Schwarzwaldmilch warnt vor Bio-Euphorie
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Das Jahr 2016 ist noch schwieriger als das Jahr 2015“, stellte Geschäftsführer Andreas Schneider vergangene Woche vor Journalisten in Freiburg fest. Er sieht die Krise der Branche derzeit auch gravierender an als in den Jahren 2008/09. Schneider beobachtet im Blick auf die Gesamtsituation des Milchmarktes eine große Hilflosigkeit; viele Diskussionen seien naiv. Eine Diskussion über Abnahme- bzw. Andienungspflicht führe zu gar nichts.
Zweistelliges Umsatzminus
Zwar gebe es seit einigen Wochen bei zurückgehenden Anlieferungsmengen in der EU eine Marktstabilisierung, vor allem auf der Fettseite. Aber den Umsatz für das laufende Jahr stabil zu halten sei angesichts der verheerenden Abschlüsse für die Weiße Linie im April ein sehr ambitioniertes Ziel. Per Ende Juni lag der Umsatz auf Höhe des entsprechenden Vorjahreszeitraums, wobei im Bereich der Marken ein Plus von über 3,0 Prozent zu Buche steht. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz der Schwarzwaldmilch-Gruppe um 12,6 Prozent auf 163,4 Mio. Euro. Das gedrückte Preisniveau und das Zurückfahren der Pulverproduktion sorgten für das Minus. Auch bei den Markenprodukten fehlten am Ende 2,9 Prozent Umsatz, bei Bioprodukten ergab sich ein Plus von 13 Prozent. Der Anteil der Markenprodukte bei der Produktion im Freiburger Werk stieg um acht Prozentpunkte auf 66 Prozent. In Offenburg sank der Umsatz insgesamt gesehen, bei milchbasiertem Spezialpulver und sogenannten anwendungsspezifischen Ingredients stieg er um 1,0 Prozent. Offenburg entwickle sich zu einem Standort weiter, an dem hochspezialisierte Produkte für die Ernährungsindustrie produziert werden.
Beim Milchpreis ganz vorne mit dabei
Der durchschnittliche Auszahlungspreis für konventionelle Milch lag inklusive der gängigen Zuschläge bei 37,47 Cent/kg (4,2 % Fett; 3,4 % Eiweiß brutto; inkl. 10,7 % MwSt.). Laut Schneider war das der zweithöchste Preis in Deutschland. Dabei ergab sich trotzdem noch ein Bilanzgewinn von 1,02 Mio. Euro – aus Gründen der Eigenkapitalstärkung, sagte Schneider. In diesem Jahr gehe es dagegen angesichts der extrem niedrigen Preise darum, möglichst viel Geld auf die Höfe zu bringen.
Dennoch investiert die Molkerei auch in die Marke, nicht zuletzt mit dem seit 1. Juli angelaufenen Werbevertrag mit dem SC Freiburg. Unter anderem durch Trikotwerbung ergeben sich dadurch über vier Milliarden Werbekontakte jährlich, wie Marketingleiterin Caroline von Ehrenstein berichtete. Der SC sei ein bodenständiger Partner, mit dem man die Bekanntheit regional steigern wolle, nationale Effekte nehme man gerne mit. Zur Resonanz unter den Erzeugern erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Markus Kaiser, dass seinem Eindruck nach die Mehrzahl das SC-Engagement als richtige Entscheidung ansieht.
Bioanteil nimmt zu, derzeit herrscht Aufnahmestopp
„Es entwickelt sich positiv, aber alles ist endlich“, fasste Schneider den Bio-Bereich zusammen. Im ersten Halbjahr stieg der Bio-Umsatz um 20 Prozent und die Auszahlungspreis-Differenz liege im Moment bei 19 Cent netto. Bio sei inzwischen ein reifes Marktsegment, so dass die Preise sinken könnten, sagte Schneider. Gleichzeitig werde der konventionelle Preis wieder steigen. „Wir raten davon ab umzustellen, wenn es nur um den Preisabstand geht“, betonte Schneider. Gut 15 Prozent erreicht der Biomilch-Anteil im Unternehmen inzwischen. Die Molkerei werde Ende des Jahres mehr Bio-Erzeuger haben als Ende 2015, nehme im Moment aber keine neuen Bio-Erzeuger mehr auf.
Käserei-Gedanken
Ein Bio-Produkt, das gut läuft, ist der vor knapp einem Jahr eingeführte Bergkäse in zwei Reifestufen. Eine weitere Produktvariante soll 2017 eingeführt werden, berichtete Schneider. Auch dem Thema Heumilch wolle sich die Molkerei stellen.
Wahlen in die Gremien
Auf der Generalversammlung der Milcherzeugervereinigung Schwarzwaldmilch eG in Titisee-Neustadt wurden Winfried Huber, Achern, und Peter Schwab, Titisee-Neustadt, in ihren Vorstandsämtern bestätigt. Neu im Vorstand ist Klaus Wetzel aus Utzenfeld, der vorher im Aufsichtsrat war. Andreas Rees,Horben, und Karl-Friedrich Weber, Kandern stellten sich nicht mehr zur Wahl. Ein Sitz in dem Gremium ruht derzeit. Im Aufsichtsrat wurden Wendelin Schwär, St. Märgen, und Fritz Volz, Kleines Wiesental, bestätigt. Urban Weber, St. Peter, stellte sich nicht mehr zur Wahl. Neu in den Aufsichtsrat gewählt wurden Clemens Hug, Triberg, und Manfred Hättich aus St. Peter.
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