Schweinehalter reden Klartext
Bei den Schweinehaltern im Land liegt vieles im Argen. Zur aktuellen Lagebesprechung haben die Kreisbauernverbände Biberach-Sigmaringen und Ulm-Ehingen am 20. Februar 2018 auf den Betrieb von Martina Magg-Riedesser nach Achstetten in den Landkreis Biberach eingeladen.
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Wir wollen nicht nur jammern, sondern sensibilisieren und aufklären“, sagt Magg-Riedesser. Gleichwohl macht die Gastgeberin und Vorsitzende der „Fachgruppe Schweine“ beim KBV Biberach-Sigmaringen gleich zu Beginn des Pressegesprächs am 20. Februar ihrem Ärger über die Preis-Maskenänderung von Seiten des Ulmer Schlachthofes Luft. Bei einer Lieferung von 175 Schweinen gingen ihr fast zwei Euro pro Schwein verloren. Nach der Maske vom 15. Januar fehlten Schweinehaltern bis zu drei Euro pro Schwein gegenüber der bisher gültigen Maske, hieß es auf dem Mönchhof. Dass der Schlachthof die Änderung durchsetzte, ohne Vermarkter und Erzeuger vorab zu informieren, kritisiert Magg-Riedesser besonders.
Wo sonst noch der Schuh drückt
Neben der Maskenänderung und insgesamt zu niedrigen Erzeugerpreisen gibt es viele weitere Themen rund ums Schwein, die die Tierhalter in der Region umtreiben. Da steht seit einigen Monaten die Seuchengefahr durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) ganz oben auf der Agenda. „Allein die bisherige Diskussion über die ASP hat uns über einen Zeitraum von vier Wochen zehn Cent pro kg gekostet“, meint Ernst Buck, Vorsitzender beim KBV Ulm-Ehingen. Buck und Magg-Riedesser haben große Sorgen wegen eines möglichen ASP-Ausbruchs. Buck sagt aber auch: „Falls man ein Wildschwein mit ASP finden sollte, sind noch längst nicht die Hausschweine infiziert.“ Magg-Riedesser vermisst bei ASP die Transparenz. „Wir bekommen so gut wie keine Informationen“ meinte sie. Entsprechend groß sei die Verunsicherung.
Bauern verdienen zu wenig
„Uns nimmt der Handel immer mehr vom Kuchen weg. Wir sind das Schlusslicht in der Kette“, meint Ernst Buck. Und: „Da gibt es ein paar wenige, die verdienen auf Kosten der Bauern richtig viel Geld.“ Unzufrieden zeigte sich Buck auch mit der Initiative Tierwohl, an der er auch selbst teilnimmt. Er kritisiert unter anderem, dass in der neuen Verteilungsphase ab 2018 die Zuschläge umgeschichtet und zurückgehen werden. So bestünde die Gefahr, dass Tierwohl-Maßnahmen immer mehr Standard würden, ohne zusätzliches Geld für die Bauern. Weiterhin ungelöst sei auch das Thema Ferkelkastration, Buck plädiert für eine lokale Betäubung ohne Tierarzt. Aber auch das so genannte Kastenstandurteil, nachdem die Sauen künftig nicht mehr in 70 cm breiten Kastenständen stehen dürfen, oder die Düngeverordnung, belasten die Tierhalter.
Metzger schlachten immer weniger selber
Den jüngsten Preiseinbruch vor Weihnachten auf 1,30 Euro pro SG kann Schweinezüchter Heinz Scheffold vom KBV Biberach-Sigmaringen nicht nachvollziehen. "Früher wollte die Schweine zu so niedrigen Preisen keiner mehr abholen. Heute ist das Gegenteil der Fall: Je niediger der Preis desto stärker werden die Tiere nachgefragt", so Scheffold. Diese Entwicklung zeige wie hart der Markt mittlwerweile geworden ist. So kaufen auch die Metzger die Tiere längst lieber direkt am Schlachthof als beim Landwirt, weil das Schlachten und Zerlegen mit sämtlichen Vorschriften für die Kleinbetriebe viel zu teurer geworden ist.
Die Tiere fest im Blick
Magg-Riedesser hat ihren rund zehn Jahre alten Stall mit 1200 Mastplätzen nach allen Tierschutz- und Tierwohl-Kriterien und mit vielen Fensterflächen ausgestattet. Für die Tiere gibt es Raufen mit Stroh und Spielmaterial. Das Fleisch und die Wurst aus den QS-BW Schweinen gibt es in den Lebensmittelmärkten von Feneberg zu kaufen.
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