EG schafft Umsatzplus
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Berthold Kirchmaier durfte einmal mehr ein Rekordergebnis präsentieren. So liegt die gesamte Vermarktungszahl der EG und ihrer Tochterfirma, der Allgäu Schlachtvieh GmbH, für 2019 bei insgesamt 59.046 Rindern (Vorjahr: 58.125). „Ursprünglich sind wir als reine Kuhvermarktungsorganisation gestartet“, erinnerte Kirchmaier. Die letzten Jahre kamen zunächst Bullen- und Färsenschlachtungen, seit einiger Zeit nun auch Kälber und Fresser hinzu.
Für Best-Beef neu aufgestellt
Der Gesamtumsatz der EG und der Allgäu Schlachtvieh GmbH lag bei 61,24 Mio. Euro. Das waren 481.000 Euro mehr als im Vorjahr. Das Jahresergebnis liegt bei 142.000 Euro. Preislich hätten die Kühe nachgegeben, ebenso wie die Bullen. Sonst, so Kirchmaier, wäre der Umsatz noch deutlich höher gewesen. Stolz ist man über die Teilnahme am Best-Beef-Programm für McDonalds. An dem Programm ist die EG mit 1400 von insgesamt 1800 Betrieben beteiligt. Diese Best-Beef-Betriebe wurden 2019 neu erfasst und dokumentiert.
Mitgliederzahl hält sich stabil
Derzeit hat die EG insgesamt 4918 Mitgliedsbetriebe, davon 936 Biobetriebe. Kirchmaier schätzt, dass bei rund 1000 Bio-Betrieben der Höhepunkt im Bio-Bereich erreicht sein könnte. „Im Allgäu ist die große Umstellungswelle durch“, schätzt Kirchmaier. Die Mitgliederzahl bei der EG insgesamt halte sich im Württembergischen Allgäu relativ konstant.
Leckeres Rindfleisch aus dem Allgäu
Kirchmaier erläuterte, dass die Betriebe viel in Tierwohl und bessere Ställe investieren. Über 80 Prozent der Tiere würden auf Stroh gemästet. „Da hat man uns vor einigen Jahren noch belächelt“, so Kirchmaier. Geboren, gemästet, geschlachtet und zerlegt in Bayern oder Baden-Württemberg. „Das ist unser Trumpf, mit dem wir die Verbraucher überzeugen müssen“, meinte Kirchmaier und verlangte von Tönnies, diese Produkte mit diesem Alleinstellungsmerkmal auch mit zu bewerben, um sie dann im LEH besser verkauft zu bekommen. „Die Leute müssen heimisches Fleisch kaufen, dann haben wir Chancen auf bessere Preise“, so Kirchmaier.
Erfolgreiche Biovermarktung – Vion und Tönnies Hauptabnehmer
Im Biobereich ist die EG über ihre Tochtergesellschaft Allgäuhof nach eigenen Angaben der größte Vermarkter in Deutschland. Über diese Schiene wurden 5753 Tiere geschlachtet, hauptsächlich Kühe – pro Woche etwa 85 Stück. Für Bio-Qualität gibt es einen Zuschlag von 50 bis 60 Cent auf die Notierung.
Insgesamt hat die EG nach eigenen Angaben etwa ein Dutzend Vermarktungspartner, zu den Hauptabnehmern gehören der Vion-Schlachthof in Buchloe sowie Tönnies in Kempten.
Tönnies ist weltweit unterwegs
Dass Tierhalter und Schlachtindustrie in einem Boot sitzen, meinte Karl-Heinz Schlegel. Er leitet das Rindfleischgeschäft bei Tönnies. Tönnies möchte am weltweit steigenden Fleischbedarf partizipieren. Bereits heute erwirtschaftet der Fleischkonzern mit rund 16.500 Mitarbeitern in 26 Ländern einen Jahresumsatz von rund 7 Mrd. Euro.
Verschiebungen an den weltweiten Fleischmärkten
In China, so Schlegel, würde nicht nur gerne Schweinefleisch gegessen, sondern weltweit auch die meisten Rinder geschlachtet. Im vergangenen Jahr habe China knapp 2 Mio. Tonnen (t) Rindfleisch importiert, wobei aus Europa nur die Franzosen, Iren und Serben Rindfleisch liefern dürfen. Die Schweinepest in China habe den Markt insgesamt verändert und die Handelsströme deutlich verschoben. „Das gilt auch für Corona, wie wir es die nächsten Wochen und Monate erleben werden“, meinte Schlegel. Derzeit würden in den chinesischen Häfen Schiffe mit 6000 Containern Rindfleisch aus den USA und aus Brasilien festliegen, berichtete Schlegel. Das seien 150.000 t Rindfleisch, die nicht abgeladen und verteilt werden können, weil es wegen Corona keine Arbeiter gebe, die die Schiffe entladen.
