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UEG Hohenlohe-Franken

Mitten im Strukturwandel

Die Unternehmensgruppe UEG Hohenlohe-Franken aus Niederstetten im Main-Tauber-Kreis erzielte im Geschäftsjahr 2021 einen Bruttoumsatz von 79,82 (2020: 89,99) Mio. Euro. Der Rückgang von 11,3 Prozent ergab sich aus einem verringerten Tierumsatz und zu niedrigeren Preisen.

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Herbert Klein (rechts) mit seinem Nachfolger Uwe Rüttiger im Hof der Alten Turnhalle in Niederstetten.
Herbert Klein (rechts) mit seinem Nachfolger Uwe Rüttiger im Hof der Alten Turnhalle in Niederstetten.D. Singler
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Der Vorsitzende der UEG Hohenlohe-Franken, der Schweinehalter Matthias Frieß, bewertet das Wirtschaftsergebnis nüchtern: „Wir stehen mitten im Strukturwandel“, sagte er vor einigen Wochen auf Nachfrage und meint damit, dass unter den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bereits viele Schweinehalter den Betriebszweig aufgegeben hätten. Frieß rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit weiter sinkenden Tierumsätzen, weil nach seiner Einschätzung weitere Betriebe die Schweinehaltung aufgeben werden.

In einer Broschüre zur 23. ordentlichen Hauptversammlung der UEG Hohenlohe-Franken w. V. am 21. Juni in Niederstetten listet der Vorsitzende weitere Gründe für den Umsatzrückgang auf: Nach diesen Angaben war „Corona auch im vergangenen Jahr das beherrschende Thema“ für die Schweinehalter, das bis in den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) hinein zu spüren war. So ging die Schweinefleischnachfrage zurück und der Erzeugerpreis sank ab Ende August auf bis zu 1,30 Euro je Kilo Schlachtgewicht. Ab Herbst 2021 verteuerten sich auch die Futtermittel. Die Schweine-Erzeugerpreise erholten sich erst ab Mitte Februar dieses Jahres. Die angespannte finanzielle Lage der Höfe wurde lediglich durch die staatlichen Coronahilfen gemildert, schreibt Frieß.

Strukturbruch droht

Die unerwartet dynamische Erholung der Schweinepreise zu Jahresbeginn brachte nicht die erhoffte Entspannung für Ferkelerzeuger und Schweinemäster. Weil die Futterpreise infolge des Kriegs in der Ukraine „geradezu explodierten“, bestehe weiterhin ein ökonomisches Defizit in der Schweinehaltung. Matthias Frieß schließt das Vorwort mit einer deutlichen Warnung: „Es ist jetzt mit dem befürchteten Strukturbruch zu rechnen.“

Die Umsatzentwicklung der UEG lässt sich an den Tierumsätzen ablesen. So hat die UEG einen Rückgang bei der Ferkelvermarktung von knapp 75.000 Stück oder minus 13,6 Prozent auf nahezu 475.000 Stück hinnehmen müssen. Die Preise sind um 32 Prozent auf den Notierungspreis von 35,77 (Vorjahr: 52,70) Euro für ein 25-Kilo-Ferkel gefallen. Ähnlich verhielten sich die Mastschweinepreise, die auf den VEZG-Basispreis von 1,33 (1,57) Euro je Kilo Schlachtgewicht gefallen sind. Erfreulich ist hingegen die gewachsene Mastschweinevermarktung um fast 29.000 Stück auf knapp 293.000 Tiere.

Insgesamt hat die UEG Hohenlohe-Franken im vergangenen Jahr 783.000 Tiere einschließlich Sauen, Ebern, Großvieh und Schafen erfasst, 47.000 Tiere oder sechs Prozent weniger als im Geschäftsjahr 2020. Die Ferkelerfassung mit Baby-, Aufzucht- und 30-Kilo-Ferkeln bleibt das wichtigste Geschäftsfeld mit einem Anteil von rund 60 Prozent an der Gesamterfassung. Im Schnitt wurden je Partie 189 Ferkel beziehungsweise 61 Mastschweine angeliefert.

Geschäftsführerwechsel: Klein geht, Rüttiger übernimmt

Bei der UEG steht ein Wechsel in der Geschäftsführung an: Nach mehr als 35 Jahren als UEG-Geschäftsführer wurde Herbert Klein (66) am 21. Juni 2022 im Rahmen der Jahreshauptversammlung in den Ruhestand verabschiedet. Mit Uwe Rüttiger (51) steht sein Nachfolger bereit, der seit 2016 der Unternehmensgruppe angehört.

Herbert Klein kam Anfang des Jahres 1987 zur UEG. „Der Start war nicht einfach“, notiert der  Hohenloher in einer selbst verfassten UEG-Chronik, „denn die Ferkelpreise waren im Keller und der Absatz schwierig“. Wie sich die Einschätzungen von einst und jetzt gleichen. Präziser lässt sich die gegenwärtige Lage der Sauenhalter wohl nicht beschreiben. Doch Herbert Klein spannt den Bogen weiter. Indem er die Unternehmensentwicklung von 1979 bis heute nachzeichnet, gibt der Schweineexperte auf 20 eng beschriebenen Seiten im A4-Format teils sehr persönlich Einblick in die Schweinevermarktung der vergangenen 40 Jahre im Südwesten bis heute: Er erwähnt die einst führende Stellung Hohenlohes in der Ferkelvermarktung, beschreibt die Ausweitung des Geschäftsgebiets und geht auf lokale Wettbewerbsverhältnisse und persönliche Begegnungen ein, beispielsweise die Annäherung an den Lebensmitteleinzelhandel.

Auch dieses Thema ist bis heute aktuell, nämlich der Versuch, Bauern und Geschäftsleute aus dem Lebensmittelhandel unter einen Hut zu bringen. Klein kommt zum Schluss, dass ihm und seinen Mitstreitern diese Aufgabe gelungen ist, weil „unsere Auszahlungspreise immer über dem Landesschnitt lagen und damit eine höhere Wertschöpfung bei unseren Betrieben angekommen ist. Über die Jahre sind das mehrere Millionen Euro“. Herbert Klein verschweigt in seiner Bilanz nicht, dass die Branche in den vergangenen vier Jahrzehnten einem harten Strukturwandel unterworfen war: „Von ehemals über 700 Ferkelerzeugern in Hohenlohe haben über 90 Prozent der Betriebe inzwischen aufgehört.“ 

Um den Berufsstand verdient gemacht

Herbert Klein hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einen Namen als Schweinemarktexperte weit über Hohenlohe hinaus gemacht. So war er neben seiner Arbeit für die UEG zeitweise Geschäftsführer der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG), die die wöchentliche Preisinfo für Schlachtschweine herausgibt. In dieser Funktion hat der Hohenloher bundesweit Kontakte zu Erzeugergemeinschaften und Schlachtbetrieben geknüpft. Bei der Verabschiedung beschrieben alle Redner den scheidenden Geschäftsführer als harten Verhandler, der stets den Vorteil zugunsten der Schweinehalter suchte. Der UEG-Vorsitzende Matthias Frieß charakterisierte Klein mit den Eigenschaften „Leidenschaft, Tatkraft und Weitblick“. In Würdigung seiner Verdienste um die Landwirtschaft und den Berufsstand ehrte der Landesbauernverband (LBV) Herbert Klein mit der Silbernen Ähre des Verbandes.

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