Keine Anpassungsbeihilfe für Legehennenbetriebe?!
Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir ignoriere bei der Anpassungsbeihilfe die ökonomische Not der Legehennenhalter, so der Landesverband der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW). Die Eiererzeuger drängen auf sofortige Nachbesserung der Verordnung.
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Am 13. Juli 2022 hatte das Bundeskabinett das erste 180 Mio. Euro starke Hilfsprogramm als schnelle und unbürokratische Hilfe für die landwirtschaftlichen Betriebe bestätigt, welche unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges leiden. Die Anpassungsbeihilfe erreicht jedoch nicht die wirtschaftlich ebenso betroffenen Legehennenhalter.
Im Hinblick auf die realen Betroffenheiten hatte Özdemir das Thünen-Institut um Stellungnahme gebeten. Der NGW hat das Thünen-Institut bereits bei seinem ersten Gutachten zur Ermittlung der Gewinnrückgänge in den landwirtschaftlichen Geflügelbetrieben darauf hingewiesen, dass unbedingt auch die Legehennenhaltungen für den Erschwernisausgleich vorzusehen sind.
Falsche Preiskalkulation durch das Thünen-Institut
NGW-Geschäftsführer Dieter Oltmann hat dem Thünen Institut noch rechtzeitig faktisch belegt, dass bei der Kalkulation der existenziellen Gewinnrückgänge, die für einen Krisenausgleich maßgeblich sind, bei Eiern falsche Preisnotierungen zugrunde gelegt wurden. Das Thünen-Institut hatte für seine Kalkulationen anstelle der Erzeugerpreise die Großhandelspreise herangezogen. Damit sind die ermittelten Erzeugererlöse ungerechtfertigt höher ausgefallen, als sie tatsächlich erzielt werden konnten und können.
Zur Darstellung der tatsächlichen ökonomischen Situation in der Legehennenhaltung können nur die tatsächlichen Eier-Preisnotierungen als Grundlage dienen. Dann würde auch offensichtlich, dass die Legehennenbetriebe keinen Gewinnzuwachs hatten. Vielmehr haben auch hier die gestiegenen Futter- und Energiekosten seit Beginn des Kriegsgeschehens zu hohen wirtschaftlichen Schäden geführt.
Kontrakte mit dem Handel werden zum Verhängnis
Rund 70 bis 80 % der in Deutschland erzeugten Konsumeier werden in der Regel über Jahreskontrakte gehandelt. Somit profitieren die Legehennenbetriebe gar nicht von Preissteigerungen auf dem freien Markt. Ab April haben die Handelspartner durch die stark gestiegenen Futter- und Energiekosten geringfügig nachgebessert und über die Eierpackstellen ca. 0,5 bis max. 1,3 Ct./Ei mehr ausgezahlt (Ø = 0,9 Ct./Ei).
Der aktuelle Erlöspreis von ca. 8,15 Ct./Ei reicht jedoch bei weitem nicht aus, um die erheblichen Verluste beim Erzeuger von derzeit 2,5 bis 5 Ct./Ei auszugleichen. Nach rein wirtschaftlicher Kalkulation ergibt sich für die Legehennenbetriebe eine Anpassungsbeihilfe (bei einem 40 %-Ausgleich) von 299 Euro je 100 durchschnittlich gehaltene Legehennen.
Die Kontrakte zwischen Handel und Eierpackstellen laufen i.d.R. über ein Jahr. Im letzten Sommer sind die Kontraktpreise für 2022 unter völlig anderen Kostenvoraussetzungen abgeschlossen worden. Das bedeutet, dass die aktuellen Kontraktpreise noch bis zum Jahresende 2022 Gültigkeit haben und die meisten Betriebe aufgrund ihrer Lieferverpflichtungen nicht von den Preisen im freien Markt partizipieren können.
Heimische Eiererzeuger geben auf – Importländer gewinnen
Für viele Legehennenhalter kann diese Situation das Aus bedeuten, sodass die deutsche Eierwirtschaft weitere Marktanteile verlieren wird. Steigende Importe aus Ländern mit u.a. geringeren Tierschutzstandards sollen dann das Defizit ausgegleichen. Der jährlicher Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschalnd liegt bei rund 15 Kilogramm und der nationale Selbstversorgungsgrad bei nur 75 %.
NGW-Vorsitzender Friedrich-Otto Ripke stellt enttäuscht fest: "Den Niederländern, die jetzt schon 30 % des deutschen Schaleneierverbrauches decken, spielt das in die Hände. Auch Polen verzeichnet unter den gegenwärtigen Inflationsbedingungen und der damit verbundenen sinkenden Kaufkraft unserer Verbraucher gerade große Nachfragesteigerungen nach günstigeren Eiern aus Käfig- und Bodenhaltung."
"Deutsche Legenhennenhalter, die schon viele Jahre in mehr Tierschutz investiert haben, werden einmal mehr von der Bundesregierung ökonomisch völlig alleine gelassen. Verzicht auf Schnabelbehandlung und Kükentöten sind wichtige Schritte nach vorn, finanzieren sich aber nicht von allein, und schon gar nicht in Krisenzeiten, für die die Legehennenhalter nicht verantwortlich sind", sagte Ripke und forderte den Bundesagrarminister auf, bei der Anpassungshilfe sofort nachzubessern.