Marktanteil für hochpreisige Ware noch gering
In Europa gehe der Fleischkonsum zurück. „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht vom Markt verabschieden“, warnte Schlegel. Dramatisch seien die Rückgänge beim Schweinefleisch. Bei Rindfleisch sei der Verzehr zwar noch relativ konstant. Laut Schlegel könne aber keine Rede davon sein, dass man sich in Deutschland von der Geiz-ist-Geil-Mentalität verabschiedet habe. Er berichtet: „Wir haben Bio-Programme am Laufen, mit allen möglichen Zertifizierungen, das ist Fleisch vom Feinsten. Es stammt von lediglich 200 Schweinen die Woche, erschreckend, wie schlecht hier der Absatz läuft.“ Schlegel erzählt weiter, dass am Monatsende, wenn in den Haushalten das Geld knapp werde, deutlich weniger Edelteile gekauft würden. „Gekauft wird dann Lyonerwurst, aber kein Schinken mehr“, erlebt Schlegel. Weiterhin sehr wichtig sei der Aufbau von eigenen Marken sowie Innovationen.
Nachfrage bei Rindfleisch in Deutschland schwach
In den ersten neun Wochen in 2020 gingen die Rinderschlachtungen um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. „Wir haben kein Zug aus dem Markt und deswegen können wir auch keine besseren Preise zahlen“, meinte Schlegel. Konservenhersteller hätten in diesen Tagen Hochkonjunktur. Bei der Frischware hoffe man auf das Ostergeschäft. Mittlerweile ist aber die Nachfrage nach Rindfleisch wegen der Coronakrise regelrecht eingebrochen.
Schlachtbranche vor großen Herausforderungen
In Deutschland habe es 2019 keinen einzigen Rinderschlachthof gegeben, der eine schwarze Null geschrieben habe, meinte Schlegel. Das liege zum großen Teil daran, dass die Rinderhäute nicht mehr gefragt seien, weder von der Schuhindustrie noch von der Autobranche würden sie noch in größeren Mengen nachgefragt. Selbst Autos seien heutzutage vegan – ein Trend, der die Schlachtbranche in Atem halte. Sie stünde vor gravierende Veränderungen, die eine große Marktbereinigung nach sich ziehen könnten.
Tönnies setzt auf technische Innovationen
In Deutschland schlachtet Tönnies die Rinder in Kempten, in Badbergen, in Wilhelmshafen, in Rheda und nahe der holländischen Grenze in Legden. Zentrum der Rinderschlachtungen ist Badbergen. Der Konzern will dort über 80 Mio. Euro investieren, vor allem in neue Kühltechnik. Ziel seien 900 Rinder am Tag beziehungsweise 5000 die Woche. In Rheda werden in der Woche 135.000 Schweine geschlachtet. Hier entwickelt sich die Automatisierung sehr stark weiter. Bei den Rindern sind die Stückzahlen deutlich geringer, weshalb es hier mit der Automatisierung schwieriger sei. Doch auch bei den Rindern kämen zunehmend Roboter zum Einsatz. Gesägt werde mit Hilfe von 3D-Robotern, die Sortierung erfolge automatisch. Auch in Kempten will man Kühlhäuser anbauen und das Italiengeschäft ausbauen.
Offene Kommunikation und Transparenz
Fazit und Ausblick: Tierschutz und nachhaltige Nutzung der Ressourcen nehmen nach Einschätzung von Karl-Heinz Schlegel weiter zu. „Wer das nicht versteht oder verstehen will, wird nicht länger im Geschäft bleiben können. Und wer bei Verstößen gegen den Tierschutz zuschaut, ohne etwas dagegen zu unternehmen, mache sich mit strafbar“, sagt Schlegel. Ihm geht es darum, gesättigte Märkte vorsichtig weiter auszubauen, unter anderen den Färsenmarkt. Was für ihn zählt, ist eine offene und transparente Kommunikation. Sein Credo: „Wir wollen offen und ehrlich mit dem Schlachten umgehen. Wir tun nichts Verbotenes, wir ernähren die Bevölkerung.“
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