Notruf aus dem Forst
Deutschlands Wälder leiden stark unter den Folgen des Klimawandels. Dringend notwendig sind jetzt Fachkräfte, um die Schäden zu beseitigen und um Wälder präventiv vor Folgeschäden zu schützen.
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Trockene Sommer, Käferbefall, Stürme. Deutschlands Wälder sind von den Auswirkungen extremer Wetterereignisse betroffen. Harald Schaum, stellvertretender Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, verweist auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Danach hat sich der Einschlag beim Schadholz in Deutschland zwischen 2017 und 2020 auf rund 60 Millionen Kubikmeter verfünffacht. Zuletzt wurden drei von vier Bäumen, die geschlagen wurden, wegen Schäden gefällt, jeder zweite davon wegen Insektenbefalls. Laut Bundeslandwirtschaftsministerium sind aktuell 277.000 Hektar in Deutschland neu zu bewalden. Das ist eine Fläche größer als das Saarland. In dieser Situation kann der Wald nicht einfach sich selbst überlassen werden. Ohne einen massiven Personalaufbau in der Branche könnte sich die Lage in den kommenden Jahren weiter zuspitzen und damit auch den wichtigen Beitrag, den der Wald für den Klimaschutz leistet, gefährden. Davor warnt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zum Internationalen Tag des Waldes.
11.000 zusätzliche Beschäftigte nötig
„Nachhaltig angelegte Wälder kompensieren Millionen Tonnen CO2, sie regulieren die Temperatur und sind Erholungsorte für die Menschen“, betont Harald Schaum. Der Umbau des Waldes, weg von Monokulturen, hin zum klimastabilen Mischwald, sei eine „Mammutaufgabe“, die sich nur mit mehr Fachkräften bewältigen lasse. Nach Einschätzung des IG BAU-Vize sind dafür bundesweit mindestens 11.000 Beschäftigte zusätzlich nötig. „Wenn es nicht gelingt, mehr Menschen für die Arbeit im Forst zu gewinnen, kann es passieren, dass wir in einigen Regionen bald keinen Wald mehr haben, der den vielfältigen ökologischen und ökonomischen Aufgaben gerecht wird“, so Schaum.
Politik sieht Handlungsbedarf
„Die Politik hat mittlerweile den Ernst der Lage erkannt. Doch die einmalige Bundesförderung von 500 Millionen Euro, mit der Waldbesitzer seit gut einem Jahr bei der Aufforstung unterstützt werden, reicht bei weitem nicht aus“, kritisiert Schaum. Insbesondere bei den Ländern und Kommunen, denen ein Großteil der Wälder gehört, sieht die IG BAU massiven Nachholbedarf: „Die öffentliche Hand hat die Forstwirtschaft über viele Jahre kaputtgespart und Personal abgebaut. Das rächt sich jetzt.“ Tausende Forstwirte, Forstwirtschaftsmeister und Revierleiter würden in den nächsten Jahren aus dem Erwerbsleben scheiden, ohne dass genügend Nachwuchskräfte nachkommen, so Schaum.
Forstwirtschaft für den Nachwuchs attraktiv machen
Schaum ruft private Waldbesitzer, Bund, Länder und Kommunen dazu auf, sich dringend um den Personalaufbau zu kümmern. „Jugendliche und Berufsanfänger interessieren sich besonders stark für das Klima und wollen etwas für den Umweltschutz tun. Dieses Potential sollte der Forst nutzen“, sagt Schaum. „Entscheidend ist, dass die Arbeit für Nachwuchskräfte attraktiver wird. Dazu gehören eine faire Bezahlung, Weiterbildungsmöglichkeiten und unbefristete Verträge“, so Schaum. Arbeitgeber dürften nicht zulassen, dass Azubis die Branche oft direkt nach ihrer Ausbildung wieder verließen. Gerade die Forstbetriebe der Kommunen und Länder sollten deshalb auf Attraktivität und eine Übernahmegarantie setzen.
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