Personalfragen aktiv angehen
Viele Betriebe sind auf der Suche nach festen Mitarbeitern. Einschätzungen, worauf es ankommt, um gute Mitarbeiter zu finden und zu halten, gibt Personalberater Dr. Clemens Schwerdtfeger im Interview mit BWagrar. Schwerdtfeger ist Inhaber und Geschäftsführer der Agri HR Consult in Emstek bei Cloppenburg mit Süd-Standort in Ulm. Er vermittelt deutschlandweit Fach- und Führungskräfte im Agrarbusiness.
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BWagrar: Wie wirkt sich der Wettbewerb um gutes Personal auf die landwirtschaftlichen Betriebe aus?
Schwerdtfeger: Die Einschläge, die der Wettbewerb um gutes Personal verursacht, kommen zunehmend auch in der Agrarbranche an. Diese Situation wird sich in den kommenden Jahren nach unserer Einschätzung weiter verschärfen. Agrarunternehmen müssen in verschiedenen Bereichen aktiv werden, um in Wettbewerb um engagierte und kompetente Mitarbeiter bestehen zu können. Dabei müssen sie nicht nur dem generell steigenden Fachkräftemangel begegnen, sondern haben auch noch mit den Imageproblemen zu kämpfen, die der Agrarbranche insgesamt anhaften. Gleichzeitig sind Menschen mit einer agrarischen Ausbildung aufgrund ihrer in aller Regel sehr ausgeprägten Teamfähigkeit und überdurchschnittlich hohen Einsatzbereitschaft auch in anderen Branchen und Berufsfeldern gerne gesehen.
BWagrar: Welche Gehälter sollten die Betriebe bezahlen, um Mitarbeiter halten zu können?
Schwerdtfeger: Wichtig ist, dass die Betriebe angemessene Gehälter zahlen. Was das konkret bedeutet, hängt nicht nur von den Aufgaben und Verantwortlichkeiten des jeweiligen Mitarbeiters ab, sondern wird auch massiv von den Lebenshaltungskosten der jeweiligen Region beeinflusst. Je nach Standort gibt es erhebliche Unterschiede. Nicht unterschätzen sollte man, dass das Gehalt auch ein Ausdruck von Wertschätzung gegenüber dem jeweiligen Mitarbeiter ist. Wer seine Mitarbeiter nicht angemessen regions- und branchenüblich entlohnt, darf sich nicht wundern, wenn diese sich beruflich verändern, was in der aktuellen Arbeitsmarktsituation leicht fällt. Und zudem sollte man den „Buschfunk-Faktor“ über den Ruf eines Unternehmens und dem Betriebsklima nicht unterschätzen. Wer meint, dass ein sicherer Arbeitsplatz allein ausreicht, wird Probleme bekommen, gute Mitarbeiter zu halten oder neue zu gewinnen.
BWagrar: Was sollten die Betriebe neben dem Gehalt noch bieten, um den Erwartungen der Bewerber gerecht zu werden?
Schwerdtfeger: Neben einer angemessenen Vergütung haben die Betriebe über Zusatzleistungen einige Möglichkeiten. Durch steuerbegünstigte Lohnzusatzleistungen wie Tank- und Warengutscheine, Kindergartenzuschüsse oder eine attraktiv gestaltete betriebliche Altersvorsorge lassen sich so genannte „Mehr Netto vom Brutto“- Effekte erzielen. Diese bringen den Mitarbeitern und den Betrieben geldwerte Vorteile. Zudem können Betriebe, die das Thema Work-Life-Balance im Blick haben, ihren Mitarbeitern auch an dieser Stelle entgegenkommen. Durch Offenheit für diese in der Agrarlandschaft häufig unterschätzten Themen dokumentieren die Unternehmen eine moderne, aktive Personalarbeit und zeigen ihren Mitarbeitern die Wertschätzung, die sich viele sehr wünschen. Das fördert die Identifikation mit dem Unternehmen und die Motivation.
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