdienst am Regierungspräsidium Stuttgart erschienen am 30.06.2025Letzten Herbst wurde Gerste und Weizen vielerorts später gesät. Das führte auf vielen Standorten zu einem geringeren Besatz an Ackerfuchsschwanz und hat deutlich gezeigt, dass eine spätere Aussaat, idealerweise in Verbindung mit einem falschen Saatbett, den Besatz merklich reduzieren kann. Trotzdem kam es auf klassischen Problemstandorten, wie zum Beispiel tonigen Böden oder Flächen mit einem hohen Anteil an Winterungen in der Fruchtfolge, vielfach zu einer starken Verunkrautung mit Ackerfuchsschwanz. Nun stellt sich die Frage, wie mit solchen Flächen nach der Gersten- und Weizenernte umgegangen werden soll.
Das Ziel der weiteren Flächenbewirtschaftung sollte immer sein, einen möglichst hohen Anteil der neu ausgefallenen Ackerfuchsschwanzsamen vor der Etablierung der Folgekultur zum Keimen zu bringen. Ackerfuchsschwanz erreicht die Samenreife je nach Höhenlage und Witterung typischerweise zwischen Juni und Juli. Dieser Zeitraum kann sich verlängern, wenn die Ackerfuchsschwanzpflanzen stark bestockt sind, da die Samenreife an den Nebentrieben dann zeitlich verzögert eintritt.
Keimruhe von Ackerfuchsschwanzsamen verstehen
Ackerfuchsschwanzsamen, die vor und während der Getreideernte ausfallen, befinden sich zunächst in einer primären Keimruhe. Diese kann durch Dunkelheit, beispielsweise durch den Einsatz eines Grubbers, einer Scheibenegge oder eines Pflugs, in eine sekundäre Keimruhe übergehen. Grundsätzlich gilt: Je tiefer die Samen vergraben werden, desto länger dauert die sekundäre Keimruhe. Das Ziel des Ausfallsamenmanagements sollte es daher sein, den Übergang ausgefallener Ackerfuchsschwanzsamen in die sekundäre Keimruhe zu verhindern.
Die primäre Keimruhe schwankt üblicherweise zwischen null und acht Wochen. Neben genetischen Einflüssen hängt die Dauer der primären Keimruhe von den Temperaturen ab, die im Zeitraum von der Blüte bis zur Samenreife herrschen. Hier gilt: Je wärmer es in dieser Phase ist, desto kürzer ist die primäre Keimruhe. Kältere Temperaturen (unter 20 Grad Celsius) führen tendenziell zu einer längeren primären Keimruhe.
Größere Temperaturschwankungen im Zeitraum von der Blüte bis zur Samenreife können dazu führen, dass Ackerfuchsschwanzsamen unterschiedlich lange primäre Keimruhen haben und daher mit zeitlichem Versatz über mehrere Wochen keimen. Oberflächlich liegende Ackerfuchsschwanzsamen können zudem gefressen werden oder verrotten.
Auf Problemstandorten mit Ackerfuchsschwanz sollte daher geprüft werden, ob das übliche Nacherntemanagement, das in der Regel hauptsächlich der Beseitigung von Ausfallgetreide dient, angepasst werden kann.
Angepasstes Management bei Ackerfuchsschwanzproblemen
Angepasstes Management bei Ackerfuchsschwanzproblemen
Bei Problemen mit Ackerfuchsschwanz sollten Sie das Stroh nach Möglichkeit abfahren. Dies ist wichtig, da dicke Strohmatten die Keimung der Ackerfuchsschwanzsamen durch Lichtmangel erschweren.
Anstatt der traditionell flachen Bodenbearbeitung mit Scheibenegge oder Grubber, die Ackerfuchsschwanzsamen zu tief vergraben würde, sollten die Getreidestoppeln mehrfach sehr flach mit einem Striegel bearbeitet werden. So verhindern Sie eine Bedeckung der Samen mit Erde. Wenn der Boden zwischen den Striegelgängen ausreichend feucht ist, laufen erste Ackerfuchsschwanzpflanzen innerhalb von etwa drei bis fünf Wochen auf. Wenn die primäre Keimruhe aufgrund kühler Temperaturen länger dauert, kann sich dieser Prozess nach hinten verschieben und auch über mehrere Wochen ziehen. Dies verschiebt dann auch die anschließende Grundbodenbearbeitung, Saatbettbereitung und Aussaat.
Letztlich bleibt dies eine einzelbetriebliche und flächenspezifische Entscheidung. Der vorgeschlagene Ansatz zum Ausfallsamenmanagement zielt auch lediglich auf neu ausgefallene Ackerfuchsschwanzsamen ab. Bereits vorhandene Samen im Boden aus Vorjahren können bei der Saatbettbereitung und Aussaat im Herbst unabhängig davon keimen.
Langjährige Erfahrungen auf Problemstandorten zeigen in jedem Fall, dass zugelassene chemische Lösungen immer häufiger nicht mehr ausreichen. Sie müssen durch weitere Komponenten unterstützt werden, wie zum Beispiel:
- Ein angepasstes Ausfallsamenmanagement
- Ein falsches Saatbett vor der Aussaat
- Eine spätere Aussaat von Wintergetreide
- Blindstriegeln im Vorauflauf
- Den Einbau von Sommerungen oder Kleegras (wobei Weidelgras nicht zur Samenreife kommen darf) in die Fruchtfolge.
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