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Bäuerliche Erzeugergemeinschaft

Neue Wurstmanufaktur in Schwäbisch Hall

Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) investierte 5,8 Mio. Euro in eine Wurstmanufaktur, die neben dem firmeneigenen Schlachthof im Ortsteil Hessental errichtet wurde.

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Vor dem Laufband der Wurstdosen mit wiederverschließbarem Schnappverschluss, v. l.: Rudolf Bühler, Agrarminister Alexander Bonde und der Technische Leiter Steffen Noller.
Vor dem Laufband der Wurstdosen mit wiederverschließbarem Schnappverschluss, v. l.: Rudolf Bühler, Agrarminister Alexander Bonde und der Technische Leiter Steffen Noller.Bernauer
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Als Meilenstein in der Geschichte der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall bezeichnete deren Vorsitzender Rudolf Bühler die neue Wurstmanufaktur. Bei der Einweihung am 24. April verglich er die Bedeutung der hochmodernen Wurstverarbeitung für die Erzeugergemeinschaft mit dem Erwerb des einst von der Schließung bedrohten städtischen Schlachthofs im Jahr 2001.

Die BESH investierte damals „aus der Not und als Perspektive“ rund sechs Mio. Euro und im weiteren Verlauf weitere 3,5 Mio. Euro in den Erzeugerschlachthof, der nach den Worten Bühlers heute „den ersten Level im internationalen Standard erfüllt“. Mit Unterstützung der Stadt Schwäbisch Hall konnte das zwei Hektar große Areal im Gewerbegebiet Solpark in Hessental direkt neben dem Schlachthof erworben werden. In den Gebäudehüllen des ehemaligen Archivs der Bausparkasse Schwäbisch Hall sind nach zweijähriger Bauzeit die Produktionshalle der Wurstmanufaktur mit Technikneubau, eine Lagerhalle, Büroräume für die Vertriebsorganisation und ein Versammlungssaal entstanden.

Die klassische Dosenwurst vom laufenden Band

Bei der Wurstverarbeitung konzentriert sich die Erzeugergemeinschaft ganz auf die Dosenwurst, „der klassischen Büchsenwurst – ein Retroprodukt“, wie Bühler sagt. Wie bei der Hausschlachtung wird die Wurst ohne künstliche Zusätze hergestellt nach den traditionellen Rezepten von Metzgermeister Hans-Dieter Mayer, dem Patron der Manufaktur, „Bis zu 50.000 Dosen können am Tag produziert werden“, verweist der Vorsitzende stolz auf die Kapazität der neuen Anlage, die Ende Januar in Betrieb gegangen ist.

Momentan laufen täglich etwa 20.000 Dosen vom Band. Das entspricht etwa der Menge, die zuvor im Schlachthof in einer ganzen Woche hergestellt worden ist. Das Produktprogramm besteht aus drei Linien: Echt Hällische Premium-Wurstprodukte, Bio- und Demeter-Wurstware. Der Vertrieb soll bundesweit und mit Schwerpunkt im Südwesten auch über den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) erfolgen.

Das ganze Schlachttier verwerten

„Wir wollen künftig neben den Edelteilen das ganze Tier in Wert setzen“, sagte Bühler bei der Begrüßung der rund 500 Gäste, darunter zahlreiche Mitglieder, Geschäftspartner, Vertreter des öffentlichen Lebens und Landwirtschaftsminister Alexander Bonde. Ihm galt Bühlers Dank für die 25-prozentige Investitionsbeihilfe des Landes, für die sich der Minister persönlich stark gemacht habe. „Das Geld kommt direkt bei den Bauern an und ist gut angelegt, denn die Fördermittel werde in erheblichem Maß zusätzliche Wertschöpfung schaffen“, erklärte Bühler. Ein besonderes Lob sprach er der Landesregierung aus, die mit ihrer Politik die Bauern im Blick habe. Erstmals würden mit dem neuen Agrarumweltprogramm FAKT die gesellschaftlichen Zusatzleistungen in der Tierhaltung den Bauern direkt honoriert.

Heute zählt die Unternehmensgruppe in bäuerlicher Hand 1450 Mitglieder. Die Erzeugergemeinschaft wurde 1987 von acht Bauern aus der Region gegründet. Der Jahresumsatz erreicht 130 Mio. Euro mit einem Eigenkapital von 9,2 Mio. Euro bei einer konsolidierten Bilanzsumme von 30,9 Mio. Euro. „Zusammen mit mehr als 800 Stammkunden - Fachmetzgereien, Feinkostgeschäfte und Gastronomen - und rund 95 Marken stehen wir auf soliden Beinen“, sagte Bühler zur Entwicklung des Unternehmens, das „vertikale Integration“ vom Acker bis zu Teller des Verbrauchers praktiziert, von der Zucht über den Schlachthof und die Wurstmanufaktur ohne Zwischenhandel.

Solidarisches Unternehmertum vor Gewinn

Im Vordergrund stehe die bäuerliche Kultur, die Zunftsfähigkeit der Bauernhöfe in der Region und solidarisches Wirtschaften mit gleichen Rechten, Pflichten und Auszahlungspreisen für alle. Bühler kann auf die bundesweit besten Auszahlungspreise verweisen. Als der Schlachtpreis für Schweinefleisch kürzlich auf 1,28 Euro/kg absackte, beschloss die BESH, nicht unter 1,70 Euro/kg zu gehen und den Ferkelpreis bei 54,50 Euro zu halten, als am Markt nur noch ein „Spottpreis“ von 32,50 Euro bezahlt wurde.

Gut angelegt sind nach Überzeugung von Agrarminister Bonde die 1,6 Mio. Euro Marktstrukturförderung aus den Mitteln von Bund, Land und EU. Denn das Unternehmen garantiere eine hochmoderne Verarbeitung, ist mit der Region tief verwurzelt und bietet vielen Landwirten eine Perspektive. Die Möglichkeit, mit der Wurstmanufaktur nun den Schlachtkörper komplett zu verwerten, ist für den Minister auch eine Frage des ethischen Umgangs mit Tieren.

Ebenso unterstützt die Investition nach Aussage Bondes den Trend zur Regionalität, denn „regional ist erste Wahl“. Bäuerliche Betriebe sind der Schlüssel für eine nachhaltige Landwirtschaft. „Sie setzen erfolgreich auf Qualitätsführerschaft, den besonderen Umgang mit ihren Tieren und legen Ihren Schwerpunkt auf der ökologischen Produktion ohne Gentechnik“, lobte Bonde die Erzeugergemeinschaftsmitglieder. Beim anschließenden Rundgang durch die neue Wurstmanufaktur konnten sich Minister und Gäste ein Bild von der Dosenwurstherstellung machen, in der insgesamt 20 und im Kernbereich acht Mitarbeiter beschäftigt sind. 

 

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