Neue Strukturen
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Mit der Satzungsänderung wollen die Mitglieder die Erzeugergemeinschaft, die bislang auf das Gebiet des einstigen Kraichgau Raiffeisen-Zentrums zugeschnitten war, den aktuellen Anforderungen anpassen. Seit einem Jahr sind die ehemalige BAG Franken und LABAG Marbach mit dem Kraichgau Raiffeisen-Zentrum (KRZ) in der AGROA Raiffeisen e. G. - Agrargenossenschaft mit regionaler Ausrichtung – zusammengeschlossen.
Gastredner auf der Versammlung war Dr. Stefan Meister, Politologe und Russlandkenner aus Berlin, der über die „Auswirkungen von Putins Krieg“ referierte. Er erläutere die Hintergründe und globalen Zusammenhänge im aktuellen Kriegsgeschehen in der Ukraine.
Massiver Einschnitt in globale Exportmärkte
Der Ukraine-Krieg hielt auch die Getreide- und Ölsaatenmärkte in Atem, erklärte Schriftführer Dieter Schleihauf in seinem Rückblick auf die Agrarmärkte 2022. An den weltweiten Exportmengen hielten die Ukraine und Russland zusammen einen Anteil von 69 Prozent bei Sonnenblumenöl, 28 Prozent bei Weizen und 15 Prozent bei Mais. Nach der teilweisen Zerstörung der ukrainischen Seehäfen konnte über alternative Routen nur ein Bruchteil der seitherigen Mengen exportiert werden. Für viele Staaten in Afrika und Asien war die Ukraine die Kornkammer und ein sehr wichtiger Lieferant. Spätestens seit Indien im Mai einen Exportstopp für Weizen erlassen hatte, zeichnete sich eine globale Nahrungsmittelkrise ab.
Unter dem durch Vereinte Nationen und der Türkei vermittelten Getreideabkommen konnten seit Ende Juli mehr als 20 Mio. Tonnen Getreide und Ölsaaten aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen exportiert werden. Die Preise blieben wegen der ausgeprägten Trockenheit in Europa dennoch stabil. Eine grundlegende Änderung nahm der Markt erst nach Aufkündigung des Getreideabkommens durch Putin Ende Oktober. Einem kurzfristigen Preisanstieg folgte ein heftiger Abstieg, der sich im Januar nochmals verstärkte. Bei Weizen sorgten an der Börse maßgeblich Finanzinvestoren für Shortpositionen in Rekordhöhe.
Bei der Weltgetreideernte bleibt ein Defizit
Hierbei stand allein die aktuelle Versorgungslage im Fokus. Fundamentale Daten wurden vernachlässigt, kritisierte Schleihauf, der als Prokurist in der AGROA für das Absatzgeschäft zuständig ist. Außer dem anhaltenden Warenstrom aus Russland und der Ukraine kommt aktuell noch die australische Rekordernte auf den Markt, die momentan die Missernte in Argentinien ausgleicht. Insgesamt weist die globale Getreideernte jedoch ein Defizit von 30 Mio. Tonnen aus, das sich durch die nächste Ernte nicht verbessern wird.
Schleihauf begründet dies mit der nochmals geringer ausfallenden Ernte in der Ukraine, den schlechten Zustand der Winterweizenbestände in den USA infolge der Trockenheit, bei der nach Voraussage der „Wetterfrösche“ keine Entspannung zu erwarten ist. Russland wird seine Rekordernte von 2022 nicht wiederholen können. So wird man den Blick auf die neue Ernte auf der Nordhalbkugel richten, mit der sich allein auf Grund der fundamentalen Daten Chancen ergeben.
Markt bleibt unbeständig
Die Situation in der Ukraine wird weiterhin die Märkte bestimmen, sagt Schleihauf voraus. Eine Verlängerung des Getreideabkommens ist ebenso offen wie der weitere Kriegsverlauf. Die Entwicklung der Weltwirtschaft wird sich unmittelbar auf die Getreidemärkte auswirken. Ein hoher Rohölpreis unterstützt sie über die Beimischung von Getreide und Ölsaaten. Letztlich muss auch im kommenden Jahr von einer sehr hohen Volatilität sowohl bei Getreide und Ölsaaten als auch bei Energie und Düngemitteln ausgegangen werden.
In der Vergangenheit hat sich Russland zum wichtigsten Weizenexporteur auf dem Weltmarkt entwickelt und spielt bei der globalen Versorgung mit Düngemitteln, Erdgas und Rohöl eine bedeutende Rolle. Produktionsausfälle oder Sanktionen hatten oftmals einschneidende Auswirkungen auf die europäische Landwirtschaft. Gravierende Folgen für die Landwirte hätte auch eine beschleunigte Aufnahme der Ukraine in die EU. Sie wäre dann mit Abstand größter Weizenexporteur. Die aktuelle EU-Agrarpolitik einschließlich Förderung wäre dann wohl nicht mehr haltbar, gab Schleihauf zu bedenken.
Neuer Name: AGROA Raiffeisen Erzeugergemeinschaft
Der Vorstand legte nach dem Tätigkeitsbericht Schleihaufs im vergangenen Jahr sein Hauptaugenmerk auf die Weiterentwicklung der Erzeugergemeinschaft, deren 420 Mitglieder 1937 Hektar Eppinger Gold-Gerste im Vertragsanbau haben. Die Satzungsänderung wurde von der Versammlung einstimmig angenommen. Mit ihr wurde der gebietlich erweiterten Erzeugergemeinschaft ein neuer rechtlicher Rahmen und ein neuer Namen gegeben. Der Verein heißt jetzt AGROA Raiffeisen Erzeugergemeinschaft e. V..
Wahlen zum erweiterten Gremium
Bei der Wahl des um acht auf 15 Mitglieder erweiterten Gremiums wurden von der Versammlung einstimmig gewählt: Zum 1. Vorsitzenden Markus Rupp, Eppingen-Rohrbach; 2. Vorsitzender ist Markus Wemmer, Siegelsbach; Stellvertretende Vorsitzende: Jochen Kautzmann aus Rosenberg-Sindolsheim und Maik Weiler aus Kirchberg-Zwingelhausen. Die Beisitzer sind: Marius Denninger, Untergriesheim; Ulrich Gebhard, Eppingen-Richen; Rainer Holdermann, Zuzenhausen; Hartmut Keim, Gundelsheim-Bernbrunn; Steffen Klotz, Steinheim; Markus Kratzmüller, Neuenstadt-Stein; Harald Krepp, Gemmingen-Stebbach; Iris Remmele, Beilstein; Eckhard Schechter, Kirchardt-Bockschaft; Andreas Sommer, Dielheim-Unterhof und Lars Unangst aus Buchen-Bödigheim.
Nicht mehr zur Wahl gestellt hat sich der seit 2008 amtierende 1. Vorsitzende Friedhelm Zoller, der maßgeblich an der Zusammenarbeit mit der Sapporo Brauerei und Durst Malz beteiligt war. Ebenfalls ausgeschieden ist der für die Versammlung entschuldigte Rüdiger Junker, der von 1999 bis 2011 Zweiter Vorsitzender und zuletzt Beisitzer war. Verabschiedet wurde auch Hans Kaiser, der seit 2011 stellvertretender Vorsitzender war und diese Position bereits bei der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsgetreide Meckesheim innehatte.
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