Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Nachhaltige Landwirtschaft

Mehr Mut für den ersten Schritt

Offenheit und Kommunikation waren die wichtigsten Stichworte beim Agrartag der Volks- und Raiffeisenbanken in Laupheim. Die Redner zeigten unterschiedliche Wege auf, wie Landwirte sich dem Ziel der Nachhaltigkeit nähern können. Sie gaben den Zuhörern Tipps zur Umsetzung nachhaltiger Energiesysteme und zu fruchtbarer Zusammenarbeit.

Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion blickten auf volle Reihen und gut gelaunte Zuhörer. Ein Online-Umfrageportal ermöglichte die direkte Interaktion des Publikums mit den Rednern.
Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion blickten auf volle Reihen und gut gelaunte Zuhörer. Ein Online-Umfrageportal ermöglichte die direkte Interaktion des Publikums mit den Rednern.Braun
Artikel teilen:

Der Baden-Württembergische Genossenschaftsverband hat die diesjährigen VR-Agrartage unter das Motto „Zukunftsmodell nachhaltige Landwirtschaft“ gestellt. 350 Teilnehmer und Teilnehmerinnen fanden sich am 9. November in Laupheim ein, um sich über neue Ideen und Ansätze für die eigene Landwirtschaft zu informieren.Agraringenieur und Landwirt Thomas Karle aus Kupferzell rief dazu auf, Neues zu wagen und Veränderungen in kleinen Schritten anzugehen. Anschaulich demonstrierte er dies am Beispiel seines eigenen Betriebes. Als er den neuen Betriebszweig Biogas in seinen Hof aufnahm, änderte sich alles. Er fing mit 55 kW an, inzwischen ist er bei 1,4 MW und hat ein ganzes Energienetz gesponnen. Aus dem eigenen Betrieb und von neun weiteren Landwirten bezieht er Gülle, Pflanzenreste, Maisstroh und Trester. Aus einer einzigen Idee sind neue Pfade entstanden. Seit elf Jahren versorgt Thomas Karle ein ganzes Dorf mit einem nachhaltigen Wärmenetz. Dadurch spart das Bioenergiedorf Füßbach 100.000 Liter Heizöl pro Jahr. „Innovationen beginnen mit Neugier. Es müssen nicht immer gleich die größten Investitionen sein, um etwas zu verändern. Fangen Sie klein an. Und lassen Sie sich nicht entmutigen, denn Fehler bewirken Fortschritt“, motivierte Karle.

Klein angefangen

Mit einer kleinen gebrauchten Pelletiermaschine begann er in seiner Garage, Gärreste in Dünger umzuwandeln und verkaufsfähig zu machen. Daraus ist ein ganzer Betriebszweig geworden und heute verkauft er den Naturdünger erfolgreich. Das nächste Projekt läuft bereits: Thomas Karle hat die E-Mobilität nach Füßbach geholt. Zwei Elektroautos stehen den Dorfbewohnern zur Verfügung. Sie wurden so gut angenommen, dass mehrere Bewohner ihr Zweitauto abgeschafft haben. Diese Beispiele zeigten beeindruckend, wie Nachhaltigkeit in die Landwirtschaft eingeflochten werden kann. Thomas Karle riet, Mut zum Nach- und Umdenken zu haben und aus allen Krisen positive Veränderungen zu schaffen. „Kooperation statt Konkurrenz: Nur gemeinsam sind wir stark, das gilt auch für die Landwirtschaft. Teilen Sie sich zum Beispiel Maschinen. So senken Sie Kosten und steigern die Effizienz“, ermutigte Karle. Die Landwirtschaft habe eine Schlüsselrolle in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Dies sei Verantwortung und Privileg zugleich.

Hofübergabe steuern

„Nachhaltig in die nächste Generation – die beglückende Hofnachfolge“, lautete die Präsentation von Rolf Brauch, Familienberater und langjähriger Leiter der Bauernschule Nordbaden. Auf den ersten Blick habe die Hofnachfolge wenig mit Nachhaltigkeit zu tun. Doch Rolf Brauch legte dar, dass die geglückte Hofübergabe der Grundstein für einen zukunftsträchtigen Betrieb ist. Nur wer frühzeitig mit der Planung beginnt und offen über jegliche Themen kommuniziert, kann frei von Ärger und schlechtem Gewissen über positive Veränderungen und Chancen nachdenken. „Treten Sie die Feuer aus, solange sie klein sind. Werden Sie sprach- und handlungsfähig“, riet Brauch.

Er beschrieb die Familie als Humus, der Ideen wachsen und gedeihen lässt, aber auch ausreichend gepflegt werden will. Eltern müssen bereit sein, den Betrieb loszulassen und den Jungen die Freiheit zu geben, sich neu zu orientieren und Interessen auszuleben. „Schweigen ist Sprengstoff. Beginnen Sie früh, zu reden, denn Zeit schenkt Optionen. Bedenken Sie, dass jede Generation ihre eigenen Wünsche hat“, gab Brauch den Zuhörern mit. Durch Vertrauen und Freiheit entsteht für die Nachfolger die Möglichkeit, langfristige und nachhaltige Wege zu gehen.

Pioniere der Veränderung

Passend dazu legte Dr. Alfred Strigl von der Universität für Bodenkultur in Wien die Chancen dar, die im Transformationsprozess hin zur nachhaltigen Landwirtschaft liegen. Auch er rief zu Mut und Tatendrang auf. „Der Mensch gestaltet die Erdoberfläche 3000-mal stärker als alle Naturgewalten zusammen. Diese Kraft müssen wir klug einsetzen“, beschrieb Strigl. Anhand von verschiedenen Beispielprojekten, die in Südtirol bereits umgesetzt wurden, zeigte er, dass überall Potenzial zur Verbesserung besteht. Dieses muss nun genutzt werden. „Tun Sie sich zusammen. Aus mehreren Nichtwissern können Ideen entstehen, wenn sie sich nur trauen“, regte Strigl an. Aus Träumen entstehen klare Ziele, die beherzt und durch kreative Innovationen erreicht werden können.

Gleichberechtigung macht nachhaltig

„Beim Weg in die nachhaltigere Landwirtschaft fehlen vielfältige Betriebsformen. Frauen sollten die Ehegatten-GbR einfordern, da sie meist genauso viel zum Betrieb beitragen wie die Ehemänner und Söhne. Es ist wichtig, das gemeinsame Lebenswerk auch gemeinsam nach außen hin zu vertreten“, meinte die Vizepräsidentin des Landesbauernverbandes Baden-Württemberg, Roswitha Geyer-Fäßler, in der abschließenden Podiumsdiskussion. Mit diesem Aufruf und einer Menge Gedankenanstöße endete der erfolgreiche Agrartag in Laupheim.

Weitere VR-Agrartage:

  • 22. November 2022 in der Stadthalle Sigmaringen
  • 24. November 2022 im Carmen-Würth-Forum Künzelsau sowie digital

Weitere Infos finden Sie unter https://vr-agrartage.de/.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren
Ort ändern

Geben Sie die Postleitzahl Ihres Orts ein.